Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Das Schwert der Wahrheit 9: Die Magie der Erinnerung (German Edition)

Das Schwert der Wahrheit 9: Die Magie der Erinnerung (German Edition)

Titel: Das Schwert der Wahrheit 9: Die Magie der Erinnerung (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Terry Goodkind
Vom Netzwerk:
ebenfalls kein Lufthauch geregt.
    Richards innere Unruhe steigerte sich noch, bis sie sich seinem hämmernden Puls angepasst hatte. Er erhob sich, noch immer in sein Bettzeug gewickelt.
    Irgendetwas schien zwischen den Bäumen hindurchzugleiten – allerdings ohne die Zweige zu bewegen oder zur Seite zu biegen, wie ein Mensch oder Tier dies getan hätte – nein, die Bewegung war höher, etwa in Augenhöhe. Es war einfach noch nicht hell genug, um genau zu erkennen, was es war. Andererseits konnte er in dieser stillen morgendlichen Dunkelheit nicht einmal mit Gewissheit sagen, ob sich dort überhaupt etwas bewegte, vielleicht hatte er es sich ja nur eingebildet. Shotas Nähe war gewiss Grund genug für ein überreiztes Nervenkostüm. Sie mochte ihm in der Vergangenheit geholfen haben, aber sie hatte ihm auch jede Menge Ärger bereitet.
    Aber wenn dort zwischen den Bäumen nichts war, wieso überlief ihn dann vor Angst eine Gänsehaut? Und was war dieses kaum wahrnehmbare Geräusch, das er jetzt hörte, dieses leise Zischen?
    Ohne den dunklen Wald aus den Augen zu lassen, streckte Richard die Hand aus, stützte sich mit den Fingerspitzen an einer nahen Föhre ab und ging behutsam in die Hocke, gerade so tief, dass er sein auf dem Bettzeug liegendes Schwert an sich nehmen konnte. Während er den Waffengurt leise über seinen Kopf streifte, versuchte er, das Dunkel unmittelbar vor ihm mit den Augen zu durchdringen, um zu erkennen, was sich dort – wenn überhaupt – bewegte. Was immer es sein mochte, es konnte nicht sehr groß sein. Dennoch – mit jedem Moment wuchs seine Gewissheit, dass dort irgendetwas war!
    Das Beunruhigendste an diesem Etwas war seine Art, sich zu bewegen – denn es bewegte sich nicht etwa in kurzen Schüben, wie ein von Zweig zu Zweig flatternder Vogel, oder mit kurzen, immer wieder stockenden Bewegungen, wie etwa ein Eichhörnchen. Es bewegte sich auch nicht mit der verstohlenen Heimlichkeit einer Schlange, die ein Stück vorangleitet, kurz innehält und dann weitergleitet.
    Dieses Etwas bewegte sich nicht nur lautlos und fließend, sondern ohne jede Unterbrechung.
    Die Pferde, ein Stück abseits zwischen den Bäumen in einem Pferch, den Richard mithilfe einiger junger Schösslinge gebaut hatte, um das hintere Ende eines engen Felsspalts abzuteilen, stampften schnaubend mit den Hufen. In der Ferne flog ein Vogelschwarm plötzlich von seinem Schlafplatz auf und erhob sich in die Lüfte.
    In diesem Moment bemerkte Richard zum ersten Mal, dass die Zikaden verstummt waren.
    Richard nahm den schwachen Geruch von etwas wahr, das hier im Wald völlig fehl am Platz war. Vorsichtig, ohne ein Geräusch zu machen, sog er prüfend die Luft ein, versuchte, den Geruch einzuordnen, und fand, dass es der Hauch von etwas Brennendem sein könnte, auch wenn der Geruch nicht gerade beißend war. Er erinnerte ein wenig an ein Lagerfeuer, auf das sie jedoch verzichtet hatten, weil Richard weder die Zeit dafür erübrigen noch Gefahr laufen wollte, die Aufmerksamkeit auf sich zu ziehen. Cara hatte eine Blendlaterne dabei, doch der Geruch stammte auch nicht von einer Laternenflamme.
    Den Wald ringsum mit den Augen absuchend, hielt er wiederholt Ausschau nach Cara. Sie hatte Wache, befand sich also wahrscheinlich ganz in der Nähe, trotzdem konnte Richard sie nirgends entdecken. Er wollte schon instinktiv ihren Namen rufen, doch im allerletzten Augenblick widerstand er diesem Drang. Ehe er Alarm schlug, wollte er herausfinden, was hier gespielt wurde, was hier nicht stimmte. Ein Ruf hätte einen Feind sofort gewarnt, dass seine Anwesenheit bemerkt worden war. Besser, man ließ einen Gegner, erst recht einen Gegner, der sich heimlich anzuschleichen versuchte, im Glauben, er sei noch unentdeckt.
    Als er das umliegende Gelände betrachtete, stellte Richard fest, dass mit dem Wald irgendetwas nicht stimmte. Er hätte nicht sagen können, was genau, aber irgendetwas schien verkehrt – ein Eindruck, der wahrscheinlich nicht zuletzt von dem seltsam verbrannten Geruch herrührte. Es war immer noch zu dunkel, um deutlich sehen zu können, aber soweit er erkennen konnte, schien mit den Zweigen etwas nicht zu stimmen. Irgendetwas an den Föhrenzweigen war merkwürdig – richtig, die Nadeln. Sie wirkten irgendwie unnatürlich.
    Sein erster Besuch in Agaden war ihm noch bestens in Erinnerung. Damals war er ein Stück weiter unten in den Bergen von einem seltsamen Geschöpf angefallen worden, und während er noch wie von Sinnen

Weitere Kostenlose Bücher