Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Das Schwert der Wahrheit 9: Die Magie der Erinnerung (German Edition)

Das Schwert der Wahrheit 9: Die Magie der Erinnerung (German Edition)

Titel: Das Schwert der Wahrheit 9: Die Magie der Erinnerung (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Terry Goodkind
Vom Netzwerk:
zudrückte.
    Zedd stieß ein verdrießliches Grunzen aus, ehe er von dem aufgeschlagen vor ihm liegenden Buch aufsah. »Leere Seiten.«
    Durch das runde Fenster zu seiner Linken konnte er auf die Dächer der Stadt Aydindril hinabblicken, die sich tief unter ihm erstreckten. Im goldenen Licht der untergehenden Sonne bot die Stadt einen grandiosen Anblick, aber der Schein trog. Jetzt, da sämtliche Bewohner auf der Flucht vor den einfallenden Horden die Stadt verlassen hatten, glich Aydindril eher einer leeren Hülse ohne jedes Leben, nicht unähnlich den abgestreiften Häuten der erst kürzlich aus der Erde hervorgeschlüpften Zikaden.
    Rikka beugte sich über den prachtvollen, glänzenden Schreibtisch zu ihm hin, den Kopf leicht zur Seite geneigt, um besser sehen zu können, während sie neugierig auf das Buch starrte. »Die Seiten sind doch gar nicht völlig leer«, rief sie aus. »Außerdem, wo nichts steht, kann man auch nichts lesen, also lest Ihr doch wohl eher die Schrift und nicht die leeren Seiten. Ihr solltet Euch um eine etwas präzisere, um nicht zu sagen ehrlichere Ausdrucksweise bemühen, Zedd.«
    Zedds verdrießliche Miene verfinsterte sich noch mehr, als er den Kopf hob, um ihr in die Augen zu sehen. »Manchmal ist das, was verschwiegen wird, aufschlussreicher als das, was man sagt. Habt Ihr je darüber nachgedacht?«
    »Bittet Ihr mich etwa, den Mund zu halten?« Sie stellte eine große hölzerne Schale mit seinem Abendessen neben ihn, dessen Dampf den Duft von Zwiebeln, Knoblauch, Gemüse und saftigem Fleisch herantrug. Es roch köstlich.
    »Keineswegs. Ich verlange es.«
    Durch das runde Fenster rechter Hand konnte Zedd die düsteren Mauern der Burg der Zauberer bis in den Himmel ragen sehen. Hineingebaut in die Flanke jenes Berges, der die Stadt Aydindril überblickte, wirkte die Burg der Zauberer selbst fast wie ein Berg. Wie die Stadt, so war auch sie zurzeit unbewohnt – mit Ausnahme von Rikka, Chase, Rachel und seiner Wenigkeit. Aber nicht mehr lange, dann würde es in der Burg der Zauberer wieder lebhafter zugehen, denn schon bald würde sie immerhin wieder von einer ganzen Familie bevölkert werden, und dann würden die verlassenen Flure endlich wieder von freudigem Gelächter widerhallen, so wie einst, als unzählige Menschen die Burg ihr Zuhause nannten.
    Rikka begnügte sich damit, ihren Blick über die Regale in dem kreisrunden Turmzimmer schweifen zu lassen, die mit Gläsern und Krügen in den unterschiedlichsten Formen sowie zart getönten Glasbehältern voll gestellt waren, teils gefüllt mit den für Banne erforderlichen Ingredienzen, in einem Fall aber mit der für den Schreibtisch, den kunstvoll verzierten Eichenstuhl mit gerader Lehne, die niedrige, neben seinem Stuhl stehende Truhe sowie die Bücherregale bestimmten Politur. Den meisten Platz in den Regalen nahmen jedoch die in einer Vielzahl von Sprachen abgefassten Schriften ein, und selbst die Eckschränke mit den Glastüren standen noch voller Folianten.
    Rikka verschränkte die Arme, beugte sich weiter vor und betrachtete einige der vergoldeten Bücherrücken. »Habt Ihr diese Bücher wirklich alle gelesen?«
    »Selbstverständlich«, murmelte Zedd. »Mehrfach sogar.«
    »Zauberer zu sein muss ziemlich langweilig sein«, meinte sie. »Immerzu muss man seine Nase in Bücher stecken und über irgendetwas nachdenken. Dabei lassen sich Antworten viel einfacher bekommen, wenn man die Menschen bis aufs Blut foltert.«
    Entrüstet räusperte sich Zedd. »Wer starke Schmerzen leidet, mag vielleicht zu sprechen bereit sein, gewöhnlich aber neigt eine solche Person dazu, einem zu erzählen, was man ihrer Meinung nach hören will, ob dies nun der Wahrheit entspricht oder nicht.«
    Sie zog einen Band hervor und blätterte flüchtig darin, ehe sie ihn wieder ins Regal zurückstellte. »Deswegen werden wir ja darin ausgebildet, Menschen unter Verwendung der geeigneten Methoden zu verhören. Wir machen ihnen klar, wie viel schmerzhafter es für sie ist, uns anzulügen. Wer einmal begriffen hat, welch außerordentlich grauenhafte Folgen das Lügen für ihn hat, sagt die Wahrheit.«
    Doch Zedd hatte ihr gar nicht zugehört, sondern war ganz darauf konzentriert, die Bedeutung dieses Fragments einer Prophezeiung zu enträtseln, aber leider verdarben ihm die bislang in Betracht gezogenen Möglichkeiten nur noch gründlicher den Appetit. Unberührt stand die dampfende Schale neben ihm, bis er endlich merkte, dass Rikka wahrscheinlich nur

Weitere Kostenlose Bücher