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Das Schwert der Wahrheit 9: Die Magie der Erinnerung (German Edition)

Das Schwert der Wahrheit 9: Die Magie der Erinnerung (German Edition)

Titel: Das Schwert der Wahrheit 9: Die Magie der Erinnerung (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Terry Goodkind
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da.«
    Er öffnete sich für sie, ließ sie sein Verlangen spüren und öffnete sich für das ihre.
    Sie fest in seinen Armen haltend, weinte er sich an ihrer Schulter aus. Fast hatte er das Gefühl, wenn er sie nur fest genug hielte, würde sie nicht in den Tod hinübergleiten können.
    Dieses Ziel vor Augen, öffnete er sich, öffnete sich bis auf den Grund seiner Seele.
    Er überließ sich ganz seinem Mitgefühl für diese Frau, der er so viel zu verdanken hatte. Mehr als einmal hatte sie in Ausführung seiner Befehle ihr Leben riskiert, und nicht minder oft, indem sie ihnen bewusst zuwiderhandelte. Sie war ihm quer durch die ganze Welt gefolgt, unzählige Male hatte sie sich schützend vor ihn und Kahlan gestellt, wenn ihrer beider Leben in Gefahr war. Cara verdiente es, zu leben, sie verdiente alles Gute im Leben. Er hatte keinen sehnlicheren Wunsch, als sie wieder gesund zu machen, und diesem Wunsch opferte er sein ganzes Sein – für den Wunsch, Cara unter den Lebenden zu halten.
    Er erzitterte unter der übermenschlichen Bürde, ihr einen Teil des Leids von den Schultern zu nehmen, während sie sich an den Schmerz klammerte, als wollte sie ihn nicht hergeben, und schon gar nicht an ihn. Aber geschwächt, wie sie war, gelang es ihm, ihn ihr dennoch zu entreißen – und Augenblicke darauf noch ein wenig mehr.
    Kaum hatte er die Schichten ihres Leids freigelegt, spürte er in ihrem Innern den kalten Hauch des Todes. Die nackte Angst, die diese Begegnung bei ihm hervorrief, war die beeindruckendste Erfahrung, mit der er je konfrontiert worden war. Zeit verlor jede Bedeutung, der Schmerz an sich wurde zur Verkörperung der Ewigkeit.
    »Der Tod wird Euch noch oft heimsuchen und sich erbieten, Euch heimzuholen … Euch zu sich nehmen wollen«, flüsterte er ihr ins Ohr. »Schlagt das Angebot aus, Cara. Bleibt. Ihr dürft den Tod nicht akzeptieren.«
    Ich will sterben.
    Aus einem Meer von Elend und Verzweiflung schoss dieser einfache Gedanke plötzlich an die Oberfläche, schockierte ihn und machte ihm Angst. Was, wenn der Versuch, sich an das Leben zu klammern, ihre Kräfte überforderte? Was, wenn er mehr von ihr verlangte, als sie ertragen konnte … mehr, als er von Rechts wegen von ihr verlangen durfte?
    »Cara«, flüsterte er ihr ins Ohr. »Ich brauche Euch lebendig. Bitte, ich brauche Euch lebendig.«
    Ich kann nicht mehr.
    »Ihr seid nicht allein, Cara, ich bin hier, bei Euch. Haltet Euch fest. Um meinetwillen, haltet Euch fest und lasst mich Euch helfen.«
    Bitte, lasst mich gehen, lasst mich sterben. Ich flehe Euch an, wenn Euch etwas an mir liegt, dann lasst mich jetzt allein … lasst mich sterben.
    Sie begann ihm zu entgleiten. Er umarmte sie noch fester, nahm noch mehr von ihrem Leid auf sich. Das Innerste ihres Wesens schrie gequält auf, als sie sich gegen ihn sträubte.
    »Cara, bitte«, sperrte er sich keuchend gegen die Woge von Schmerz, die durch seinen Körper flutete, »lasst mich Euch helfen. Bitte, verlasst mich nicht.«
    Ich will nicht weiterleben. Ich habe Euch im Stich gelassen. Ich hätte Euch retten sollen, als Nicci kam, um Euch gefangen zu nehmen, das ist mir jetzt klar geworden – Ihr selbst habt mir die Augen geöffnet. Ich wollte für Euch sterben, aber ich habe meine Pflicht vernachlässigt und das Versprechen gebrochen, das ich mir selbst gegeben habe. Es gibt für mich keinen Grund mehr weiterzuleben. Ich bin Euch keine würdige Beschützerin. Bitte, lasst mich gehen.
    Zu seiner Verblüffung verstand er die Verzweiflung hinter ihrer flehentlichen Bitte, obwohl ihm doch eigentlich eher davor graute.
    Dann nahm er auch diesen Schmerz und erlöste sie davon – selbst dann noch, als sie versuchte, sich daran zu klammern und ihm vollends zu entgleiten.
    »Ich liebe Euch, Cara. Bitte, verlasst mich nicht. Ich brauche Euch doch.«
    Er kämpfte darum, einen immer größeren Teil ihrer Qualen auf sich zu laden, überwand ihren Widerstand, und als sie ihn nicht mehr daran hindern konnte, lud er noch mehr auf sich. Schließlich befreite er sie aus dem aschefarbenen Gewand des Todes, das sie in die Tiefe zu ziehen drohte. Richard hielt sie fest in den Armen und öffnete ihr sein Herz, seine Sehnsucht, seine Seele.
    Als sie einen herzzerreißenden Klagelaut ausstieß, begriff er, wie überwältigend einsam sie sich fühlte. »Ich bin bei Euch, Cara. Ihr seid nicht allein.« Plötzlich kam er sich vor wie jemand, der aufs offene Meer hinausgeschwommen ist, um einen Ertrinkenden zu retten,

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