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Das Schwert der Vorsehung

Das Schwert der Vorsehung

Titel: Das Schwert der Vorsehung Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Andrzej Sapkowski
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ruhen ...«
    »Die Wache, die Wache muss man rufen«, sagte der Herbergswirt. »Und die Priester! Und das Monstrum verbrennen, diesen Nichtmenschen!«
    »Hört auf, Wirt.« Der Halbling hob den Kopf. »Ihr werdet lästig mit Eurer Wache. Ich mache Euch darauf aufmerksam, dass dieser Nichtmensch Euch kein Leid zugefügt hat, nur mir. Und beiläufig gesagt, ich bin selber ein Nichtmensch.«
    »Ja, aber, Herr Biberveldt.« Der Wirt lächelte nervös. »Was habt Ihr mit dem zu tun. Ihr seid ja beinah ein Mensch, und der da ist doch ein Monstrum. Ich wundere mich, Herr Hexer, dass Ihr so ruhig dasitzt. Wozu, mit Verlaub, seid Ihr da? Eure Sache ist es doch, Ungeheuer zu töten, oder nicht?«
    »Ungeheuer«, sagte Geralt kalt. »Aber keine Vertreter vernunftbegabter Rassen.«
    »Na, der Herr«, sagte der Wirt. »Jetzt übertreibt Ihr aber ein bisschen.«
    »Und ob«, warf Rittersporn ein. »Du hast den Bogen überspannt, Geralt, mit der vernunftbegabten Rasse. Schau ihn dir doch an.«
    Tellico Lunngrevink Letorte hatte in dem Moment tatsächlich keine Ähnlichkeit mit dem Vertreter einer denkenden Rasse. Er erinnerte an eine aus Schlamm und Mehl geformte Puppe, die den Hexer mit flehentlichem Blick aus trüben, gelben Augen ansah. Auch die schniefenden Geräusche, die er mit der bis zur Tischplatte reichenden Nase von sich gab, standen dem Verteter einer vernunftbegabten Rasse nicht zu.
    »Genug mit dem leeren Hickhack!«, schrie Dainty Biberveldt plötzlich. »Da gibt’s nichts zu diskutieren! Das Einzige, was zählt, sind meine Pferde und mein Verlust! Hörst du, du verdammter Steinpilz? Wem hast du meine Pferde verkauft? Was hast du mit dem Geld gemacht? Red sofort, sonst zerreiß, zerbrech und häute ich dich!«
    Detschka öffnete die Tür einen Spaltbreit und steckte den fahlgelben Kopf in den Alkoven.
    »Es sind Gäste in der Schenke, Vater«, flüsterte sie. »Die Mäurer vom Bau und andre. Ich bedien sie, aber schreit ihr hier nicht so laut rum, weil, sie fangen sich an zu wundern, was im Alkoven los ist.«
    »Beim Ewigen Feuer!« Der Wirt schaute verängstigt auf den zerlaufenden Doppler. »Wenn jemand hier reinschaut und ihn sieht ... he, da ist was los. Wenn wir nicht die Wache rufen sollen, dann ... Herr Hexer! Wenn das wirklich ein Vexling ist, dann sagt ihm, er soll sich in was Anständiges verwandeln, dass ihn keiner erkennt. Sofort.«
    »Richtig«, sagte Dainty. »Soll er sich in was verwandeln, Geralt.«
    »In wen?«, kollerte der Doppler dreist. »Ich kann eine Gestalt annehmen, wenn ich sie mir genau anseh. In wen von euch soll ich mich also verwandeln?«
    »In mich nicht«, sagte der Wirt schleunigst.
    »In mich auch nicht«, sträubte sich Rittersporn. »Übrigens, das wäre keine Tarnung. Alle kennen mich, der Anblick von zwei Rittersporns an einem Tisch würde also eine größere Sensation auslösen als der da in eigener Person.«
    »Bei mir wäre es dasselbe.« Geralt lächelte. »Da bleibst nur du, Dainty. Und das passt gut. Sei nicht gekränkt, aber du weißt selber, dass die Menschen einen Halbling vom anderen schlecht unterscheiden können.«
    Der Kaufmann überlegte nicht lange.
    »Gut«, sagte er. »Meinetwegen. Nimm ihm die Kette ab, Hexer. Na los, verwandle dich in mich, du vernunftbegabte Rasse.«
    Nachdem man ihm die Kette abgenommen hatte, rieb sich der Doppler die teigigen Pfoten, strich sich über die Nase und stierte den Halbling an. Die herabhängende Haut im Gesicht straffte sich und bekam Farbe. Die Nase kringelte sich und zog sich mit einem dumpfen Schmatzen zusammen, aus dem kahlen Schädel wuchsen lockige Haare hervor. Dainty machte große Augen, der Wirt riss in stummem Staunen den Mund auf, Rittersporn stöhnte und seufzte.
    Das Letzte, was sich veränderte, war die Augenfarbe.
    Dainty Biberveldt der Zweite räusperte sich, langte über den Tisch, griff sich den Humpen von Dainty Biberveldt dem Ersten und setzte ihn gierig an die Lippen.
    »Nicht möglich, nicht möglich«, sagte Rittersporn leise. »Seht nur, er hat ihn richtig kopiert. Nicht zu unterscheiden. Reinweg alles. Diesmal sogar die Mückenstiche und die Flecken auf der Hose ... Tatsächlich, auf der Hose! Geralt, das bringen nicht einmal die Zauberer zuwege! Fühl mal, das ist richtige Wolle, keine Illusion! Unglaublich! Wie macht er das?«
    »Das weiß niemand«, murmelte der Hexer. »Er auch nicht. Ich habe gesagt, er verfügt über die vollkommene Fähigkeit, die Struktur der Materie zu verändern, aber es

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