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Das Schwert der Wahrheit 9: Die Magie der Erinnerung (German Edition)

Das Schwert der Wahrheit 9: Die Magie der Erinnerung (German Edition)

Titel: Das Schwert der Wahrheit 9: Die Magie der Erinnerung (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Terry Goodkind
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ging, in seiner Nähe, um im Falle eines Angriffs der Bestie zur Stelle zu sein, blieb ihm ansonsten aber aus den Augen und überließ ihn seiner Einsamkeit.
    Die ersten vier, fünf Tage nach seiner Ankunft auf der Burg hatte Richard im Palast der Konfessoren verbracht und war dort durch die prächtigen Gemächer und das schier endlos verzweigte Gewirr von Fluren geschlendert. Während er ziellos durch den leeren Palast streifte, hielt sich Nicci unsichtbar in einem Gästezimmer des Palasts auf. Danach hatte er das Gebäude verlassen, war ein halbes Dutzend Tage durch die Stadt Aydindril gewandert und dabei durch die Straßen und Gassen geschlendert, als wollte er das bunte Treiben wieder aufleben lassen, das sie einst erfüllte. Während dieser oft den ganzen Tag währenden Spaziergänge durch die Stadt war es für Nicci erheblich schwieriger, in seiner Nähe zu bleiben. Im Anschluss daran war er noch mehrere Tage durch die Wälder in den Bergen rings um Aydindril gestreift und mitunter nicht einmal nachts zurückgekehrt. Richard war in den Wäldern zu Hause, daher hatte sie beschlossen, ihm nicht zu folgen, wusste sie doch, wie schwer es ihr gefallen wäre, ihre Anwesenheit vor Richard geheim zu halten. Einzig die magischen Bande zu ihm waren ihr ein kleiner Trost, die ihr einen ungefähren Eindruck davon vermittelten, in welcher Richtung und Entfernung er sich befand. Aber sobald er nachts einmal nicht zurückkam, lief sie, unfähig, ein Auge zuzumachen, unruhig auf und ab.
    Zu guter Letzt hatte ihn Zedd gebeten, doch bitte in der Burg zu bleiben, da andernfalls er selbst und Nicci die Bestie im Falle eines Angriffs kaum würden zurückhalten können. Richard hatte sich seinem Wunsch kommentar- und widerspruchslos gefügt und war während der letzten Tage, statt ziellos durch den Palast, die Stadt oder die Wälder zu streifen, über die äußeren Befestigungsanlagen geschlendert, den Blick starr in die Ferne gerichtet.
    In ihrer Verzweiflung hatte Nicci ihm unbedingt irgendwie helfen wollen, doch Zedd hatte darauf beharrt, dass man nichts tun könne, als abzuwarten, ob er mit der Zeit nicht wieder zur Besinnung kommen und einsehen würde, dass er sich seine Beziehung zu Kahlan während seiner Bewusstlosigkeit nur zusammenfantasiert hatte. Nicci war jedoch nicht der Ansicht, dass die Zeit irgendetwas heilen würde. Sie war lange genug mit Richard zusammen gewesen, um zu erkennen, dass weit mehr dahintersteckte. Sie war der festen Überzeugung, dass er dringend Hilfe brauchte, doch worin die bestehen könnte, wusste auch sie nicht.
    Soeben eilte sie durch das endlose Labyrinth aus Fluren, durch die unbewohnten, gleichwohl prächtigen Gemächer, beschleunigte ihre Schritte sogar noch, denn aus irgendeinem Grund hatte sie plötzlich das dringende Bedürfnis, bei ihm zu sein.
    Richard stand am äußersten Rand des Festungswalls, je einen Arm auf die Mauerzacken zu beiden Seiten gestützt, und starrte durch die Zinnen nach draußen. Es war, als stünde man am Rand der Welt. Getrieben von den Wolken, die sie verursachten, schoben sich graue Schattenflächen gemächlich über die tief unten liegenden Hügel und Felder.
    Jedes Zeitgefühl schien ihm abhanden gekommen; jetzt, da Kahlan tot und begraben war, war nichts mehr wirklich von Bedeutung; er hatte Mühe, sich vorzustellen, warum es das jemals gewesen sein sollte. Er meinte nicht einmal mehr, sicher zu wissen, dass sie je wirklich existiert hatte.
    Wie auch immer, es war vorbei.
    Unweit von ihm stand Cara, die sich stets in seiner Nähe aufhielt. Es hatte etwas Tröstliches, zu wissen, dass er sich in jeder Hinsicht auf sie verlassen konnte, andererseits war es mitunter auch ermüdend, sie stets um sich zu haben, nie auch nur einen Augenblick für sich allein zu haben.
    Er fragte sich, ob sie wohl glaubte, nahe genug zu stehen, um ihn zu packen, falls er sprang – und wusste, dass dem nicht so war.
    Trübsinnig betrachtete er die winzigen, sich dicht aneinander schmiegenden Dächer der Stadt Aydindril tief unter ihm. Auf eine Weise fühlte er sich mit der Stadt verwandt, die genauso verödet war wie er. Aus beiden war jegliches Leben gewichen.
    Seit dem Öffnen des Grabes – noch immer brachte er es nicht über sich, nicht einmal in Gedanken, geschweige denn laut, es Kahlans Grab zu nennen – hatte er das Gefühl, dass es nichts mehr gab, wofür es sich zu leben lohnte. Wäre es möglich, allein durch Willenskraft zu sterben, er wäre längst tot, doch jetzt, da

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