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Das Schwert des Königs - Dark City ; 3

Das Schwert des Königs - Dark City ; 3

Titel: Das Schwert des Königs - Dark City ; 3 Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Brunnen Verlag
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nahm sie das Messer von der Hüfte weg und setzte die Klinge an eine andere Stelle, nicht mehr unterhalb, sondern oberhalb ihrer Hüfte. Sie packte das Seil mit der linken Hand, durchtrennte es und schnitt sich damit selbst von der Seilschaft. Zusammen mit Xylon stürzte sie, ohne auch nur einen Laut von sich zu geben, in die Tiefe. Xylons Schreie widerhallten in der Gletscherspalte, bis die beiden im bodenlosen Nichts verschwanden.

40
    Und dann war es plötzlich still. Totenstill. Die Herzen der Jugendlichen pochten wie wild. Keiner sagte ein Wort. Das, was soeben geschehen war, konnte niemand wirklich fassen. Aus welchem Grund auch immer: Das Mädchen mit der Donnerstimme hatte ihnen gerade das Leben gerettet.
    In diesem Moment krachte es über Joashs Kopf. Dort, wo der linke Eispickel in der Wand steckte, löste sich ein Eisbrocken. Sihana kreischte auf, als der Brocken sie nur knapp verfehlte und dicht an ihnen vorbei in die Tiefe sauste. Joash reagierte blitzschnell. Er riss den linken Eispickel aus der Wand, spannte seine Muskeln und rammte ihn mit einem lauten Schrei ein Stück höher wieder in das Eis. Sein Haar begann sichtbar zu wachsen.
    Wieder splitterten Teile von der Wand weg. Es regnete messerscharfe Eisblöcke. Einer traf Katara am Unterschenkel, und sie stöhnte dumpf auf. Sie spürte, wie warmes Blut ihre engen Hosenbeine tränkte. Joash pickelte sich mit zusammengebissenen Zähnen weiter nach oben. Stück für Stück hangelte er sich mit den beiden Eispickeln an der Gletscherwand hoch, während seine Filzlocken und die Risse im Eis immer länger wurden. Immer mehr Eis bröckelte ab.
    Die Jugendlichen wurden unter Joash hin- und hergeschlenkert wie das Pendel einer Wanduhr. Sihana schrie hysterisch. Miro prallte mit dem gebrochenen Arm gegen die Wand und jaulte vor Schmerzen auf. Aliyah war es speiübel und schwindlig. Sie schloss die Augen und redete leise auf sich ein.
    «Wir sind gleich oben. Nur keine Panik. Wir haben’s gleich geschafft. Nur noch ein Stückchen. Gleich sind wir oben.»
    Endlich erreichte Joash die Oberfläche, robbte auf dem Bauch über den Spaltenrand, setzte sich auf und konnte Pishda und seine Freunde aus dem Loch hieven. Keuchend, zitternd und völlig erschöpft ließen sich die sechs in den Schnee fallen. Pishda kroch weit genug von der Gletscherspalte weg, um sich wieder vervielfältigen zu können. Jetzt, wo er seine Schwäche preisgegeben hatte, musste er besonders wachsam sein. Für eine Weile saßen sie nur schweigend und völlig außer Atem da. Ihre Herzen rasten.
    «Warum hat sie das nur getan?», murmelte Aliyah schließlich, erschüttert über das Furchtbare, das in der Gletscherspalte passiert war.
    «Vielleicht dachte sie, sein Gewicht allein würde nicht ausreichen», räumte Miro ein.
    «Trotzdem», überlegte Aliyah leise. «Wir waren nicht ihre Freunde. Für deine Freunde dein Leben zu geben, ist eine Sache … aber für deine Feinde?»
    Die Gefährten sahen sich an, und keiner von ihnen wusste, was sie dazu sagen sollten. Nicht in tausend Worte war zu fassen, was sie dort unten empfunden hatten. Dieses ohnmächtige Gefühl, hilflos über einem gähnenden Abgrund in der Luft zu baumeln, die Panik, jeden Moment damit rechnen zu müssen, abzustürzen, und das grausame Wissen, dass jemand freiwillig den Tod auf sich nehmen musste, um alle andern zu retten, war einfach entsetzlich. Es schauderte sie noch jetzt, wenn sie daran zurückdachten. Und es machte sie zutiefst betroffen, was Keiko für sie getan hatte. Ohne sie wären sie jetzt nicht mehr am Leben, so viel stand fest.
    Sihana entdeckte im Schnee neben Katara einen Blutfleck.
    «Bist du verletzt?»
    Katara zog ihren rechten Handschuh aus und betastete vorsichtig ihren Unterschenkel. Ihr rechter Wildlederstiefel war am oberen Rand gespalten, und das Hosenbein darunter war von Blut getränkt.
    «Ist nur eine kleine Schnittverletzung», verharmloste Katara die Wunde, die stark blutete. «Hast du vielleicht noch etwas Verbandszeug?»
    «Was ist passiert?», fragte Joash und rutschte zu ihr hinüber.
    «Einer dieser scharfen Eissplitter hat mich getroffen», erklärte Katara. «Ist nicht weiter schlimm.»
    «Sieht aber nicht gerade gut aus, Glasperle», meinte Joash mit besorgtem Blick auf das blutgetränkte Hosenbein. «Kannst du einigermaßen auftreten?»
    Katara lächelte. «Mach dir um mich keine Sorgen, Joash. Was dich nicht umbringt, macht dich stark, richtig?»
    Sihana kramte in ihrer Tasche nach

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