Das Schwert der Wahrheit 9: Die Magie der Erinnerung (German Edition)
nassen Lappen zurück, wusch vorsichtig Caras Gesicht und bürstete ihr einen Teil des Staubs und Stücke des Wandverputzes aus dem Haar. Die Eiseskälte ihrer Haut war selbst durch den feuchten Lappen hindurch zu spüren.
Angesichts der drückenden, feuchten Hitze war es Richard vollkommen unverständlich, wie ihr Körper so kalt sein konnte, doch dann fiel ihm wieder ein, dass auch die Luft schlagartig erkaltet war, als dieses schwarze Etwas unter lautem Getöse in sein Zimmer eingedrungen war, und er musste an das schmerzhafte Kältegefühl denken, als er es bei seinem Sprung aus dem Fenster gestreift hatte.
»Habt Ihr denn wirklich keine Ahnung, was mit ihr sein könnte?«, wiederholte Richard seine Frage.
Gedankenversunken schüttelte Nicci den Kopf, ganz darauf konzentriert, die Innenflächen beider Hände auf Caras Schläfen zu pressen.
»Oder was dieses Etwas gewesen sein könnte, das durch die Wände gebrochen ist?«
Zerstreut hob Nicci den Kopf und sah ihn an. »Was?«
»Ich fragte, ob Ihr vielleicht eine Ahnung habt, was diesen Zustand hervorgerufen haben könnte. Was könnte dieses Etwas gewesen sein, das durch die Wände gebrochen ist?«
Die Frage schien sie zu verärgern. »Geh und warte draußen, Richard. Bitte.«
»Aber ich möchte hier bleiben, bei ihr.«
Behutsam nahm sie sein Handgelenk und löste seine Hand von Caras. »Du störst. Bitte, Richard, überlass das mir. Es ist einfacher, wenn du mir dabei nicht über die Schulter schaust.«
Es war Richard unangenehm, im Weg zu sein. »Wenn es ihr hilft.«
»Wird es ganz sicher«, sagte sie, bereits wieder der auf ihrem Bett liegenden Frau zugewandt.
Er zögerte noch kurz und schaute zu, während Nicci bereits ganz davon in Anspruch genommen war, Cara eine Hand unter den Rücken zu schieben.
»Nun geh endlich«, murmelte sie.
»Dieses Etwas, das durch unsere Zimmer geschossen ist, war eiskalt.«
Nicci sah über ihre Schulter. »Kalt?«
Richard nickte. »Es war so kalt, dass ich meinen Atem sehen konnte, und wenn man ihm zu nahe kam, war die Kälte geradezu schmerzhaft.«
Nicci ließ sich seine Worte kurz durch den Kopf gehen, ehe sie sich abermals Cara zuwandte. »Danke für den Wink. Wenn ich kann, komme ich kurz raus und lasse dich wissen, wie es ihr geht. Versprochen.«
Richard fühlte sich hilflos. Einen Moment lang blieb er noch in der Tür stehen und beobachtete das kaum merkliche Auf und Ab von Caras flachem Atem, während der Schein der Lampe auf Niccis blondes Haar fiel, als sie sich über die Mord-Sith beugte, um festzustellen, was mit ihr nicht stimmte – denn er konnte sich des scheußlichen Gefühls nicht erwehren, genau zu wissen, was mit ihr nicht stimmte. Er befürchtete, der Tod selbst hatte sie gestreift.
17
Nachdem er sein Bündel unter dem Trümmerhaufen hervorgezogen hatte, säuberte sich Richard flüchtig und zog ein Hemd über. Sein Schwert schnallte er ebenfalls um.
Er wusste nicht, was in das Gebäude eingedrungen war, dennoch schien einigermaßen wahrscheinlich, dass dieses Etwas es auf ihn abgesehen hatte, und obwohl er keine Ahnung hatte, ob ihm sein Schwert gegen dieses Etwas von Nutzen sein würde, fühlte er sich ein wenig besser, es griffbereit zu haben.
Die Nacht draußen war still und warm. Einer der Männer sah ihn aus seiner Tür treten und kam auf ihn zu.
»Wie geht es Herrin Cara?«
»Das wissen wir noch nicht. Aber sie lebt – das lässt wenigstens wieder hoffen.«
Als der Mann sich mit einem Nicken bedankte, erkannte Richard den Hut des Mannes wieder. »Das warst doch du, der mich am Fenster hat hängen sehen.«
»Ja, stimmt.«
»Konntest du einen Blick auf dieses Etwas werfen, das uns überfallen hat?«
»Nein, tut mir Leid. Ich hab den Lärm gehört und nach oben geschaut, und dort hingt Ihr, an einer Hand. Mein erster Gedanke war, dass Ihr jeden Moment abstürzen könntet. Sonst hab ich nichts gesehen.«
»Auch nicht das schwarze Etwas, das aus dem Fenster entwich?«
Er verschränkte die Hände hinter seinem Rücken und überlegte einen Augenblick. »Nein … außer vielleicht, na ja, könnte sein, dass ich so was wie einen Schatten gesehen habe. Einen winzigen Augenblick lang hatte ich das Gefühl, da sei eine Art Schatten gewesen. Aber da war meine Sorge eher, wie ich schnell genug nach oben komme, bevor Ihr abstürzt.«
Nachdem er dem Mann gedankt hatte, ging Richard eine Weile spazieren, ohne groß darüber nachzudenken, wohin er lief. Er fühlte sich noch immer
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