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Das Schwert der Wahrheit 9: Die Magie der Erinnerung (German Edition)

Das Schwert der Wahrheit 9: Die Magie der Erinnerung (German Edition)

Titel: Das Schwert der Wahrheit 9: Die Magie der Erinnerung (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Terry Goodkind
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einem Aufschrei der Atem aus den Lungen gepresst wurde. Dann sah sie die zersplitterten Bruchstücke einer schweren Lanze vorüberfliegen, die jemand wie eine Keule geschwungen hatte.
    Benommen vermerkte Nicci, dass sie soeben mit dem Gesicht voran zu Boden gegangen war, und unternahm einen verzweifelten Versuch, wieder zur Besinnung zu kommen. Ihr Gesicht fühlte sich merkwürdig taub an, und sie schmeckte warmes Blut, das sie, als sie sich mit zittrigen Armen hochzustemmen versuchte, in langen Fäden von ihrem Kinn herabtropfen sah.
    Als sie feststellte, dass sie nicht einmal mehr Luft in ihre Lungen saugen konnte, dämmerte ihr, dass es ihr mit ungeheurer Wucht den Atem verschlagen hatte. Von Panik ergriffen, versuchte sie es gleich noch einmal, doch allen verzweifelten Bemühungen zum Trotz bekam sie einfach keine Luft.
    Die Welt ringsum verschwamm zu einem Schwindel erregenden Chaos. Über ihr stand Sa’din, nervös tänzelnd, aber unfähig, sich von der Stelle zu rühren. Obwohl sie befürchtete, das Tier könnte versehentlich auf sie treten, konnte sie sich nicht überwinden, aus dem Weg zu kriechen. Von allen Seiten herbeistürmende Soldaten drängten das Tier schließlich zur Seite, während andere sich neben ihr auf die Knie fallen ließen. Jemand bohrte ihr sein Knie in den Rücken und drückte sie erneut der Länge nach zu Boden, ehe kräftige Hände sie an Armen, Beinen und im Haar packten und sie am Boden festhielten – so als wäre sie noch fähig, aus eigener Kraft wieder aufzustehen. Offenbar befürchtete man, sie könnte, wieder auf den Beinen, ihre Kraft erneut entfesseln – so als müssten die mit der Gabe Gesegneten dafür aufrecht stehen und brauchten nur am Boden festgehalten zu werden, um dies sicher zu verhindern. Allerdings mussten sie ihre fünf Sinne beieinander haben, wenn sie sich ihrer Kraft bedienen wollten, und das war bei ihr nicht mehr der Fall.
    Schließlich wurde sie unsanft auf den Rücken gewälzt. Ein auf ihre Kehle gesetzter Stiefel hielt sie am Boden fest. Von allen Seiten wurden Waffen auf sie gerichtet.
    In diesem Moment schoss ihr ein schrecklicher Gedanke durch den Kopf … diese dunklen Augen – der Zauberer, den sie soeben getötet hatte, hatte dunkle Augen gehabt.
    Nicht aber Kronos. Kronos’ Augen, hieß es, seien angeblich blau.
    Sie hatte größte Schwierigkeiten, ihre Gedanken zu ordnen. Sie hatte den Hohepriester doch eben erst getötet, das ergab alles keinen Sinn.
    Es sei denn, da war mehr als ein Ordensbruder gewesen.
    Unvermittelt ließen die Soldaten von ihr ab, die sie am Boden festhielten.
    Harte blaue Augen starrten auf sie herab, ein Mann in einem langen Gewand. Er hatte die Kapuze zurückgeschlagen – ein Hohepriester.
    »Nun, Hexenmeisterin, soeben ist es Euch gelungen, Bruder Byron zu töten, einen treuen Diener der Glaubensgemeinschaft der Imperialen Ordnung.«
    Sein mühsam beherrschter Tonfall verriet ihr, dass er noch nicht einmal damit begonnen hatte, seinem überschäumenden Zorn Luft zu machen.
    Aufgrund des Schocks war Nicci noch immer unfähig, Luft zu holen. Der Schmerz in ihrer Seite breitete sich in Übelkeit erregenden Wellen über ihren ganzen Körper aus, sodass sie sich schon fragte, ob der Kerl, der sie niedergeschlagen hatte, ihr womöglich die Rippen gebrochen hatte – oder gar das Rückgrat. Aber vermutlich spielte das jetzt alles keine Rolle mehr.
    »Erlaubt, dass ich mich vorstelle«, sagte der rothaarige Mann über ihr und schlug seine Kapuze zurück. »Ich bin Bruder Kronos. Ihr gehört jetzt mir. Und ich bin fest entschlossen, Euch lange und teuer für die Ermordung eines rechtschaffenen Mannes bezahlen zu lassen, der nie etwas anderes im Sinn hatte als das noble Werk des Schöpfers.«

27
     
    Nicht einmal, um ihr Leben zu retten, um keinen Preis der Welt, hätte Nicci Luft in ihre Lungen saugen können, und erst recht nicht, um ein Wort hervorzubringen. Das quälende Gefühl, nicht atmen zu können, glich einer panikartigen Zwangsjacke, die jeden Gedanken unmöglich machte. Mit jeder Sekunde, die verstrich, wurde die elendige Qual, dringend Luft zu benötigen, aber keine zu bekommen, furchterregender.
    Ein Gefühl absoluter Hilflosigkeit überkam sie.
    Sie musste an Richards Atemnot denken, nachdem er von einem Armbrustbolzen getroffen worden war, und erinnerte sich, wie seine Haut erst aschfahl geworden war und sich schließlich blau zu verfärben begonnen hatte. Ihn in diesem Zustand zu sehen, unfähig zu atmen,

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