Das Schwert des Königs - Dark City ; 3
ihr Sihana und verdrehte dabei die Augen. «Wenn du morgens in den Spiegel guckst, könntest du da nicht einfach nur laut aufschreien?»
«Warum guckst du dann überhaupt in den Spiegel?», wunderte sich Katara.
«Tust du das etwa nicht?»
Katara schob sich ihr Glasperlenzöpfchen hinters Ohr. «Mein Akt vor dem Spiegel dauert höchstens ein paar Sekunden.»
«Ein paar Sekunden?», rief Sihana und klimperte verständnislos mit den Augendeckeln. «Schminkst du dich etwa nicht, bevor du aus dem Haus gehst?»
Katara lachte laut heraus. «Ich? Mich schminken? Wozu?»
«Wozu?» Sihanas Mund öffnete sich immer weiter vor Entsetzen, gerade so, als hätte Katara soeben ein Kapitalverbrechen gestanden. «Setz dich!», sagte sie dann in einem Ton, der keine Widerrede duldete, und bewaffnete sich mit Pinselchen und Farbtöpfchen.
«Viel Vergnügen!», grinste Miro. «Das letzte Mal, als ich mich von ihr schminken ließ, verwandelte sie mich in eine Frau!»
«Wie bitte?», meinte Katara und drehte sich nach Miro um.
«Nicht bewegen!», befahl Sihana und drehte Kataras Kinn mit spitzen Fingern wieder zurück.
«Es war unsere Tarnung, um aus Pinzkrit rauszukommen, ohne von Drakars Soldaten erwischt zu werden», klärte sie Aliyah auf, während ihre Hand über das Wappen Shaírias auf ihrer Schläfe glitt.
«So seid ihr also durch die Straßensperren gekommen! Clever!», meinte Katara und lächelte amüsiert. «Das hätte ich ja zu gerne gesehen.» Sie drehte ihren Kopf schon wieder zur Seite, worauf Sihana ihn energisch wieder zurückdrehte.
«Ich sagte stillhalten!», raunzte sie und begann mit großem Eifer Kataras Gesicht zu bepinseln.
«Ich war scharf, das kannst du mir glauben», prahlte Miro und zupfte an seinem feuerroten Haar herum. Dann deutete er grinsend auf Ephrion. «Er hat ausgesehen wie ein Spanferkel mit Rüschenkleid!»
Ephrion lächelte verlegen, sagte aber nichts, was Aliyah irgendwie merkwürdig fand.
«Und Joash … na ja, Joash … war etwas verwirrt, würde ich sagen.»
Joash kratzte sich nachdenklich am Kinn. «Ich kann mich gar nicht daran erinnern, Mann.»
«Natürlich nicht. Du warst high, mein Freund», gluckste Miro.
«Er war high?», fragten Katara und Sihana wie aus einem Munde und drehten gleichzeitig ihre Köpfe.
«Ach, deswegen warst du so komisch drauf», sagte Sihana, «ich hab mich nämlich noch gewundert. Du hast tatsächlich was genommen? Im Ernst?» Ihre stark geschminkten Augen waren weit aufgerissen.
«Themenwechsel», brummte Joash, und Pishda half ihm aus der Patsche, indem er den Kaffeekrug hochhielt und fröhlich in die Runde rief:
«Kaffee gefällig?»
Die Jugendlichen warfen sich gegenseitig zweifelnde Blicke zu. Pishdas Kochkünste hatten bisher etwas zu wünschen übrig gelassen, und es bestand durchaus die Möglichkeit, dass er sogar den Kaffee versalzen hatte. Dennoch schnappte sich Joash todesmutig seinen Becher und streckte ihn Pishda entgegen.
«Nur ein kleiner Schluck», sagte er, was Pishda natürlich überhörte und ihm den Becher bis zum Rand füllte.
«Ich hoffe, er ist nicht zu dünn geraten», entschuldigte sich der über achtzigjährige Dreikäsehoch schon im Voraus, und den Freunden schwante Böses. «Hab schon eine Ewigkeit keinen Kaffee mehr gekocht, müsst ihr wissen.»
Joash nahm einen Schluck und hätte den Kaffee beinahe wieder ausgespuckt. «Das nennst du dünn? Ey, Mann, mit dieser Brühe kannst du einen Toten zum Leben erwecken! Mannomann! Wie viele Löffel Kaffeepulver hast du denn reingekippt?»
«Ich hab nicht so genau gezählt», gestand Pishda und zupfte sich am Ohrläppchen. «Hab mit fünf gleichzeitig gearbeitet, um schneller mit dem Frühstück fertig zu sein. Oh-oh, schon wieder ein Fladenbrot verbrannt.»
Von einem der Fladenbrote stieg eine Stichflamme auf. Miro half Pishda, die Fladenbrote, die noch zu retten waren, einzusammeln und auf einen Teller zu stapeln. Als er ein Stück Brot abriss und vorsichtig in den Mund steckte, stellte er fest, dass es zur Abwechslung nicht versalzen, sondern überhaupt nicht gesalzen war.
Na ja, wenigstens etwas, das ihm einigermaßen gelungen ist, dachte er bei sich und beschmierte sich ein Fladenbrot mit Honig.
In der Zwischenzeit hatte Sihana Katara fertig geschminkt und reichte ihr den Spiegel.
«Na, wie findest du es?»
Katara betrachtete sich skeptisch. «Ungewohnt», meinte sie nach reiflicher Überlegung.
«Also, ich finde, es sieht gut aus», sagte Aliyah und nahm sich ein
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