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Das Schwert der Vorsehung

Das Schwert der Vorsehung

Titel: Das Schwert der Vorsehung Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Andrzej Sapkowski
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die Öffentlichkeit.«
    Diesmal errötete Rittersporn sichtlich. Äuglein lächelte sofort froh, warf ihm plötzlich die Arme um den Hals und gab ihm einen Schmatz auf die Wange. Der Hexer wunderte sich, aber nicht sehr. Rittersporns Kollegin konnte sich schließlich nicht sehr von ihm unterscheiden, was die Berechenbarkeit betraf.
    »Rittersporn, du alter Gimpel«, sagte Essi, die noch immer die Arme um den Hals des Barden geschlungen hielt. »Ich freue mich, dich wiederzusehen, bei guter Gesundheit und vollen Verstandeskräften.«
    »Ach, Püppchen« – Rittersporn fasste das Mädchen in der Taille, hob sie hoch und wirbelte sie herum, dass das Kleid flatterte –, »du warst großartig, bei den Göttern, ich habe schon lange keine so schönen Bosheiten mehr gehört. Du zankst noch hübscher, als du singst! Und du siehst einfach wunderbar aus!«
    »Ich hab dich schon so oft gebeten« – Essi blies die Locke weg und warf einen Blick auf Geralt –, »mich nicht Püppchen zu nennen, Rittersporn. Außerdem ist es wohl höchste Zeit, dass du mir deinen Gefährten vorstellst. Wie ich sehe, gehört er nicht zu unserer Bruderschaft.«
    »Da seien die Götter vor.« Der Troubadour lächelte. »Weißt du, Püppchen, er hat weder Stimme noch Gehör, und reimen kann er höchstens ›Haufen‹ und ›saufen‹. Das ist ein Vertreter der Hexerinnung, Geralt von Riva. Komm näher, Geralt, küss Äuglein das Händchen.«
    Der Hexer trat näher und wusste nicht recht, was er machen sollte. Die Hand, beziehungsweise den Ring, pflegte er nur Damen von der Gräfin an aufwärts zu küssen, und dabei musste man niederknien. In Bezug auf weniger hochgestellte Fräuleins galt solch eine Geste hier im Süden für erotisch unzweideutig und war als solche eher eng verbundenen Paaren vorbehalten.
    Äuglein zerstreute jedoch seine Zweifel, indem sie bereitwillig die Hand hoch ausstreckte, die Finger nach unten. Er nahm sie linkisch und deutete einen Kuss an. Essi, ihr schönes Auge noch immer auf ihn gerichtet, errötete.
    »Geralt von Riva«, sagte sie. »Du verkehrst nicht in der erstbesten Gesellschaft, Rittersporn.«
    »Es ist mir eine Ehre«, murmelte der Hexer, wohl wissend, dass er an Beredsamkeit Drouhard gleichkam. »Mein Fräulein ...«
    »Zum Teufel«, platzte Rittersporn heraus, »geh Äuglein nicht mit diesem Gestotter und solchen Anreden auf die Nerven. Sie heißt Essi, er heißt Geralt. Ende der Vorstellung. Kommen wir zur Sache, Püppchen.«
    »Wenn du mich noch einmal Püppchen nennst, kriegst du ’n paar hinter die Ohren. Was ist das für eine Sache?«
    »Wir müssen festlegen, wie wir singen. Ich schlage vor, abwechselnd, jeder ein paar Balladen. Zur besseren Wirkung. Natürlich singt jeder seine eigenen Balladen.«
    »Mag sein.«
    »Wie viel zahlt dir Drouhard?«
    »Geht dich nichts an. Wer fängt an?«
    »Du.«
    »Einverstanden. He, schaut mal, wer da zu Besuch kommt. Seine Hoheit Fürst Agloval. Er kommt gerade herein, seht.«
    »He, he«, freute sich Rittersporn. »Das Publikum gewinnt an Qualität. Obwohl, andererseits, man kann nicht auf ihn zählen. Das ist ein Geizhals. Geralt kann’s bestätigen. Der hiesige Fürst zahlt verdammt ungern. Er nimmt einen in Dienst, und überhaupt, nur mit dem Bezahlen hapert’s.«
    »Ich hab so einiges gehört.« Essi schaute Geralt an und warf die Locke von der Wange. »Man redet davon im Hafen und auf der Reede. Die berühmte Sh’eenaz, nicht wahr?«
    Agloval antwortete mit einem kurzen Kopfnicken auf die tiefen Verbeugungen des Spaliers an der Tür, ging fast sofort auf Drouhard zu und zog ihn in eine Ecke; er gab zu verstehen, dass er keine Huldigungen und Ehren in der Mitte des Saales erwarte. Geralt beobachtete die beiden aus dem Augenwinkel. Die Unterredung war leise, doch man sah, dass beide aufgeregt waren. Drouhard wischte sich alle naselang die Stirn mit dem Ärmel ab, wackelte mit dem Kopf, kratzte sich am Hals. Er stellte eine Frage, auf die der Fürst, finster und missmutig, mit einem Schulterzucken antwortete.
    »Der Herr Fürst«, sagte Essi leise und schob sich an Geralt heran, »scheint Probleme zu haben. Etwa wieder Herzensangelegenheiten? Das heute Morgen stattgefundene Missverständnis mit der berühmten Sirene? Was, Hexer?«
    »Möglich.« Geralt sah die Dichterin scheel an, von ihrer Frage überrascht und sonderbar erbost. »Nun ja, jeder hat private Probleme. Es mögen aber nicht alle gern von diesen Problemen auf dem Jahrmarkt singen.«
    Äuglein

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