Das Schwert der Wahrheit 9: Die Magie der Erinnerung (German Edition)
Namen Herrin des Todes. Gut möglich, dass gewisse Leute dort bereits damals in Jagangs Armee gedient haben, sie könnten mich also wiedererkennen, erst recht, wenn ich ein schwarzes Kleid trage. Deshalb habe ich für alle Fälle ein rotes angezogen.
Außerdem muss ich diesen Männern einen Blickfang liefern, damit sie abgelenkt sind und mich hoffentlich nicht erkennen. Ein solches Kleid dürfte das gewöhnlich berechnende Urteilsvermögen von Soldaten ihres Schlages empfindlich stören. Außerdem wird es Kronos’ Aufmerksamkeit auf sich ziehen und ihn zu der Überzeugung bringen, dass ihn der ›Bürgermeister‹ durch sein Zugeständnis um jeden Preis milde stimmen will. Nichts vermag verlässlicher die Blutgier dieser Sorte Männer zu wecken als offenkundige Schwäche.«
»Es wird Euch in eine heikle Lage bringen, ehe Ihr überhaupt bis zu Kronos vorgedrungen seid.«
»Ich bin eine Hexenmeisterin. Ich weiß mich zu schützen.«
»Wenn ich das richtig sehe, ist Richard ein Zauberer, der ein mit uralter Magie versehenes Schwert trägt, und selbst er ist in Schwierigkeiten geraten, als er an einen zahlenmäßig weit überlegenen Gegner geriet. Er wurde überwältigt und um ein Haar getötet.«
Nicci hielt ihm abermals die Hände hin, die Handgelenke aneinander gelegt. »Binde sie zusammen.«
Er musterte sie einen Moment mit durchdringendem Blick, dann gab er schließlich nach und ging, ein unwilliges Brummen auf den Lippen, daran, ihr die Handgelenke zu fesseln. Ishaq hielt unterdessen die Zügel unmittelbar unterhalb der Trense fest.
»Ist es ein schnelles Pferd?«, erkundigte sie sich, während sie Victor zusah, wie er ihre Handgelenke mit dem Strick umwickelte.
»Sa’din ist mehr als schnell«, bestätigte ihr Ishaq.
»Sa’din? Bedeutet das nicht ›Wind‹ in der alten Sprache?«
Ishaq nickte. »Ihr sprecht die alte Sprache?«
»Ein wenig«, sagte sie. »Sa’din wird heute schnell wie der Wind sein müssen. Und jetzt hört mir zu, alle beide. Ich habe keinesfalls die Absicht, mich umbringen zu lassen.«
»Wer will das schon«, brummte Victor.
»Ihr versteht nicht. Dies ist die günstigste Gelegenheit, ganz nahe an Kronos heranzukommen. Hat der Angriff erst einmal begonnen, wäre es nicht nur schwierig, ihn überhaupt zu finden, sondern es wäre, selbst wenn uns das gelänge, nahezu unmöglich, nahe genug an ihn heranzukommen. Er würde die unschuldigen Menschen hier auf eine Weise mit Tod und Verderben überziehen, wie ihr es euch nicht einmal vorstellen könnt, und Furcht, Panik und Schrecken verbreiten. Das macht seinen ungeheuren Wert für diese Truppen aus. Während der Schlacht werden ihre Soldaten ein Auge auf jeden haben, der ihren Zauberer auszuschalten versucht. Deshalb muss ich es jetzt tun. Ich bin fest entschlossen, das Ganze noch heute Abend zu beenden.«
Victor und Ishaq wechselten einen Blick.
»Ich will, dass alle bereit sind«, fuhr sie fort. »Ich gehe davon aus, dass bei meiner Rückkehr eine Menge sehr aufgebrachter Menschen hinter mir sein werden.«
Victor zurrte den Knoten fest und schaute hoch. »Wie viele aufgebrachte Menschen etwa?«
»Wenn es nach mir geht, wird mir ihre gesamte Streitmacht dicht auf den Fersen sein.«
Ishaq strich sachte über Sa’dins Gesicht. »Und worüber werden sie so aufgebracht sein, wenn ich fragen darf?«
»Ich bin nicht nur fest entschlossen, ihren Zauberer zu töten, sondern ich möchte dem Hornissennest auch einen ordentlichen, deftigen Schlag versetzen.«
Victor seufzte nervös. »Wenn sie angreifen, werden wir auf sie vorbereitet sein, nur weiß ich nicht, ob Ihr wieder entkommen könnt, wenn Ihr einmal bis mitten unter sie gelangt seid.«
Nicci wusste es ebenso wenig. Die Zeiten, da sie ihre Vorhaben ausführte, ohne sich darum zu scheren, ob sie dabei draufging oder nicht, waren ihr noch bestens in Erinnerung. Doch jetzt war ihr das keineswegs egal.
»Wenn ich nicht zurückkehre, werdet ihr euch einfach, so gut es irgend geht, verteidigen müssen. Ich kann nur hoffen, dass ich Kronos mit in den Tod nehmen kann, wenn sie mich töten. Wie auch immer, wir halten eine Reihe von Überraschungen für sie bereit.«
»Weiß Richard eigentlich von Eurem Plan?«, fragte Ishaq und sah aus zusammengekniffenen Augen zu ihr hoch.
»Ich nehme es an. Er war aber anständig genug, meine Ängste nicht noch zu vergrößern, indem er mir etwas auszureden versuchte, was ich in jedem Fall tun muss. Dies ist kein Spiel, wir alle kämpfen ums nackte
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