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Das Schwert der Vorsehung

Das Schwert der Vorsehung

Titel: Das Schwert der Vorsehung Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Andrzej Sapkowski
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ist eine organische, instinktive Fähigkeit ...«
    »Aber die Hosen ... Woraus hat er die Hosen gemacht? Und die Weste?«
    »Aus seiner eigenen, angepassten Haut. Ich glaube nicht, dass er diese Hosen gern ablegen möchte. Übrigens würden sie sofort die Eigenschaften von Wolle verlieren ...«
    »Schade.« Dainty bewies schnelles Denken. »Ich hatte mir schon überlegt, ob man ihm nicht befehlen sollte, ein Eimerchen Stoff in ein Eimerchen Gold zu verwandeln.«
    Der Doppler, momentan eine exakte Kopie des Halblings, lehnte sich bequem zurück und lächelte breit, sichtlich erfreut, im Mittelpunkt des Interesses zu stehen. Er saß in derselben Haltung wie Dainty und zappelte wie jener mit den behaarten Füßen.
    »Du weißt viel über Doppler, Geralt«, sagte er, worauf er einen Schluck aus dem Humpen nahm, schmatzte und rülpste. »Wirklich viel.«
    »Götter! Stimme und Manieren hat er auch von Biberveldt«, sagte Rittersporn. »Hat nicht jemand ein rotes Bändchen? Man muss ihn kennzeichnen, verdammt, sonst gibt’s ein Unglück.«
    »Also Rittersporn«, sagte Dainty Biberveldt der Erste gekränkt. »Du wirst mich doch nicht mit ihm verwechseln? Erstens ...«
    ». .. sieht man auf den ersten Blick«, beendete Dainty Biberveldt der Zweite den Satz und rülpste abermals elegant. »Also wirklich, um sich da zu irren, muss man dümmer sein als ein Pferdearsch.«
    »Hab ich’s nicht gesagt?«, flüsterte Rittersporn erstaunt. »Er redet und denkt wie Biberveldt. Nicht zu unterscheiden ...«
    »Das ist übertrieben.« Der Halbling schürzte die Lippen. »Stark übertrieben.«
    »Nein«, widersprach Geralt. »Es ist nicht übertrieben. Glaub es oder nicht, aber er ist im Augenblick du, Dainty. Auf unbekannte Weise kopiert der Doppler auch exakt die Psyche des Opfers.«
    »Die Psy– was?«
    »Da, die Eigenarten des Denkens, den Charakter, Gefühle, Gedanken. Die Seele. Was bestätigen würde, was die meisten Zauberer und alle Priester bestreiten. Dass die Seele auch Materie ist.«
    »Ketzerei ...«, schnappte der Wirt.
    »Und Unsinn«, erklärte Dainty Biberveldt bestimmt. »Erzähl keine Märchen, Hexer. Die Eigenheiten des Denkens, na so was. Jemandem die Nase und die Hose kopieren, ist eine Sache, aber Verstand, das ist was anderes als in die hohle Hand geschissen. Gleich werd ich dir’s beweisen. Wenn dieser lausige Doppler meinen Kaufmannsverstand kopiert hätte, dann hätte er die Pferde nicht in Nowigrad verkauft, wo es keine Nachfrage gibt, sondern er wär nach Teufelsfurt gefahren, auf den Pferdemarkt, wo es Auktionspreise gibt, wer eben mehr gibt. Dort büßt man nichts ein ...«
    »Grad da büßt man eben ein.« Der Doppler parodierte die gekränkte Miene des Halblings und prustete auf charakteristische Weise. »Erstens gehen die Preise auf der Versteigerung in Teufelsfurt nach unten, weil sich die Käufer absprechen, wie sie steigern wollen. Zusätzlich muss man noch dem Auktionator Provision zahlen.«
    »Lehr mich nicht, wie man handelt, Trottel«, brauste Biberveldt auf. »Ich hätte in Teufelsfurt neunzig oder hundert pro Stück gekriegt. Und wie viel hast du von den Nowigrader Schlauköpfen bekommen?«
    »Hundertdreißig«, sagte der Doppler.
    »Das lügst du, Halunke.«
    »Ich lüge nicht. Ich hab die Pferde gleich zum Hafen geführt und dort einen Pelzhändler aus Übersee gefunden. Die Kürschner benutzen keine Ochsen, wenn sie Karawanen bilden, weil Ochsen zu langsam sind. Pelze sind leicht, aber teuer, also müssen sie schnell reisen. In Nowigrad gibt es keine Nachfrage nach Pferden, also gibt es auch keine Pferde. Ich hatte die einzigen, die zu haben waren, also habe ich den Preis diktiert. So einfach ...«
    »Lehr mich nicht, hab ich gesagt!«, brüllte Dainty und lief rot an. »Na schön, du hast also verdient. Und wo ist das Geld?«
    »Ich hab’s investiert«, erklärte Tellico von oben herab und machte dem Halbling die typische Bewegung nach, wie der sich mit den Fingern durch den Schopf fuhr. »Das Geld, Herr Dainty, muss zirkulieren, und ein Geschäft muss das andere geben.«
    »Pass auf, dass ich dir nicht eins vor den Kopf gebe! Erzähl, was hast du mit dem Geld für die Pferde gemacht?«
    »Wie gesagt. Ich habe Waren gekauft.«
    »Was für welche? Was hast du gekauft, du Tölpel?«
    »Ko ... Koschenillen«, stotterte der Doppler, dann zählte er flüssig auf: »Fünfhundert Scheffel Koschenillen, zweiundsechzig Zentner Mimosenrinde, fünfundfünfzig Metzen Kalmusextrakt, dreiundzwanzig

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