Das Schwert der Wahrheit 9: Die Magie der Erinnerung (German Edition)
er seine Pflicht gegenüber Richard erfüllen kann.«
Panik in den Augen, richtete sie ihren Blick auf Tom. »Aber ich …«
»Jennsen.« Nathan legte ihr seinen Arm um die Schultern. »Sieh her.« Er deutete den Treppenschacht hinab. »Du weißt, was sich dort unten befindet. Falls uns etwas zustößt, könnte es sein, dass auch Richard davon erfahren muss. Du musst hier bleiben, um diesen Ort in seinem Namen zu bewachen. Das ist wichtig – ebenso wichtig wie der Umstand, dass Tom uns begleitet. Uns geht es bestimmt nicht darum, dir Gefahren zu ersparen, denn in Wahrheit könnte dies noch gefährlicher sein, als sich uns anzuschließen.«
Jennsens Blick wanderte von Nathans Augen zu Anns, bis sie sich widerstrebend den Ernst der Lage eingestehen musste. »Wenn Ihr wirklich der Meinung seid, dass Richard mich hier braucht, dann muss ich eben bleiben.«
Ann berührte das Kinn der jungen Frau sachte mit den Fingerspitzen. »Ich danke dir, mein Kind, dass du einsiehst, wie wichtig dies ist.«
»Wir müssen das Versteck wieder genau so verschließen, wie ich es vorgefunden habe«, erklärte Nathan und fuchtelte nachdrücklich mit den Armen. »Ich werde euch jetzt den Mechanismus zeigen, und wie man ihn bedient. Anschließend müssen wir in den Ort zurück und unsere Sachen zusammensuchen. Bis zum Sonnenaufgang werden wir uns höchstens ein paar Stunden aufs Ohr legen können, aber das lässt sich halt nicht ändern.«
»Es ist ein weiter Fußmarsch hinaus aus Bandakar«, sagte Tom. »Wenn wir Lord Rahl einholen wollen, werden wir uns, sobald wir den Gebirgspass überwunden haben, ein paar Pferde besorgen müssen.«
»Dann ist es also entschieden«, verkündete der Prophet. »Lasst uns das Grab wieder verschließen, und dann brechen wir sofort auf.«
Ann runzelte die Stirn. »Nathan, dieses geheime Bücherversteck hat jahrtausendelang unter diesem Grabstein verborgen gelegen, und all diese Zeit ist niemand dahintergekommen, dass es sich dort befindet. Wie hast du es nur geschafft, es zu entdecken?«
Nathan hob eine Braue. »Um ehrlich zu sein, ich fand es gar nicht so schwierig.«
Er umging das riesige steinerne Grabmal bis zur Vorderseite und wartete, bis Ann zu ihm aufschloss. Als sie unmittelbar neben ihm stand, hielt er die Laterne in die Höhe.
Dort standen nur zwei Worte, gemeißelt in die Oberfläche des uralten Grabsteins: NATHAN RAHL.
13
Es war bereits später Nachmittag, als Victor, Nicci, Cara und Richard in die langen Schatten der Olivenhaine gelangten, welche die südlich der Stadt Altur’Rang gelegenen Hügel bedeckten. Richard hatte keinen Augenblick in seinem forschen Tempo nachgelassen, sodass alle von dem beschwerlichen, wenn auch vergleichsweise kurzen Fußmarsch erschöpft waren. Der eiskalte Regen hatte drückender Hitze und hoher Luftfeuchtigkeit weichen müssen und war weitergezogen, doch schweißgebadet, wie sie waren, hätte es ebenso gut noch immer regnen können.
Obwohl bis auf die Knochen müde, fühlte sich Richard besser als noch vor wenigen Tagen. Trotz der ungeheuren Anstrengung fühlte er nach und nach seine Kräfte zurückkehren.
Zudem war er erleichtert, dass sie nichts gesehen hatten, was auf die Bestie hingedeutet hätte. Mehr als einmal hatte er die anderen vorausgehen lassen, während er den hinter ihnen liegenden Pfad im Auge behielt, um zu überprüfen, ob sie verfolgt wurden. Da er zu keinem Zeitpunkt auch nur das geringste Anzeichen dafür gesehen hatte, dass ihnen jemand oder etwas auf den Fersen war, konnte er allmählich ein wenig aufatmen. Außerdem mussten sie noch immer die Möglichkeit in Betracht ziehen, dass Niccis Information, Jagang habe ein solches Monster geschaffen, womöglich gar nicht die Erklärung für den Tod von Victors Männern war. Selbst wenn es Jagang, wie sie behauptete, gelungen sein sollte, eine solche Bestie zu erschaffen, so erklärte dies weder den brutalen und mörderischen Überfall, noch war damit gesagt, dass ebendiese Bestie bereits begonnen hatte, Jagd auf ihn zu machen. Aber wenn nicht sie, was dann? Er vermochte sich nicht einmal ansatzweise vorzustellen, was es gewesen sein konnte.
Lastkarren, Wagen und Menschen bewegten sich in flottem Tempo durch das dichte Gedränge in den Straßen der Innenstadt. Seit seinem letzten Aufenthalt in Altur’Rang schien der Handel noch weiter aufgeblüht zu sein. Einige Passanten erkannten Victor wieder, einige wenige sogar Nicci, die beide nach dem Ausbruch der Revolte eine wichtige
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