Das Schwert der Wahrheit 9: Die Magie der Erinnerung (German Edition)
Wiedervereinigungsstreitkräfte seiner Exzellenz
Nicci zerknüllte die Nachricht. »Gehen wir.«
Ishaq stülpte seinen Hut wieder auf und hatte Mühe, mit ihr Schritt zu halten, als sie mit energischen Schritten auf den Wagen zuhielt. »Ihr wollt doch nicht allen Ernstes auf die Forderungen dieses Barbaren eingehen, oder?«
Nicci stellte einen Fuß auf die eiserne Stufe und stieg auf den hölzernen Wagenbock. »Fahren wir, Ishaq.«
Leise vor sich hin brummelnd kletterte er neben ihr auf den Wagen, löste die Bremse und ließ die Zügel schnalzen, dann rief er den Umstehenden zu, sie sollten den Weg freimachen, und lenkte den Wagen schwungvoll herum. Schmutz und Straßenstaub wirbelten von den Rädern hoch, als er den Wagen mitten auf der Straße wendete. Dann ließ er seine Peitsche über den Flanken der Pferde knallen und trieb sie mit einem lauten Ruf an, sich ins Zeug zu legen. Die Pferde stemmten sich mit ihrem ganzen Gewicht in die Kummethölzer, der Wagen geriet kurz ins Schlittern und stabilisierte sich schließlich.
Nicci musste sich mit einer Hand am Seitengeländer festhalten, als der Wagen mit einem kräftigen Ruck anfuhr, ihre andere Hand, mit der zerknüllten Nachricht in der Faust, lag im Schoß ihres roten Kleides. Während sie durch die Straßen Altur’Rangs holperten, vorbei an Häusern und Geschäftsfassaden, anderen Wagen, Pferden und Fußgängern, starrte sie blicklos geradeaus. Das Licht der tief stehenden Sonne blitzte zwischen den Baumreihen zu ihrer Linken auf, während sie in nördlicher Richtung über die breite Hauptstraße rasten. An den Ständen für Gemüse, Käse, Brot und Fleischwaren – unter manchmal eintönigen, dann wieder gestreiften Markisen – drängten sich die Menschen, um vor dem bevorstehenden Ansturm alles an Lebensmitteln aufzukaufen, dessen sie habhaft werden konnten.
Mit Erreichen der ältesten Stadtbezirke wurde die Straße enger und das Gedränge aus Wagen, Pferden und Menschen immer undurchdringlicher. Ohne das Tempo groß zu drosseln, lenkte Ishaq seine beiden stämmigen Zugpferde von der Hauptstraße herunter und nahm eine Abkürzung durch die kleinen Hintergassen zwischen gedrängt stehenden Häuserzeilen, wo in einem einzigen Zimmer ganze Familien hausten. Überall in den Hinterhöfen flatterten frisch gewaschene Wäschestücke über ihren Köpfen, aufgehängt an einem Gewirr aus Leinen, die nicht selten sogar zwischen einander gegenüberliegenden Wohnungen im zweiten Stock gespannt waren. Nahezu jede Parzelle an der Rückseite der überbelegten Gebäude – und war sie auch noch so klein – wurde zum Anbau von Gemüse oder zur Hühnerzucht benutzt, und wann immer die Vögel beim Anblick des an ihrem Hinterhof vorbeiratternden Wagens in Panik gerieten, wurden sie von hektischem Flügelschlagen und stiebenden Federn begrüßt.
Mit Geschick lenkte Ishaq sein Gespann in beängstigendem Tempo an aus Schuppen, Zäunen, Mauern und vereinzelt auftauchenden Bäumen bestehenden Hindernissen vorbei, stets einen Warnruf auf den Lippen, wenn er eine geschäftige Straße kreuzte, sodass die Passanten erschrocken zur Seite sprangen, um ihn passieren zu lassen.
Schließlich bog der Wagen in eine Straße ein, die Nicci sehr vertraut vorkam, und folgte einer niedrigen Mauer, die sich in sanftem Bogen entlang der Zufahrt bis vor die Tore des Lagerhauses von Ishaqs Transportunternehmen zog. Der Wagen holperte auf den von Wagenspuren zerfurchten Innenhof des Gebäudes und kam im Schatten einiger weit über die Mauer reichender Eichen schräg zum Stehen.
Als sie einen Teil des Flügeltores aufgehen sah, kletterte Nicci vom Bock. Offenbar angelockt vom Lärm, trat Victor aus dem Gebäude, das Gesicht so zornesrot, als sei er entschlossen, den nächstbesten Menschen zu erdrosseln, der ihm in die Finger kam.
Er kam sofort zur Sache. »Habt Ihr die Nachricht gelesen?«
»Ja, habe ich. Wo ist das Pferd, um das ich gebeten habe?«
Er wies mit dem Daumen über seine Schulter auf das offene Tor. »Und, was sollen wir jetzt tun? Der Angriff wird vermutlich in der Morgendämmerung erfolgen. Wir können unmöglich zulassen, dass diese Soldaten Euch in ihr Armeelager mitnehmen, ebenso wenig können wir sie einfach wieder ziehen und melden lassen, dass wir keinesfalls die Absicht haben, Kronos’ Forderungen zu erfüllen. Was also sollen wir ihnen sagen?«
Nicci wies mit dem Kopf auf das Gebäude. »Ishaq, würdest du bitte das Pferd holen gehen?«
Er machte ein verdrießliches
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