Das Schwert des Königs - Dark City ; 3
Fladenbrot vom Stapel.
«Ja, bis uns der nächste Langhorntiger über den Weg läuft oder wir in den nächsten Brunnen geschubst werden», entgegnete Katara. «Jedenfalls danke für deine Mühe, Sihana.»
«Gern geschehen», sagte Sihana strahlend. «Soll ich dir auch noch die Fingernägel lackieren? Ich hab ein Grün, das perfekt zu deinen Augen passen würde.»
«Vielleicht ein andermal», wimmelte Katara sie ab und widmete sich rasch dem Frühstück, bevor Sihana noch auf die Idee käme, ihr eine Schleife ins Haar zu binden. Das Fladenbrot schmeckte zwar nach nichts, stillte aber den Hunger. Mit einer Menge Zucker war auch der Kaffee halbwegs genießbar, und nachdem sich die Freunde gestärkt hatten, löschten sie das Feuer und packten ihre Sachen zusammen. Pishda verschwand für einen Moment in der Tiefe der Höhle und kam zum großen Erstaunen aller mit Fellen beladen wieder zurück.
«Hier», sagte er und warf jedem einen Pelz zu. «Nehmt die mit. Kann ganz schön kalt werden in den Bergen. Nicht für mich – bin sozusagen wetterfest –, aber für euch.»
Verwundert nahmen die Jugendlichen die Felle entgegen. Es waren dicke Pelze mit einem Loch in der Mitte, wo man den Kopf durchstecken konnte.
«Wo hast du die her?», fragte ihn Aliyah.
«Ich hab sie in der Höhle gelagert, um sie an vorbeikommende Wandersleute zu verkaufen. Ist allerdings nie jemand vorbeigekommen.»
Er warf jedem ein Paar Handschuhe zu.
«Und wie bist du an all die Felle gekommen?», erkundigte sich Katara und stopfte die Handschuhe in den Rucksack.
«Ich sagte euch doch, ich hab hier einmal mit einem Bären gewohnt», sagte Pishda. «Er hat immer mal wieder wilde Tiere gerissen, und die Beute haben wir uns dann geteilt.»
«Und dir hat er nichts getan?», wunderte sich Sihana.
«Ich hab ihn aus einer Bärenfalle befreit, als er noch klein war. Danach sind wir Freunde geworden. Jedenfalls bis wir in zwei von den Kannibalen aufgestellte Fallen getappt sind. Na ja, den Rest der Geschichte könnt ihr euch denken.»
Als Letztes rüstete er jeden mit einem Paar handgefertigter Schneeschuhe aus, dann verließen sie die Höhle und traten in den grauen Morgen hinaus.
32
Sie marschierten los. Pishda lief an der Spitze, immer noch barfuß und nur mit seinem Lendenschurz bekleidet, und hielt direkt auf das mächtige Ysah-Gebirge zu. Das erste Wegstück war noch einigermaßen flach, aber schon bald ging es steil bergauf, und die Gefährten kamen ganz schön ins Schwitzen. Gegen Mittag kamen sie zu einem kleinen See, wo sie für eine Stunde Rast machten. Dann gingen sie weiter und folgten einem schmalen Saumpfad zwischen hohen Felsen hindurch und an schwindelerregenden Abgründen vorbei. Am späten Nachmittag erreichten sie eine Blockhütte mit Schieferdach.
«Hier haben früher viele Händler übernachtet, die das Gebirge überquerten, um ihre Ware in den Küstenstädten zu verkaufen», wusste Pishda zu berichten.
«Und warum hat die Flutwelle sie nicht plattgewalzt?», wunderte sich Miro.
Pishda deutete mit einem Kopfnicken auf einen gewaltigen Felsbrocken unweit der Hütte. «Sie ist abgeschirmt worden. Aber an der Westküste wurde alles zerstört. Ich war mal drüben, wollte sehen, ob jemand überlebt hat. Es sah nicht danach aus. Und seither steht die Hütte leer. Wir haben sie also ganz für uns allein.»
«Wir übernachten hier?», fragte Ephrion.
«Du darfst gerne unter freiem Himmel schlummern», antwortete ihm Pishda, «ich für meinen Teil bevorzuge es, in einem richtigen Bett zu schlafen. Die Matratzen sind vielleicht etwas ausgeleiert, aber wen kümmert’s? Hauptsache, wir haben ein Dach über Kopf.» Er deutete in die Ferne auf einen Sattel zwischen zwei gewaltigen Bergspitzen. «Und morgen um die Mittagszeit sollten wir am Okonja-Pass sein. Hoffen wir, dass das Wetter so lange hält.»
Sie betraten die Hütte. Sie bestand aus zwei Räumen, einem Gemeinschaftsraum mit einem offenen Herd und einem Schlafraum unter dem Dach. Sie machten Feuer, und Aliyah und Sihana meldeten sich freiwillig zum Kochen. Pishda bot ihnen gleich seine Hilfe an, worauf er von allen Seiten mit vielen sehr einleuchtenden Begründungen bombardiert wurde, warum er sich unbedingt etwas ausruhen und das Kochen den Mädchen überlassen sollte. Eine knappe Stunde später genossen sie eine nicht versalzene und nicht zu stark gewürzte Suppe, die vorzüglich schmeckte und von allen in den höchsten Tönen gelobt wurde. Dazu gab es Brot, Käse und
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