Das Schwert der Wahrheit 9: Die Magie der Erinnerung (German Edition)
fortschaffen.«
Nicci nickte. »Und zwar nach unten, in mein Zimmer.«
Ohne groß nachzudenken, hob er Cara schwungvoll mit beiden Armen hoch. Zum Glück waren die Männer sofort zur Stelle, als sie ihn vor Schmerz zusammenzucken sahen.
»Gütiger Schöpfer«, stieß einer hervor, als er ihr Bein packte, »sie ist so kalt wie das Herz des Hüters.«
»Nun macht schon«, sagte Richard, »helft mir, sie nach unten zu tragen.«
Nachdem sie sie angehoben hatten, ließen sich Caras Gliedmaßen mühelos bewegen, ohne jedoch völlig zu erschlaffen. Die Männer, die Richard halfen, Cara zu tragen, bewegten sich mit schlurfenden Schritten durch den Schutt, einer räumte mit einem Fußtritt die zersplitterte Tür aus dem Weg. Mit den Füßen voran schleppten sie sie die schmale Stiege hinunter, wobei Richard ihre Schultern übernahm.
Unten angekommen, dirigierte Nicci sie in ihr Zimmer und hinüber zum Bett, wo sie Cara behutsam niederlegten, nachdem Nicci rasch noch die Decken unter der von der merkwürdigen Starre befallenen Frau weggerissen hatte. Kaum lag Cara sicher auf dem Bett, breitete Nicci die Decken über sie.
Caras blaue Augen waren noch immer weit geöffnet und starrten, so schien es, in ein fernes Nichts. Ab und an bildete sich eine Träne in ihren Augenwinkeln und trat ihre zögernde Reise über ihre Wange an. Sie zitterte, allerdings nur am Oberkörper.
Richard bog ihre Finger auseinander und brachte sie dazu, ihren Strafer loszulassen, den sie immer noch fest umklammert hielt. In ihren Augen war keinerlei Regung zu erkennen. Er ließ die unerträglichen Schmerzen beim Berühren ihres Strafers über sich ergehen, bis er ihn endlich ihrem Griff entwunden hatte und ihn loslassen konnte, sodass er an dem um ihr Handgelenk befestigten Kettchen baumelte.
»Ich möchte, dass ihr alle draußen wartet«, erklärte Nicci mit ruhiger Stimme, »und mir ein wenig Zeit lasst, um herauszufinden, was ich für sie tun kann.«
Sofort verließen die Männer das Zimmer, nicht ohne zu beteuern, sie würden sich wieder auf ihre Patrouillengänge begeben oder, für den Fall, dass sie gebraucht wurden, auf ihren Posten anzutreffen sein.
»Und falls dieses Etwas noch einmal zurückkommt«, wies Richard sie an, »versucht auf keinen Fall, es aufzuhalten, sondern kommt mich sofort holen.«
Einer der Männer neigte leicht verwirrt den Kopf zur Seite. »Welches Etwas, Lord Rahl? Wonach sollen wir überhaupt Ausschau halten?«
»Das kann ich nicht mit Sicherheit sagen. Alles, was ich sehen konnte, als es auf mich zugeschossen kam und anschließend durch das Fenster verschwand, war ein riesengroßer Schatten.«
Der Mann schaute nach oben. »Wenn es dieses Loch dort oben in die Wand gebrochen hat, wie soll es dann durch ein so kleines Fenster gepasst haben?«
»Das weiß ich selbst nicht«, gestand Richard. »Ich schätze, ich habe es wohl nicht besonders deutlich gesehen.«
Wieder richtete der Mann den Blick zur Decke, so als könnte er dort die Trümmer des darüber liegenden Stockwerks sehen. »Wir werden jedenfalls die Augen offen halten, Ihr könnt Euch darauf verlassen.«
In diesem Augenblick fiel Richard auf, dass sein Schwert noch im Zimmer lag. Er wäre es gern holen gegangen, mochte aber nicht von Caras Seite weichen.
Nachdem auch der Letzte das Zimmer verlassen hatte, ließ sich Nicci auf der Bettkante nieder und hielt Cara eine Hand gegen die Stirn. Richard ging neben ihr auf die Knie und fragte: »Was ist mit ihr, was meint Ihr?«
Nicci ließ ihre Hand auf Caras Stirn sinken. »Ich habe nicht die leiseste Ahnung.«
»Aber könnt Ihr denn gar nichts tun, damit sie sich wieder erholt?«
Nicci ließ sich lange Zeit mit ihrer Antwort. »Ich bin nicht sicher. Aber ich werde alles in meinen Kräften Stehende versuchen.«
Richard ergriff Caras noch immer zitternde, eiskalte Hand. »Was denkt Ihr, sollten wir ihr nicht die Augen schließen? Sie hat nicht ein einziges Mal geblinzelt.«
Nicci war einverstanden. »Ist vermutlich keine schlechte Idee. Ich glaube, der Staub treibt ihr die Tränen in die Augen.«
Behutsam, eins nach dem anderen, drückte Nicci ihr die Lider zu. Jetzt, da sie nicht mehr ins Leere starrte, war Richard sofort etwas wohler zumute.
Kurz darauf platzierte Nicci ihre Hand abermals auf Caras Stirn, während sie ihr die andere auf die Brust legte. Dann berührte sie sie an Handgelenk und Knöchel und schob ihr eine Hand unter den Nacken. Richard ging zum Waschtisch hinüber und kam mit einem
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