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Das Schwert des Königs - Dark City ; 3

Das Schwert des Königs - Dark City ; 3

Titel: Das Schwert des Königs - Dark City ; 3 Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Brunnen Verlag
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zuheilen lassen.»
    «Wow», meinte Pishda. «Beeindruckend.»
    «Warum heilst du nicht Joashs Schulterverletzung?», schlug Aliyah spontan vor. «Ich meine, nichts gegen die Salbe deiner Urgroßmutter, Sihana.»
    «Urururgroßmutter», verbesserte Sihana sie mit hochgezogenen Augenbrauen.
    «Ja! Ephrion kann die Wunde innerhalb weniger Sekunden zuheilen lassen!», bestätigte Katara. «Warum haben wir eigentlich nicht früher daran gedacht?»
    Ephrion rutschte indessen tiefer in den Stuhl und wurde immer blasser im Gesicht.
    «Na, was ist?», fragte ihn Aliyah herausfordernd. «Machst du’s?»
    Alle Augen waren erwartungsvoll auf Ephrion gerichtet.
    «Ich … äh», stammelte Ephrion verlegen. Sein verzweifelter Blick blieb hilfesuchend an Pishda hängen.
    «Also, meinetwegen musst du dich nicht bemühen», half ihm dieser großzügig aus der Patsche. «Ich brauche keine Beweise für deine Heilkraft.»
    «Es geht nicht um Beweise», widersprach Aliyah. «Es geht darum, dass Joash tatsächlich verletzt ist.»
    «Ey, also so schlimm ist es jetzt auch wieder nicht», meldete sich Joash zu Wort. «Ist ja nicht so, dass ich im Sterben liege oder so was.»
    «Genau», räumte Ephrion erleichtert ein. «Lassen wir Sihanas Salbe wirken. Ich bin sowieso etwas aus der Übung, um ehrlich zu sein.»
    Doch Aliyah ließ sich nicht von ihrer Idee abbringen.
    «Jetzt hab dich nicht so, Ephrion. Du hast mir einmal gesagt, du könntest es nicht ertragen, jemanden leiden zu sehen. Du müsstest einfach etwas dagegen tun. Erinnerst du dich nicht?»
    Der dicke Junge räusperte sich. In seinem Kopf schienen tausend Gedanken herumzuschwirren. Schließlich erhob er sich zögernd von seinem Stuhl.
    «Na schön», sagte er, «ich mach’s … Ja, ich mach’s. Ist ja klar … ich bin schließlich der Schmetterlingsheiler.» Er lächelte gequetscht, knackte mit den Fingern und stellte sich etwas unbeholfen vor Joash hin.
    «Dann wollen wir mal», sagte er und rieb sich die Hände. Er streckte seine Arme aus, murmelte ein paar beschwörende Worte vor sich hin und fuchtelte wie wild mit seinen Händen vor Joashs Gesicht herum.
    «Ey, was soll denn das werden, Ephi?», wunderte sich Joash. Auch die andern starrten den dicken Jungen ziemlich perplex an. Dieser verzog das Gesicht, ließ die Arme wieder sinken und zuckte verlegen die Achseln.
    «Ich … na ja, ich …» Er suchte krampfhaft nach einer plausiblen Ausrede. «Ich glaube, irgendwie funktioniert das mit dem Heilen nicht mehr so ganz. Ich habe einfach alles vergessen. Ausgelöscht. Weg.»
    «Ja, scheint so», sagte Sihana knapp.
    «Vielleicht versuch ich’s morgen nochmals.» Er knetete seine Finger und biss sich auf die Lippen. «Ich geh dann mal schlafen … ist schon ziemlich spät … gute Nacht, Leute!»
    Und weg war er. Die Gefährten schauten ihm stirnrunzelnd hinterher.
    «Komisch, findet ihr nicht?», stellte Katara fest.
    «Ja, Mann», sagte Joash. «Wie kann er das Heilen verlernt haben? Irgendetwas stimmt nicht mit ihm.»
    «Das Gefühl hab ich schon die ganze Zeit», räumte Aliyah ein. «Ich meine, er ist so schweigsam und so ernst. Früher war er lustig, hat geplappert wie ein Wasserfall, und seine Geschichten hingen uns allen zum Hals raus, wisst ihr noch? Aber seit er zurück ist, hat er noch keine einzige Geschichte erzählt.»
    «Er erinnert sich eben an überhaupt nichts, was wir zusammen erlebt haben», sagte Miro.
    «Vielleicht leidet er an Amnesie», überlegte Sihana. «Er sagte doch, es sei alles wie ausgelöscht.»
    «Gebt ihm etwas Zeit», mischte sich Pishda ein. «Ich meine, noch vor weniger als zwei Tagen hing er kopfüber an einem Stock und dachte, er würde über dem offenen Feuer gebraten. Er steht bestimmt noch unter Schock, würde jedem von uns so gehen.» Er nippte an seinem Tee. «Morgen geht’s ihm bestimmt schon besser. Ihr werdet sehen.»
    Nachdem sie ihren Tee ausgetrunken hatten, zogen sich die Freunde ebenfalls in den Schlafraum zurück und rollten sich auf den muffigen Matratzen in ihre Mäntel. Die anstrengende Wanderung hatte sie alle so müde gemacht, dass sie innerhalb weniger Minuten einschliefen. Nur Aliyah lag noch eine ganze Weile wach, fuhr sich mit den Fingern über die Narbe auf ihrer Stirn und grübelte über Ephrions merkwürdiges Verhalten nach. Sie wurde den Eindruck nicht los, dass er ihnen etwas verschwieg. Da war irgendetwas an ihm, das sie irritierte. Etwas, das sich nicht mit einem Schock oder einer Amnesie erklären

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