Das Schwert der Wahrheit 9: Die Magie der Erinnerung (German Edition)
Jedenfalls hat er mir immer das Gefühl gegeben, ich sei für ihn wichtig. Ich weiß nicht, ich denke einfach, ich sollte hier im Palast bleiben, für den Fall, dass er hierher zurückkehrt. Zumal er in diesem Fall darüber unterrichtet werden muss, dass Ihr verzweifelt nach ihm sucht und dass die entscheidende Schlacht unmittelbar bevorsteht.«
»Sagen Euch die Bande nicht, wo er sich befindet?«
Berdine wies nach Westen. »Er ist irgendwo in dieser Richtung, allerdings sehr weit weg.«
»Die gleichen Worte hat auch General Trimack benutzt, was nur bedeuten kann, dass Richard sich wieder irgendwo in der Neuen Welt befindet.« Verna sah einen Grund, mal wieder zu lächeln. »Endlich! Es tut gut, das zu wissen.«
»Je näher ihm die mit der Bande sind, desto tatkräftiger werden sie Euch bei der Suche nach ihm unterstützen können.«
Verna dachte einen Moment über ihren Vorschlag nach. »Ich werde Eure Gesellschaft vermissen, Berdine, aber ich denke, Ihr müsst tun, was Ihr für richtig haltet. Außerdem muss ich zugeben, was Ihr da sagt, klingt nicht ganz abwegig. Wenn wir ihn gleichzeitig an mehreren Orten suchen, erhöht das unsere Chancen, ihn rechtzeitig zu finden.«
»Ich halte es wirklich für richtig, hier zu bleiben. Außerdem möchte ich mir ein paar der alten Texte vornehmen und versuchen, einige Äußerungen Kolos abzugleichen. Es gibt da ein paar Dinge, die mich verwirren. Wenn ich das klären kann, könnte ich Lord Rahl vielleicht sogar helfen, die entscheidende Schlacht zu gewinnen.«
Verna nickte, ein betrübtes Lächeln auf den Lippen. »Bringt Ihr mich noch hinaus?«
»Selbstverständlich.«
Das Geräusch von Schritten ließ die beiden herumfahren. Es war eine weitere Mord-Sith, in ihrem roten Lederanzug. Sie war blond und ein Stück größer als Berdine. Ihre stechenden blauen Augen maßen Verna mit jener Art wohl abgewogener Berechnung, aus der ein unerschütterliches, furchtloses Selbstvertrauen sprach.
»Nyda!«, begrüßte Berdine sie.
Diese blieb stehen, einen Mundwinkel zu einem angedeuteten Lächeln verzogen, und legte Berdine eine Hand auf die Schulter, eine Geste, die nach Vernas bisheriger Erfahrung den Gipfel ausgelassener Freude unter den Mord-Sith darstellte, außer vielleicht bei Berdine.
Nyda blickte auf Berdine herab, als wollte sie sie mit ihren Augen verschlingen. »Es ist schon eine Weile her, Schwester Berdine. Ohne dich war es einsam in D’Hara. Willkommen daheim.«
»Es tut gut, wieder daheim zu sein und dein Gesicht zu sehen.«
Als Nydas Blick zu Verna schwenkte, schien Berdine sich auf ihr Benehmen zu besinnen.
»Schwester Nyda, dies ist Verna, die Prälatin der Schwestern des Lichts. Sie ist eine gute Freundin und Beraterin des Lord Rahl.«
»Er ist auf dem Weg hierher?«
»Leider nein«, antwortete Berdine.
»Seid Ihr zwei tatsächlich Schwestern?«, fragte Verna.
»Nein.« Mit einer Handbewegung wies Berdine den Gedanken entschieden von sich. »Es ist eher so wie bei Euch, wenn Ihr die anderen Frauen Eures Ordens als ›Schwester‹ bezeichnet. Nyda ist eine alte Freundin.«
Nyda blickte sich um. »Wo ist Raina?«
Die unerwartete Begegnung mit dem Namen ließ Berdine auf der Stelle erblassen. »Raina lebt nicht mehr.«
Nyda zeigte keinerlei Regung. »Das wusste ich nicht, Berdine. Ist sie einen angemessenen Tod gestorben, mit ihrem Strafer in der Hand?«
Berdine schluckte, den Blick starr zu Boden gerichtet. »Sie ist an der Pest gestorben, bis zum letzten Atemzug hat sie dagegen angekämpft … doch am Ende hat sie sie übermannt. Sie starb in Lord Rahls Armen.«
Verna meinte, eine leichte Zunahme der Tränenflüssigkeit in Nydas blauen Augen erkennen zu können, als diese ihre Mord-Sith-Schwester betrachtete.
»Das tut mir sehr Leid, Berdine.«
Berdine sah auf. »Lord Rahl hat bei ihrem Tod geweint.«
Dem stummen, gleichwohl erstaunten Ausdruck in Nydas Gesicht konnte Verna entnehmen, dass es als völlig unerhört galt, wenn Lord Rahl dem Tod einer Mord-Sith anders als mit Gleichgültigkeit begegnete. Nach dem Ausdruck ungläubigen Staunens, der über ihr Gesicht ging, war eine solche Ehrerbietung für eine der ihren die denkbar höchste Auszeichnung.
»Mir sind diese Geschichten über Lord Rahl schon zu Ohren gekommen. Dann sind sie also tatsächlich wahr?«
Ein strahlendes Lächeln ging über Berdines Gesicht. »Und ob.«
32
»Was lest Ihr denn da Spannendes?«, fragte Rikka, während sie die massive Tür mit der Schulter
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