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Das Schwert der Vorsehung

Das Schwert der Vorsehung

Titel: Das Schwert der Vorsehung Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Andrzej Sapkowski
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Förstern angelegt hatte. Er war selber nicht schuldlos – er hätte ja einschreiten und den Barden zurückhalten können. Er hatte es nicht getan, er konnte die berühmten Wächter der Wildnis, genannt die Förster, eine Jagdformation, die sich mit dem Kampf gegen Nichtmenschen befasste, auch nicht leiden. Er war empört gewesen, als er gehört hatte, wie sie sich rühmten, Elfen, Waldhauser und Scheuweiber mit Pfeilen gespickt, abgeschlachtet oder aufgehängt zu haben. Rittersporn jedoch, der auf seinen Reisen in Gesellschaft des Hexers die Überzeugung gewonnen hatte, alles ungestraft tun zu dürfen, hatte sich selbst übertroffen. Die Förster hatten zunächst nicht auf seine Sticheleien, spöttischen Bemerkungen und gemeinen Anspielungen reagiert, die bei den Bauern, die den Vorgang beobachteten, Stürme von Gelächter auslösten. Als jedoch Rittersporn ein auf die Schnelle verfertigtes schweinisches und schimpfliches Couplet gesungen hatte, das mit den Worten »Bist du nichts, ein armes Schwein, kannst du nur noch Förster sein« endete, kam es zu einem Zusamenstoß und einer heftigen allgemeinen Schlägerei. Der Schuppen, der als Tanzboden diente, war in seine Bestandteile zerlegt worden. Es hatte sich die Truppe des Grafen Budibog, genannt Kahlhecht, eingeschaltet, auf dessen Gebiet Viereiben lag. Die Förster, Rittersporn und Geralt waren als gemeinschaftlich aller Schäden und Verbrechen schuldig erkannt worden, einschließlich der Verführung einer rothaarigen und minderjährigen Stummen, die man nach dem ganzen Vorfall in den Trümmern hinter der Dreschtenne rotbäckig, mit einem dümmlichen Lächeln und bis zu den Achseln hochgezogenem Rock gefunden hatte. Zum Glück kannte Graf Kahlhecht Rittersporn, also war es bei einer Geldstrafe geblieben, die jedoch alles Geld verschlungen hatte, das sie besaßen. Außerdem hatten sie aus Viereiben verschwinden müssen, was die Pferde hergaben, denn die aus dem Dorf verjagten Förster hatten mit Rache gedroht, und in den Wäldern der Umgebung war eine ganze Einheit von ihnen, an die vierzig Mann, mit der Jagd auf Nixen beschäftigt gewesen. Geralt hatte nicht die geringste Lust gehabt, einen Pfeil der Förster abzukriegen – die Pfeile der Förster hatten gezähnte Spitzen wie Harpunen und hinterließen widerwärtige Verstümmelungen.
    Sie hatten daher den ursprünglichen Plan aufgeben müssen, der einen Ritt durch die Dörfer am Rande der Wildnis vorsah, wo der Hexer einige Aussichten auf Arbeit hatte. Stattdessen waren sie ans Meer geritten, nach Bremervoord. Leider hatte der Hexer außer der wenig erfolgversprechenden Liebesaffäre des Fürsten Agloval und der Sirene Sh’eenaz keine Beschäftigung gefunden. Sie hatten schon Geralts goldenen Siegelring und die Brosche mit dem Alexandriten aufgezehrt, die der Troubadour einst von einer seiner zahlreichen Verlobten zum Andenken erhalten hatte. Es sah übel aus. Aber nein, der Hexer war Rittersporn nicht böse.
    »Nein, Rittersporn«, sagte er. »Ich bin dir nicht böse.«
    Rittersporn glaubte ihm nicht, was deutlich aus der Tatsache erhellte, dass er schwieg. Rittersporn schwieg selten. Er tätschelte dem Pferd den Hals, zum wer weiß wievielten Male kramte er in den Satteltaschen. Geralt wusste, dass er dort nichts finden würde, was sie zu Geld machen könnten. Der Geruch des Essens, den die Brise von einer nahen Gastwirtschaft heranwehte, wurde unerträglich.
    »Meister?«, rief jemand. »He, Meister!«
    »Ich höre.« Geralt wandte sich um. Von dem neben ihm haltenden zweirädrigen, von einem Paar Onager gezogenen Wagen kletterte schwerfällig ein beleibter, stattlicher Mann in Filzstiefeln und einem schweren Mantel aus Wolfspelzen.
    »Äh ... also ...«, stotterte der Beleibte im Näherkommen. »Ich hab nicht Euch gemeint, Herr ... Nur den Meister Rittersporn.«
    »Allhier.« Der Poet reckte sich stolz, rückte das Hütchen mit der Reiherfeder zurecht. »Was ist Euer Begehr, guter Mann?«
    »Meine Hochachtung«, sagte der Dicke. »Ich bin Teleri Drouhard, Gewürzhändler, der Älteste der hiesigen Gilde. Mein Sohn Gaspard hat sich eben mit Dalia verlobt, der Tochter von Mestvin, dem Koggenkapitän.«
    »Ha«, sagte Rittersporn und wahrte geduldig den Ernst. »Ich gratuliere und wünsche dem jungen Paar Glück. Womit kann ich aber behilflich sein? Sollte es ums Recht der ersten Nacht gehen? So was lehne ich nie ab.«
    »Hä? Nein ... nein. Also heute Abend ist die Verlobungsfeier. Meine Frau, wie sich

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