Das Schwert der Wahrheit 9: Die Magie der Erinnerung (German Edition)
dass wenigstens Kahlan warm und trocken und unverletzt war. Müde und schläfrig, wie er war, fasste er dennoch einen Entschluss: Noch vor dem Einschlafen würde er in Erfahrung bringen, was Nicci über die Todesursache von Victors Männern wusste.
8
Richard löste die Lederriemen unter seinem Bündel, rollte sein Bettzeug auseinander und breitete es auf dem schmalen Streifen aus, den die beiden anderen für ihn freigelassen hatten.
»Nicci, Ihr habt vorhin von einem Blutrausch gesprochen, drüben an der Stelle, wo die Männer getötet wurden.« Er lehnte sich gegen die Felswand unter dem Überhang. »Was habt Ihr damit eigentlich gemeint?«
Auf ihrem Bettzeug stemmte sich Nicci rechts neben ihm in eine sitzende Haltung. »Es ist doch ziemlich offensichtlich, dass das, was wir dort gesehen haben, kein simpler Akt des Tötens war.«
Vermutlich hatte sie damit nicht ganz Unrecht. Noch nie war er Zeuge eines dermaßen von Raserei geprägten Gemetzels geworden. Er war sich allerdings einigermaßen sicher, dass Nicci erheblich mehr darüber wusste.
Cara kauerte sich links neben ihn. »Ich hab’s Euch ja gesagt«, sagte sie zu Nicci. »Ich glaube, er weiß es nicht.«
Richard bedachte erst die Mord-Sith, dann die Hexenmeisterin mit einem misstrauischen Seitenblick. » Was weiß ich nicht?«
Nicci fuhr sich mit den Fingern durch das nasse Haar und strich sich ein paar Strähnen aus dem Gesicht. Sie schien ein wenig verwirrt. »Hast du nicht gesagt, du hättest den Brief erhalten, den ich dir geschickt habe?«
»Hab ich.« Das lag schon eine Weile zurück. Er versuchte, sich durch den Dunst aus Mattigkeit und Sorge zu erinnern, was in Niccis Brief gestanden hatte – irgendetwas darüber, dass Jagang im Begriff sei, Menschen in Waffen zu verwandeln. »Euer Brief war mir bei der Untersuchung der damaligen Vorfälle eine wertvolle Hilfe. Ich wusste Eure Warnung vor Jagangs finstereren Machenschaften durchaus zu würdigen. Nicholas der Schleifer war in der Tat ein äußerst übler Zeitgenosse.«
»Nicholas.« Nicci spie den Namen förmlich aus. »Der ist nichts weiter als ein Floh im Pelz des Wolfes.«
Wenn Nicholas der Floh war, dann hoffte Richard, niemals dem Wolf über den Weg zu laufen. Nicholas der Schleifer war ein Zauberer gewesen, den die Schwestern der Finsternis dahin gehend verwandelt hatten, dass er den Menschen in allen Eigenschaften weit überlegen war. Diese Zauberei am Menschen galt nicht nur als längst vergessene Kunst, sondern als schlechterdings unmöglich, nicht zuletzt, weil ein solch ruchloses Tun die Anwendung nicht nur additiver, sondern auch subtraktiver Magie erforderte. Einige wenige Auserwählte hatten diese zwar beherrschen gelernt, gleichwohl war bis zu Richards Geburt seit tausenden von Jahren niemand mehr mit der echten Gabe subtraktiver Magie geboren worden.
Aber dann gab es noch jene, denen es, obwohl selbst nicht mit dieser Seite der Gabe geboren, gelungen war, sich den Gebrauch subtraktiver Magie anzueignen, und zu dieser Gruppe von Personen gehörte Darken Rahl. Es hieß, er habe die Seelen unschuldiger Kinder im Tausch gegen zweifelhafte Privilegien an den Hüter der Unterwelt verschachert – unter anderem für die Kenntnisse bei der Anwendung subtraktiver Magie.
Richard vermutete, dass sich womöglich auch die ersten Schwestern der Finsternis mithilfe schauriger Versprechungen an den Hüter das für die Nutzung subtraktiver Magie erforderliche Wissen hatten verschaffen wollen, nur um es anschließend stillschweigend an die Schar ihrer heimlichen Anhänger weiterzugeben.
Nach dem Fall des Palasts der Propheten hatte Jagang eine Vielzahl von Schwestern sowohl des Lichts als auch der Finsternis gefangen genommen, deren Zahl jedoch mittlerweile wieder im Schwinden begriffen war. Soweit Richard dies hatte in Erfahrung bringen können, befähigte das Talent des Traumwandlers ihn dazu, bis in die tiefsten Schichten des menschlichen Verstandes vorzudringen und auf diese Weise die absolute Kontrolle über den Betreffenden zu erlangen. Kein noch so intimer Gedanke, keine noch so intime Handlung blieb ihm verborgen.
Einem alten Zauber, einst von einem Vorfahren Richards geschaffen, um sein Volk vor den Traumwandlern seiner Zeit zu schützen, war es zu verdanken, dass jeder davor sicher war, der dem jeweiligen Lord Rahl die Treue schwor. Diese Bande waren Richard zusammen mit seiner Gabe vererbt worden, sodass sie seine treuen Untergebenen nun, da wiederum ein Traumwandler in
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