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Das Schwert des Königs - Dark City ; 3

Das Schwert des Königs - Dark City ; 3

Titel: Das Schwert des Königs - Dark City ; 3 Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Brunnen Verlag
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Verbandsmaterial, konnte aber keines mehr finden.
    «Tut mir leid», sagte sie, «ich hab nichts mehr.»
    «Wir müssen weiter», mischte sich jetzt Pishda ins Gespräch ein, «das Wetter wird bald umschlagen.»
    «Immer schön locker bleiben, Lendenschurz-Clown», knurrte Joash und warf ihm einen gereizten Blick zu, «erst wird Kataras Wunde versorgt.»
    «Aber bitte etwas Beeilung. In drei Stunden werden wir vor lauter Schneegestöber die eigene Hand nicht mehr vor den Augen sehen.»
    «Ist ja gut, hab’s kapiert, Alter», brummte Joash und riss sich einen Streifen von seinem Hemd ab. Katara zog ihren Stiefel aus und versuchte, das enge Hosenbein hochzukrempeln, was ihr aber nicht gelang. Also nahm sie ihren Dolch vom Gürtel und schnitt die Hose kurzerhand ein Stück auf. Die Schnittwunde war tiefer, als sie gedacht hatte, aber Gott sei Dank nicht breit.
    «Mannomann», sagte Joash, während Katara die Wunde mit etwas Schnee abwusch. «Sieht aus, als hätte jemand ein Beil nach dir geworfen, ey.»
    «Ich bin froh, dass mir das Teil nicht auf den Kopf gefallen ist», meinte Katara.
    «Das kannst du laut sagen, Glasperle.» Joash band seinen Hemdstreifen um ihren Unterschenkel. Dann half er ihr auf die Beine, und sie presste tapfer die Lippen aufeinander.
    «Geht’s? Ich kann dich auch Huckepack nehmen, wenn du willst.»
    Katara schmunzelte. «Danke, Joash. Aber ich schaff das auch alleine.»
    «Bist du sicher?»
    «Ja», antwortete Katara, gerührt von seiner Fürsorge. «Ich bin sicher.»
    «Weil, wenn nicht, brauchst du es bloß zu sagen, ey. Es wäre kein Problem für mich, dich auf dem Rücken zu tragen. Wirklich nicht.»
    «Ich weiß, Joash», bedankte sich Katara erneut, leise vor sich hin schmunzelnd – und sie war nicht die Einzige.
    «Gehn wir», sagte Pishda nüchtern.
    Pishda kannte sich offenbar gut aus mit dem Wetter. Fast exakt drei Stunden später, genau wie er es vorausgesagt hatte, begann es zu stürmen, dass man nicht mehr sah, wo der Himmel begann und wo der Boden aufhörte. Der Wind heulte und pfiff ihnen um die Ohren. Ohne Pishda und ohne das Seil, das sie miteinander verband, wären sie in dem Schneesturm verloren gewesen. Es schneite so stark, dass jeder nur noch die Person vor sich sehen konnte. Wie Pishda es schaffte, sich trotz des Schneegestöbers zu orientieren, war ihnen ein Rätsel. Irgendwann blieb er stehen und drehte sich um.
    «Wir schaffen es heute nicht mehr bis zum Pass!», schrie er gegen den orkanartigen Wind an. «Aber ich kenn da einen Unterschlupf! Ist nicht weit von hier!»
    Er führte sie quer durch das wirbelnde Weiß zu einem nach innen gewölbten Felsen. Es war keine tiefe Höhle, aber immerhin ein windgeschützter, trockener Unterstand, wo nicht so viel Schnee hinkam. Trotz Fellen und Handschuhen bibberten die Jugendlichen vor Kälte. Ihre Finger waren ganz klamm, und ihre Zehen und Nasenspitzen spürten sie längst nicht mehr. Schlotternd kauerten sie in der Felsnische, während der Schnee fast waagrecht an ihnen vorbeizog.
    «Jetzt machen wir erst mal ein Feuer», beschloss Pishda, stellte seinen Rucksack auf den Boden und löste das Brennholzbündel.
    Sie machten ein Feuer, hängten einen Topf mit Schnee darüber, und schon bald köchelte eine dünne Gemüsesuppe vor sich hin und verströmte ihr würziges Aroma. Langsam tauten auch ihre Hände und Füße wieder auf, und die Freunde kümmerten sich gegenseitig um ihre Wunden. Katara hatte während des Aufstiegs fast keine Schmerzen empfunden, doch jetzt pulsierte ihr Unterschenkel ziemlich stark. Sie löste den Verband und betrachtete die Wunde kritisch.
    Hoffentlich entzündet sie sich nicht, dachte sie. Sihana kam zu ihr und schmierte mit der gewohnten Diese-Salbe-meiner-Urururgroßmutter-wirkt-wahre-Wunder-Ansprache etwas von ihrer Heilsalbe darum herum. Dann ging sie weiter zu Miro, um nach seinem Arm zu sehen. Aliyah schnitt unterdessen, zum zweiten Mal an diesem Tag, Joashs wuchernde Haarpracht, und nachdem Katara sich ihren Unterschenkel neu verbunden hatte, machte sie sich daran, etwas mehr Gemüse und Trockenfleisch in die Suppe zu schnipseln.
    Pishda half nicht mehr beim Kochen mit, was den Jugendlichen mehr als recht war. Stattdessen hockte er wie ein Sklaventreiber auf mehreren Steinen überall in dem Unterschlupf verteilt und verfolgte mit Habichtaugen jede Bewegung der Gefährten. Die Zeiten, als er mit dreißig Pishdas synchron Räder geschlagen und Geschichten erzählt hatte, waren vorbei. Jetzt

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