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Das Schwert der Vorsehung

Das Schwert der Vorsehung

Titel: Das Schwert der Vorsehung Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Andrzej Sapkowski
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Fässchen Tran, sechshundert Tonschalen und achtzig Pfund Bienenwachs. Den Tran habe ich übrigens sehr billig gekauft, denn er war schon ein bisschen überlagert. Ach, fast hätt ich’s vergessen. Ich habe noch hundert Ellen Baumwollschnur gekauft.«
    Es trat eine lange, sehr lange Stille ein.
    »Überlagerten Tran«, sagte Dainty schließlich, wobei er jedes einzelne Wort sorgfältig aussprach. »Baumwollschnur. Kalmusextrakt. Ich glaub, ich träume. Ja, das ist ein Albtraum. In Nowigrad kann man alles kaufen, alle wertvollen und gefragten Dinge, und dieser Kretin gibt mein Geld für irgendwelche Scheiße aus. In meiner Gestalt. Ich bin erledigt, mein Geld ist futsch, mein Ruf als Kaufmann ist futsch. Nein, ich hab genug. Leih mir das Schwert, Geralt. Ich bringe ihn auf der Stelle um.«
    Die Tür des Alkovens ging quietschend auf.
    »Kaufmann Biberveldt!«, krähte das eintretende Subjekt in einer purpurfarbenen Toga, die an der dürren Gestalt hing wie an einer Stange. Auf dem Kopf trug es einen Samthut von der Form eines umgekehrten Nachttopfs. »Ist der Kaufmann Biberveldt hier?«
    »Ja«, antworteten gleichzeitig beide Halblinge.
    Im nächsten Augenblick kippte einer der Dainty Biberveldts dem Hexer den Inhalt eines Humpens ins Gesicht, trat gewandt den Stuhl unter Rittersporn weg und schoss unter dem Tisch hinweg zur Tür, wobei er unterwegs das Subjekt mit dem komischen Hut umwarf.
    »Feuer! Hilfe« schrie er, während er in die Gaststube stürzte. »Mord! Totschlag!«
    Geralt schüttelte den Schaum ab und setzte ihm nach, doch der andere Biberveldt, der ebenfalls zur Tür rannte, rutschte auf den Sägespänen aus und fiel ihm vor die Füße. Beide lagen sie mitten auf der Schwelle. Rittersporn, der unter dem Tisch hervorkam, fluchte grässlich.
    »Überfall!«, brüllte vom Fußboden her das dünne Subjekt, in die Purpurtoga verheddert. »Üüüberfall! Bandiiiten!«
    Geralt wälzte sich über den Halbling, kam in die Gaststube, sah, wie der Doppler, die Gäste beiseitestoßend, auf die Straße lief. Er stürzte ihm nach, aber nur, um gegen die elastische, doch feste Menschenmauer zu stoßen, die ihm den Weg versperrte. Einer, lehmbeschmiert und nach Bier stinkend, schaffte es, ihn herumzureißen, und die anderen machten ihn mit dem eisernen Druck kräftiger Arme bewegungsunfähig. Er versuchte wütend, sich loszureißen, worauf das trockene Krachen reißender Fäden und aufgerissenen Leders ertönte, und unter dem rechten Ärmel klaffte eine Lücke. Der Hexer fluchte und hörte auf, sich zu wehren.
    »Wir haben ihn!«, schrien die Maurer. »Wir haben den Mörder! Was sollen wir machen, Herr Meister?«
    »Kalk!«, brüllte der Meister, hob den Kopf von der Tischplatte und schaute mit blicklosen Augen um sich.
    »Waaache!«, schrie der Purpurne, der auf allen vieren aus dem Alkoven gekrochen kam. »Überfall auf einen Beamten! Wache! Dafür kommst du aufs Schafott, Verbrecher!«
    »Wir haben ihn!«, riefen die Maurer. »Wir haben ihn, Herr!«
    »Das ist der Falsche!«, heulte das Subjekt in der Toga auf. »Fangt den Lumpen! Ihm nach!«
    »Wem?«
    »Biberveldt, dem Halbling! Ihm nach, ihm nach! Ins Verlies mit ihm!«
    »Gleich, gleich«, ließ sich Dainty vernehmen und schaute aus dem Alkoven hervor. »Was soll das, Herr Schwann? Treibt kein Schindluder mit meinem Namen. Und schlagt keinen Alarm, dazu besteht kein Anlass.«
    Schwann verstummte und schaute den Halbling erstaunt an. Hinter ihm erschien Rittersporn, das Hütchen schief auf dem Kopf, und untersuchte seine Laute. Nachdem die Maurer miteinander geflüstert hatten, ließen sie endlich Geralt los. Der Hexer, obwohl sehr erbost, begnügte sich damit, saftig auszuspucken.
    »Kaufmann Biberveldt!«, krächzte Schwann und blinzelte mit den kurzsichtigen Augen. »Was hat das zu bedeuten? Einen städtischen Beamten anzufallen, kann Euch teuer ... Wer war das? Dieser Halbling, der weggerannt ist?«
    »Ein Vetter«, sagte Dainty rasch. »Ein entfernter Vetter von mir ...«
    »Ja, ja«, stand ihm sogleich Rittersporn bei, der spürte, dass er in seinem Element war. »Ein entfernter Vetter Biberveldts. Bekannt als Tollhaus-Biberveldt. Das schwarze Schaf der Familie. Als Kind ist er in einen Brunnen gefallen. Einen ausgetrockneten. Aber leider ist ihm der Eimer direkt auf den Kopf gefallen. Normalerweise ist er ruhig, nur der Anblick von Purpur bringt ihn zur Raserei. Aber man braucht sich deswegen keine Sorgen zu machen, denn der Anblick rötlicher Haare auf

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