Das Schwert der Wahrheit 9: Die Magie der Erinnerung (German Edition)
anderen aus deiner Familie wieder hier sein, und dann wirst du deine Geschwister zum Spielen haben und nicht bloß einen alten Mann.« Zedd nahm sie auf seine Knie. »Es wird mir bestimmt gut tun, wenn ihr alle hier bei mir in der Burg der Zauberer seid. Und wenn erst mal wieder etwas Leben eingekehrt ist, wird es hier wieder richtig fröhlich zugehen.«
»Rikka hat gesagt, wenn meine Mutter hier ist, braucht sie nicht mehr zu kochen.«
Zedd nahm einen Schluck lauwarmen Tee aus dem Zinnbecher auf der Truhe neben ihm. »Hat sie das.«
Rachel nickte. »Außerdem hat sie gesagt, meine Mutter wird dich wahrscheinlich zwingen, dir endlich die Haare zu bürsten.« Als sie die Hände vorstreckte, weil sie einen Schluck aus seinem Becher abbekommen wollte, ließ er sie etwas Tee trinken, ehe er fragend seinen Kopf zur Seite neigte. »Mein Haar bürsten?«
Rachel, das Gesicht ernst, nickte. »Es steht ab wie Kraut und Rüben. Aber mir gefällt es so.«
»Gehst du Zedd schon wieder auf die Nerven, Rachel?«, war plötzlich die Stimme von Chase zu hören, der soeben mit eingezogenem Kopf durch die mit einem Rundbogen versehene Tür trat.
Rachel schüttelte vehement den Kopf. »Ich hab ihm Kekse gebracht. Rikka hat gesagt, er mag zu seinem Eintopf Kekse, und ich soll ihm eine ganze Schale voll bringen.«
Chase stemmte die Fäuste in die Hüften. »Und wie, bitte schön, soll er seine Kekse essen, solange ein hässliches Kind auf seinem Schoß hockt?«
Kichernd ließ Rachel sich heruntergleiten, und Zedd beugte sich wieder über das Buch. »Hast du schon gepackt?«
»Ja«, antwortete der hünenhafte Grenzposten. »Ich möchte unbedingt früh aufbrechen, vorausgesetzt, Ihr habt nichts dagegen.«
Zedd tat seine Besorgnis mit einer wegwerfenden Handbewegung ab, ohne die Augen von der Prophezeiung zu lösen. »Ja, sicher. Je eher du deine Familie hierher schaffst, desto besser. Wir alle werden erleichtert sein, sie endlich hier zu haben, wo wir sie in Sicherheit wissen und ihr alle zusammen sein könnt.«
Chase’ buschige Brauen senkten sich tief über seine wachen braunen Augen. »Was ist eigentlich los mit Euch, Zedd? Was ist nicht in Ordnung?«
Zedd sah stirnrunzelnd zu ihm auf. »Nicht in Ordnung? Gar nichts. Alles bestens.«
»Er will nur nicht beim Lesen gestört werden«, versicherte Rachel ihrem Ziehvater, während sie sich mit beiden Armen an sein Bein klammerte und ihren Kopf an seine Hüfte legte.
»Zedd!«, wiederholte Chase gedehnt in einem fordernden Tonfall, der verriet, dass er ihm kein Wort glaubte.
»Wie kommst du darauf, dass etwas nicht in Ordnung ist?«
»Ihr habt keinen einzigen Bissen gegessen.« Chase legte eine Hand auf den hölzernen Griff eines der langen Messer in seinem Gürtel und strich mit der anderen über Rachels langen, goldblonden Haarschopf. Wahrscheinlich hatte er ein Dutzend Messer unterschiedlicher Größe um Hüfte und Beine geschnallt, die er vor seinem Aufbruch am nächsten Morgen noch durch Schwerter und Streitäxte ergänzen würde. »Und das kann nur bedeuten, dass irgendetwas nicht in Ordnung ist.«
Zedd ließ einen Keks in seinem Mund verschwinden. »Bitte«, murmelte er mit vollem Mund. »Bist du jetzt zufrieden?«
Während er den noch warmen Keks kaute, beugte sich Chase hinab und bog das Kinn des Mädchens nach oben. »Rachel, geh jetzt auf dein Zimmer und sieh zu, dass du mit Packen fertig wirst. Außerdem erwarte ich, dass deine Messer gesäubert und geschärft sind.«
Sie nickte ernst. »Ganz bestimmt, Chase.«
Für ein Mädchen ihres zarten Alters hatte Rachel bereits einige harte Schicksalsschläge erlitten. Aus Gründen, die stets Zedds Misstrauen geweckt hatten, hatte sie bei einer Reihe folgenschwerer Situationen im Mittelpunkt gestanden. Als Chase das verwaiste Mädchen bei sich aufgenommen hatte, um sie wie eine Tochter großzuziehen, hatte Zedd persönlich ihm dringend geraten, er solle ihr beibringen, sich zu schützen und so zu sein wie er selbst, damit sie sich verteidigen und allen Gefahren trotzen könne. Rachel, die Chase vergötterte, hatte sich seine Lektionen zu Herzen genommen und konnte mittlerweile mit einem der kleineren Messer, die sie stets bei sich trug, auf zehn Schritte eine Fliege an einen Zaunpfahl heften.
»Außerdem möchte ich, dass du früh zu Bett gehst, damit du ausgeruht bist«, sagte Chase zu ihr. »Ich denke nämlich nicht daran, dich zu tragen, wenn du müde bist.«
Rachel sah ihn verwirrt an. »Aber du trägst mich doch
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