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Das Schwert der Wahrheit 9: Die Magie der Erinnerung (German Edition)

Das Schwert der Wahrheit 9: Die Magie der Erinnerung (German Edition)

Titel: Das Schwert der Wahrheit 9: Die Magie der Erinnerung (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Terry Goodkind
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bereits in diesen unteren Geschossen erledigten, ohne sich je die Zeit zu nehmen, bis zum eigentlichen Palast hinaufzusteigen. Eine noch größere Zahl von Menschen erledigte ihre Geschäfte gleich auf den unter freiem Himmel gelegenen Märkten am Fuß des Felsplateaus. Statuen aus schwarzem Stein zu beiden Seiten des breiten Flurs aus weißem Marmor blickten auf Verna und Berdine herab, als sie sich ihren Weg durch den endlosen Korridor bahnten. Der Schein der Fackeln spiegelte sich schimmernd im polierten schwarzen Marmor der hoch aufragenden Wächter, sodass sie fast lebendig wirkten, während die Farbkontraste des Gesteins und die schwarzen Skulpturen in dem weißen Marmorflur ein Gefühl düsterer Vorahnung verbreiteten.
    Die meisten Treppenhäuser, durch die sie nach oben stiegen, waren eher großzügig angelegt, einige besaßen sogar Balustraden aus poliertem Marmor von mehr als einer Armeslänge Durchmesser. Aber was Verna vor allem erstaunte, war die Vielfalt des im Innern des Palasts verwendeten Gesteins. Es schien, als wäre jedes Gemach, jeder Flur, jedes Treppenhaus in einer eigenen, einzigartigen Kombination von Farben gestaltet. Einige der eher praktischen Zwecken oder den Dienstboten vorbehaltenen Bereiche, durch die Berdine sie führte, waren in nichts sagendem beigefarbenem Kalkstein gehalten, in den wichtigeren, der Öffentlichkeit zugänglichen Bereichen dagegen hatte man erstaunlich lebendige Farben in kontrastierenden Mustern verwendet, die den Räumen ein erfrischendes, anregendes Gefühl der Lebendigkeit verliehen. Manche Privatflure, die den Beamten als Abkürzungen dienten, waren mit hochglanzpolierten Hölzern ausgekleidet, angestrahlt von silbernen Reflektorlampen, die alles in ein warmes Licht tauchten.
    Während diese Privatflure oftmals von eher bescheidener Größe waren, erstreckten sich die Hauptkorridore oft über mehrere Stockwerke. Einige der eindrucksvollsten – Hauptzweige der Bannform – wurden von Oberlichtern erhellt, durch die das Tageslicht hereinflutete. Die reihenweise emporstrebenden Säulen zu beiden Seiten reichten bis unter die weit oben liegende Decke, und die zwischen diesen gekehlten Pfeilern ausgesparten Balkone boten einen Blick hinunter auf die tief unten vorüberschlendernden Passanten. Immer wieder spannten sich Überführungen hoch oben über Vernas Kopf, und an einer Stelle erblickte sie sogar einen Übergang, der zwei übereinander liegende Geschosse gleichzeitig verband.
    »Hier hindurch«, sagte Berdine, als sie im Zentrum des Palasts an eine Doppeltür aus Mahagoni gelangten.
    Die Türflügel überragten Verna um eine volle Körperlänge. In deren Oberfläche aus massivem Mahagoniholz war ein Schlangenpaar geschnitzt, auf jedem Flügel eine, die ihre Schwänze um darüber wachsende Zweige ringelten, sodass ihre Körper von oben herabhingen und ihre Köpfe sich in Augenhöhe befanden. Spitze Fangzähne ragten aus ihren weit aufgerissenen Mäulern, so als könnten sie jeden Augenblick zubeißen. Die beiden Bronzetürgriffe knapp unterhalb der Schlangenköpfe – lebensgroßen grinsenden Totenschädeln nachempfunden – waren mit einer in vielen Jahren gereiften, von ihrem Alter zeugenden Patina überzogen.
    »Reizend«, murmelte Verna.
    »Sie dienen als Warnung«, erklärte Berdine, »die Unbefugte davon abhalten soll, diese Räume zu betreten.«
    »Hätte man nicht einfach ›Betreten verboten‹ auf die Tür pinseln können?«
    »Nicht jeder ist des Lesens mächtig.« Berdines Miene bekam einen schlauen Zug. »Und nicht jeder, der des Lesens mächtig ist, würde dies auch zugeben, wenn man ihn beim Öffnen der Tür erwischt. Aber auf diese Weise ist es einem unmöglich, die Schwelle aus angeblicher Unwissenheit zu übertreten, außerdem macht es jedem unmissverständlich klar, dass er keine Chance hat, sich herauszureden, wenn er von den Gardisten zur Rede gestellt wird.«
    Nach dem Frösteln zu urteilen, das sie beim Anblick der Doppeltür überlief, konnte sich Verna gut vorstellen, dass so ziemlich jeder einen weiten Bogen um sie machen würde. Berdine musste ihr ganzes Körpergewicht einsetzen, um die schwere Tür zu ihrer Rechten aufzuziehen.
    In dem gemütlichen, mit Teppichen ausgelegten Raum, getäfelt mit dem gleichen Mahagoniholz wie die große Tür, wenn auch ohne weitere Schlangenschnitzereien, standen vier kräftige Soldaten Wache, die erheblich furchterregender aussahen als die bronzenen Totenschädel. Der Soldat, der ihnen am nächsten

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