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Das Schwert des Königs - Dark City ; 3

Das Schwert des Königs - Dark City ; 3

Titel: Das Schwert des Königs - Dark City ; 3 Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Brunnen Verlag
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seinen Blick über die vielen schlafenden Jugendlichen gleiten, und dann, ja, dann deutete er mit seinem kleinen, dünnen Zeigefinger genau in Yasins Richtung. Yasin glaubte, sein Herz müsste stehen bleiben. Er schloss die Augen und lag ganz still.
    Sie haben mich! , war das Einzige, das ihm durch den Kopf ging. Gleich haben sie mich!
    «He du!», hörte er einen Soldaten rufen. «Aufstehen!»
    Yasin stellte sich schlafend und wartete darauf, dass die Soldaten auf ihn zukämen, um ihn mit ein paar Fußtritten aufzuwecken. Doch etwas ganz anderes geschah. Die Stimme eines anderen Jungen erklang. Yasin blinzelte vorsichtig unter seiner Decke hervor und sah, wie sich der Knabe, der vor ihm am Boden lag, räkelte und sich die Augen rieb. Die Lichtkegel mehrerer Stablampen waren direkt auf sein Gesicht gerichtet. Yasin kannte ihn nicht. Er schätzte ihn auf zwölf, höchstens dreizehn Jahre.
    «Was ist denn los?», murmelte der Junge verschlafen.
    «Aufstehen! Mitkommen! Aber schnell!», ordnete einer der Soldaten grob an.
    «Wieso?», fragte der Angesprochene und gähnte.
    «Weil du ein Hexer bist!», kam die eindeutige Antwort.
    Yasin wurde immer nervöser. Gleich werden sie den Irrtum merken und stattdessen mich verhaften, dachte er und überlegte krampfhaft, wie er den Soldaten entkommen könnte, obwohl ihm eigentlich klar war, dass er gegen die Männer keine Chance hatte. Der Junge vor ihm setzte sich auf, so dass Yasin nur noch seinen Rücken sah.
    «Ich … ich hab nichts getan!», stotterte der Zwölfjährige mit piepsendem Stimmchen.
    «Du bist ein Hexer!», krächzte der Soldat, und langsam wurden durch die laute Unterhaltung auch die andern im Zimmer wach.
    «Aber ich …», stammelte der Junge neben Yasin verwirrt, warf seine Decke zurück und floh unter einen Schreibtisch, der irgendwann an die Wand geschoben worden war, um auf diese Weise mehr Platz zu schaffen.
    «He! Wir versuchen hier zu schlafen!», rief jemand.
    «Ja! Was soll der Lärm?», murmelte ein anderer.
    «Die Störung muss sein, denn hier in diesem Raum hat sich ein Hexer versteckt!», verkündete einer der Soldaten.
    «Ein Hexer?!» Mit einem Schlag war der gesamte Schlafsaal auf den Beinen. Auch Boris, Zarko, Dodo, Riki und Jefta waren augenblicklich hellwach. Jemand machte das Licht an. Alle redeten wild durcheinander. Keiner wusste, was eigentlich Sache war.
    «Weißt du vielleicht, was hier los ist?», fragte Zarko Yasin.
    Yasin nickte eifrig und deutete auf den Schreibtisch an der Wand. «Der Junge unter dem Tisch ist offenbar ein Hexer.»
    «Hab ich es nicht gleich gesagt?», meldete sich Boris. «Hab ich nicht gesagt, sie sind mitten unter uns?» Er drehte seinen Kopf nach links, dann nach rechts und knackte mit den Knöcheln. «Jetzt zeig ich euch, wie man mit denen umgeht!»
    Er machte einen Schritt in Richtung des Tisches, doch einer der Soldaten schob ihn zur Seite.
    «Platz da!», rief er. «Tretet zurück! Alle Mann zurücktreten!»
    Drei Soldaten drängten die aufgeregte Schar in einen Teil des Klassenzimmers, während der vierte sich mit einiger Vorsicht dem Schülerpult näherte, unter dem der vermeintliche Hexer kauerte. Alle starrten wie gebannt auf den dünnen Jungen unter dem Tisch, darauf gefasst, dass er Feuer speien oder sonst etwas Verrücktes tun würde.
    Yasins Herz raste. Er wusste, dass sie den Falschen geschnappt hatten. Es war nur noch eine Frage der Zeit, bis der kleine goldhaarige Junge, der noch immer auf der Türschwelle stand, den richtigen, nämlich ihn, entlarven würde.
    Yasin schielte zur Tür. Der Sechsjährige wirkte ziemlich müde und gähnte laut. Er sah aus, als würde er gleich im Stehen einschlafen.
    Wenn ich Glück habe, übersieht er mich vielleicht vor lauter Müdigkeit, dachte Yasin und versteckte sich vorsorglich zwischen seinen neuen Freunden.
    «Komm unter dem Tisch hervor!», befahl nun einer der Soldaten dem Jungen unter dem Pult.
    «Ich hab nichts getan!», quiekte der Junge mit weinerlicher Stimme. «Lasst mich gehen!»
    «Das hättest du wohl gerne, Hexer!», höhnte der Soldat, und auf einmal begann der Junge zu weinen.
    «Woher wisst ihr das?», schluchzte er. «Niemand weiß das! Ich hab es keinem gesagt! Keinem!»
    Yasin fiel beinahe die Kinnlade herunter. Das kann doch nicht wahr sein !, dachte er.
    «Lasst mich in Ruhe!», flehte der Junge, schlang die Arme um seinen Körper und wippte ängstlich vor und zurück. Der Soldat zückte sein Schwert und näherte sich dem Knaben mit

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