Das Schwert der Wahrheit 9: Die Magie der Erinnerung (German Edition)
Ansicht, dass der Leichnam, den er ausgegraben hat, irgendetwas schlüssig beweist, denn in diesem Fall hätte sich uns vielleicht die Chance geboten, ihn zu zwingen, das Beweisstück als Tatsache zu akzeptieren. Gleichwohl bin ich überzeugt, dass der von ihm exhumierte Leichnam tatsächlich die Mutter Konfessor war, Kahlan Amnell, ebenjene Frau, mit der er sich in seinem wirren, schmerzgepeinigten Zustand nach seiner Verwundung einbildete, liiert zu sein.
Wahrscheinlich hatte er den Namen auf seiner ersten Reise in die Midlands aufgeschnappt, und anschließend ist er ihm dann im Gedächtnis haften geblieben. Wahrscheinlich war es eine sehr angenehme Vorstellung, meiner Meinung nach ein nur zu verständlicher Tagtraum für einen jungen Mann, der als Waldführer aufgewachsen ist – vergleichbar mit dem Wunsch, eines Tages in ein fremdes Land zu gehen und eine Königin zu ehelichen. Aber dann, nach seiner Verwundung, wurde ein Wunschtraum daraus, der sich schließlich zur Besessenheit steigerte.«
Nicci musste sich zwingen aufzuhören. Es tat ihr in der Seele weh, in Gegenwart anderer so über Richard zu sprechen, selbst wenn diese anderen ihn, wie sie, sehr mochten und ihm helfen wollten. Sogar Ann, der Nicci nicht selten niedere Beweggründe unterstellte, war Richard in Wahrheit sehr zugetan. Auch wenn er ihrer Meinung nach gebraucht wurde, um die Prophezeiungen zu erfüllen, so hegte sie für ihn als Individuum durchaus herzliche Gefühle.
Nicci wusste, dass sie mit ihrer Bemerkung über Richard richtig gehandelt hatte, und doch fühlte sie sich wie eine Verräterin. In Gedanken sah sie sein Gesicht vor sich, wie er sie, insgeheim gekränkt wegen ihrer nüchternen Skepsis, ansah.
»Wir sind der Meinung, dass Richard, was immer seinen Irrglauben hervorgerufen haben mag, unbedingt wieder zur Vernunft gebracht werden muss«, erklärte Ann.
Nicci verzichtete auf eine Erwiderung. Obwohl sie im Grunde der gleichen Meinung war, gab es ihres Wissens nichts, was man tun konnte, außer ihn mit der Zeit von selbst wieder zur Besinnung kommen zu lassen.
Nathan trat einen Schritt vor und lächelte Nicci von oben herab an, was ihn in dem kleinen Zimmer noch imposanter wirken ließ. Letztlich aber waren es seine tiefblauen Augen, die sie fesselten. Er breitete in einer unverhohlen bittenden Geste die Hände aus.
»Manchmal muss man einem Menschen wehtun, um ihm zu helfen, später aber wird der Betreffende einsehen, dass es die einzige Möglichkeit war, und wenn er schließlich wieder genesen ist, wird er sogar froh sein, dass man getan hat, was getan werden musste.«
»Wie beim Richten eines gebrochenen Arms«, setzte Ann hinzu, die Nathans Worte mit einem Nicken kommentiert hatte. »Kein Mensch ist versessen darauf, die dabei entstehenden Schmerzen über sich ergehen zu lassen, aber manchmal sind diese Dinge unerlässlich, wenn man wieder gesund werden und in sein altes Leben zurückkehren will.«
Verwundert legte Nicci die Stirn in Falten. »Demnach wollt Ihr ihn also heilen?«
»So ist es«, bestätigte ihr Zedd. Dann ging ein Lächeln über seine Lippen. »Ich habe eine Richard betreffende Prophezeiung gefunden, in der es heißt: ›Zuerst werden sie ihn anzweifeln, ehe sie die rechten Ränke zu seiner Gesundung finden.‹ Ich hätte nie gedacht, dass sie so rasch oder auf diese Weise in Erfüllung gehen würde, aber ich denke, wir alle stimmen darin überein, dass wir Richard lieben und ihn gesund und als sein altes Selbst bei uns sehen wollen.«
In Nicci keimte der Verdacht, dass mehr dahintersteckte, als sie alle behaupteten. Sie begann sich zu fragen, wieso sie Rikka fortgeschickt hatten, um Tee zu holen – oder präziser, warum sie Richards Leibwächterin nicht in der Nähe haben wollten.
»Wie gesagt, ich bin nicht gerade eine Heilerin.«
»Trotzdem habt Ihr hervorragende Arbeit geleistet, nachdem dieser Bolzen ihn getroffen hatte«, widersprach Zedd. »Nicht einmal ich wäre imstande gewesen, ein solches Kunststück zu vollbringen, außer Euch wäre keiner hier im Raum dazu fähig gewesen. Ihr meint vielleicht, keine große Heilerin zu sein, trotzdem wart Ihr imstande, etwas zu tun, das keiner von uns hätte schaffen können.«
»Nun ja, letztendlich war ich nur deswegen erfolgreich, weil ich subtraktive Magie angewandt habe.«
Keiner sagte etwas, alle starrten sie nur schweigend an.
»Augenblick mal«, sagte Nicci, während sie ihren Blick vom einen zum anderen schweifen ließ, »soll das etwa
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