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Das Schwert der Vorsehung

Das Schwert der Vorsehung

Titel: Das Schwert der Vorsehung Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Andrzej Sapkowski
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ich nicht bezahle, dann gehe ich in den Knast, sie brandmarken mich öffentlich mit dem Eisen und schicken mich ins Bergwerk! Verflucht!«
    »Ha«, sagte Rittersporn fröhlich. »Dir bleibt also kein Ausweg, Dainty. Du musst heimlich aus der Stadt fliehen. Weißt du was? Ich habe einen Einfall. Wir hüllen dich ganz in ein Schaffell ein. Du springst durchs Tor und rufst: ›Ich bin ein Schäfchen, bäh, bäh.‹ Keiner wird dich erkennen.«
    »Rittersporn«, sagte der Halbling trübsinnig. »Sei still, sonst tret ich dich. Geralt?«
    »Ja, Dainty?«
    »Hilfst du mir den Doppler fangen?«
    »Hör mal«, sagte der Hexer, der noch immer erfolglos versuchte, den zerrissenen Wamsärmel zusammenzuheften. »Das hier ist Nowigrad. Dreißigtausend Einwohner, Menschen, Zwerge, Halbelfen, Halblinge und Gnomen, dazu sicherlich ebenso viel Zugereiste. Wie willst du jemanden in dieser Menschenmenge fangen?«
    Dainty schluckte den Kartoffelpuffer herunter, leckte sich die Finger.
    »Und was ist mit Magie, Geralt? Eure Hexerzauber, von denen so viele Geschichten im Umlauf sind?«
    »Ein Doppler kann nur in eigener Gestalt mit magischen Mitteln aufgespürt werden, aber in eigener Gestalt läuft er ja nicht herum. Und sogar wenn, würde Magie nichts nützen, denn ringsum wimmelt es von schwachen magischen Signalen. Jedes zweite Haus hat ein Zauberschloss an der Tür, und drei viertel aller Leute tragen Amulette, alle möglichen – gegen Verbrecher, Flöhe, Lebensmittelvergiftungen, man kann es nicht zählen.«
    Rittersporn strich mit den Fingern über den Hals der Laute, klimperte auf den Saiten.
    »Der Frühling kehrt zurück mit warmem Regen!«, sang er. »Nein, das ist nicht gut. Der Frühling kehrt zurück, die Sonne ... Nein, zum Kuckuck. Es klappt nicht. Alles ganz falsch ...«
    »Hör auf zu quaken«, blaffte der Halbling. »Du gehst mir auf die Nerven.«
    Rittersporn warf den Goldfischen den Rest seines Kartoffelpuffers ins Wasser und spuckte hinterdrein.
    »Seht mal«, sagte er. »Goldene Fischlein. Es heißt, solche erfüllen Wünsche.«
    »Die hier sind rot«, bemerkte Dainty.
    »Was sollen die Kleinigkeiten. Verdammt, wir sind zu dritt, und sie erfüllen drei Wünsche. Also einen für jeden. Was, Dainty? Würdest du dir nicht wünschen, dass so ein Fischchen für dich die Steuern bezahlt?«
    »Klar. Außerdem, dass was vom Himmel fällt und den Doppler vor den Kopf trifft. Und dann noch ...«
    »Halt, halt. Wir haben auch Wünsche. Ich würde mir wünschen, dass mir das Fischlein das Ende der Ballade sagt. Und du, Geralt?«
    »Gib Ruhe, Rittersporn.«
    »Sei kein Spaßverderber, Hexer. Sag, was würdest du dir wünschen?«
    Der Hexer stand auf.
    »Ich würde mir wünschen«, murmelte er, »dass sich der Versuch, uns jetzt eben zu umzingeln, als Missverständnis erweist.«
    Hinter der Ecke gegenüber dem Brunnen kamen vier schwarzgekleidete Figuren mit runden Ledermützen hervor und langsam auf das Becken zu. Dainty fluchte leise und schaute sich um.
    Aus der Gasse hinter ihnen kamen die nächsten vier. In den Händen hielten sie sonderbar aussehende Rollen wie Stücke aufgelöster Taue. Der Hexer blickte um sich, regte die Schultern, um das auf dem Rücken hängende Schwert zurechtzurücken. Rittersporn stöhnte.
    Hinter den schwarzen Gestalten hervor trat ein nicht besonders großer Mann im weißen Wams und einem kurzen grauen Mantel. Die goldene Kette auf seiner Brust glitzerte im Rhythmus der Schritte und versprühte goldene Reflexe.
    »Chappelle ...«, stöhnte Rittersporn. »Das ist Chappelle ...«
    Die schwarzen Gestalten hinter ihrem Rücken kamen langsam auf den Brunnen zu. Der Hexer griff nach dem Schwert.
    »Nein, Geralt«, flüsterte Rittersporn und schob sich an ihn heran. »Bei den Göttern, zieh nicht die Waffe. Das ist die Tempelwache. Wenn wir ihnen Widerstand leisten,kommen wir nicht heil aus Nowigrad raus. Rühr das Schwert nicht an.«
    Der Mann im weißen Wams kam mit raschen Schritten auf sie zu. Die in Schwarz folgten ihm, umringten im Gehen den Brunnen, nahmen strategische, exakt ausgewählte Positionen ein. Geralt beobachtete sie aufmerksam, leicht gebückt. Die sonderbaren Rollen, die sie in den Händen hielten, waren keine gewöhnlichen Schlagstöcke. Es waren Lamien.
    Der Mann im weißen Wams kam näher.
    »Geralt«, flüsterte der Barde. »Bei allen Göttern, bleib ruhig ...«
    »Ich lasse mich nicht anrühren«, murmelte der Hexer. »Ich lasse mich nicht anrühren, von wem auch immer. Pass

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