Das Schwert der Vorsehung
wurde etwas blass, blies nach der Locke und sah ihn herausfordernd an.
»Wolltest du mich damit beleidigen oder nur kränken?«
»Weder noch. Ich wollte nur den folgenden Fragen über die Probleme Aglovals und der Sirene zuvorkommen. Fragen, die zu beantworten ich mich nicht befugt fühle.«
»Ich verstehe.« Das schöne Auge Essi Davens verengte sich ein wenig. »Ich werde dich nun nicht mehr vor so ein Dilemma stellen. Ich werde die Fragen sein lassen, die zu stellen ich vorhatte und die, um ehrlich zu sein, nur Einführung und Einladung zu einem netten Gespräch sein sollten. Dieses Gespräch wird also nicht stattfinden, und du brauchst nicht zu fürchten, dass sein Inhalt auf irgendeinem Jahrmarkt gesungen wird. Hat mich gefreut.«
Sie wandte sich rasch ab und ging zu den Tischen, wo sie sogleich respektvoll begrüßt wurde. Rittersporn trat von einem Fuß auf den anderen und schnalzte vielsagend.
»Ich kann nicht behaupten, dass du ihr mit ausgesuchter Höflichkeit begegnet wärst, Geralt.«
»Es ist dumm gelaufen«, stimmte der Hexer zu. »Wirklich, ich hab sie gekränkt, ganz ohne Grund. Ob ich ihr nachgehe und mich entschuldige?«
»Gib Ruhe«, sagte der Barde und fügte sentenziös hinzu: »Es gibt nie eine zweite Gelegenheit, den ersten Eindruck zu machen. Komm, trinken wir lieber Bier.«
Sie schafften es nicht, Bier zu trinken. Durch eine schwatzende Gruppe Kleinbürger bahnte sich Drouhard den Weg.
»Herr Geralt«, sagte er. »Erlaubt. Seine Hoheit will mit Euch reden.«
»Ich komm schon.«
»Geralt.« Rittersporn packte ihn am Ärmel. »Vergiss nicht.«
»Was?«
»Du hast versprochen, jeden Auftrag anzunehmen, ohne dich zu zieren. Ich nehme dich beim Wort. Wie hast du gesagt? Ein kleines Opfer?«
»Gut, Rittersporn. Aber woher weißt du, dass Agloval ...«
»Das riech ich. Denk dran, Geralt.«
»Gut, Rittersporn.«
Er ging mit Drouhard in die Ecke des Saales, weg von den Gästen. Agloval saß an einem niedrigen Tisch. Bei ihm befand sich ein buntgekleideter, sonnengebräunter Mann mit kurzem schwarzem Bart, den Geralt zuvor nicht bemerkt hatte.
»Wir sehen uns wieder, Hexer«, begann der Fürst. »Obwohl ich mir noch heute Morgen geschworen hatte, dass ich dich nicht mehr sehen will. Aber einen anderen Hexer habe ich nicht zur Hand, du musst genügen. Mach dich mit Zelest bekannt, meinem Vogt und Exekutor für Perlenfischerei. Red, Zelest.«
»Heute Morgen«, sagte die braungebrannte Person leise. »Ich hatte mir überlegt, die Fischerei über das übliche Gebiet hinaus auszudehnen. Eins von den Booten fuhr weiter nach Westen, über das Vorgebirge hinaus, auf die Drachenhauer zu.«
»Die Drachenhauer«, warf Agloval ein, »sind zwei große vulkanische Riffe am Rande des Vorgebirges. Man kann sie von unserem Ufer aus sehen.«
»Ja«, bestätigte Zelest. »Normalerweise fährt man dort nicht hin, denn da gibt es Strudel, Felsen, das Tauchen ist gefährlich. Aber an der Küste finden sich immer weniger Perlen. Also ist ein Boot hingefahren. Sieben Leute Besatzung, zwei Schiffer und fünf Taucher, darunter ein Mädchen. Als sie gegen Abend nicht zurück waren, haben wir angefangen, uns Sorgen zu machen, obwohl das Meer still war, wie mit Öl übergossen. Ich habe ein paar schnelle Skiffs hinausgeschickt, und gleich haben wir das Boot gefunden, das auf dem Meere trieb. Im Boot war niemand, keine Menschenseele. Wir wissen nicht, was geschehen ist. Aber einen Kampf muss es gegeben haben, klarer Fall. Es gab Spuren ...«
»Was für welche?« Der Hexer kniff die Augen zusammen.
»Nun ja, im ganzen Boot waren Blutspritzer.«
Drouhard pfiff und schaute sich unruhig um.
Zelest senkte die Stimme. »Es war, wie ich sage«, fuhr er fort. »Das Boot war kreuz und quer bespritzt. Sieht ganz so aus, als hätte es an Bord ein wahres Gemetzel gegeben. Etwas hat diese Menschen umgebracht. Es heißt, ein Seeungeheuer. Kein Zweifel, ein Seeungeheuer.«
»Keine Piraten?«, fragte Geralt leise. »Nicht die Konkurrenz in Sachen Perlen? Ihr schließt die Möglichkeit aus, dass es ein gewöhnlicher Messerkampf war?«
»Ausgeschlossen«, sagte der Fürst. »Es gibt hier weder Piraten noch eine Konkurrenz. Und Messerkämpfe enden nicht damit, das alle restlos verschwinden. Nein, Geralt. Zelest hat recht. Es ist ein Seeungeheuer, nichts anderes. Pass auf, niemand wird sich trauen, im Meer zu schwimmen, nicht einmal bei den nahen und erschlossenen Muschelbänken. Die Leute sind starr vor Angst, und der Hafen
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