Das Schwert des Königs - Dark City ; 3
Tür ist offen!»
Es knarrte, als der König die Tür aufstieß. Ein stechender Geruch hing in der Luft. Über einer neundochtigen Kerze hing ein dampfender Kessel. Ein schwarzer Rabe saß auf einem Balken und krächzte Drakar feindselig an. In Einmachgläsern, die auf mehreren Regalen standen, schwammen seltsame unappetitliche Körperteile irgendwelcher Tiere – Augen, Krallen, Zungen, verschiedene Innereien und etwas, das aussah wie ein Hirn. Von der niedrigen Decke hingen getrocknete Pflanzen, Wurzeln und allerlei undefinierbarer Krimskrams.
Ein kleines verhutzeltes Weib war über einen Tisch gebeugt und zerstampfte Kräuter mit dem Mörser. Als Drakar eintrat, wischte sie sich die Hände an ihrem ausgefransten Kleid ab und kam auf ihn zugeschlurft. Sie hatte wirres, ungepflegtes graues Haar, faule Zähne, lange gelbe Fingernägel und stechende kleine Augen.
«Was führt Euch zu so später Stunde zu mir, Eure Hoheit?», fragte sie.
«Wie habt Ihr mich erkannt?», wunderte sich Drakar und legte die Kapuze seines Mantels zurück.
Anstatt ihm die Frage zu beantworten, streckte sie ihre knorrige Hand nach seinen Händen aus.
«Soll ich Euch Eure Zukunft lesen?», fragte sie. Automatisch zog Drakar seine Hände, die in schwarzen Lederhandschuhen steckten, zurück und versteckte sie unter seinem Umhang. Die Alte betrachtete die Handschuhe und lächelte geheimnisvoll.
«Ich weiß, deswegen seid Ihr nicht hier», sagte sie, «obwohl es Euch beunruhigt, was mit Euch geschieht, hab ich Recht?»
Drakar gab ihr keine Antwort, und sie hatte auch keine erwartet.
«Ich nehme die Bezahlung gerne im Voraus», sagte sie dann und hob den Blick. «Eine Kerze oder fünfzig Drakaten.»
Drakar holte einen Geldbeutel hervor und warf ihn dem Weib zu. Sie fing ihn mit ihren Krallenhänden auf, warf einen Blick hinein und grinste zufrieden. Der schwarze Rabe kam krächzend herangeflogen und ließ sich auf ihrer Schulter nieder.
«Was kann ich für Euch tun, Eure Hoheit?», fragte sie und ließ den Beutel in ihrem Kleid verschwinden.
Drakar griff unter seinen Umhang und zog eine Waffe aus der Scheide. Es war nicht seine eigene. Es war das flammende Schwert, das Schwert Arlos. Es war größer als normale Schwerter und hatte eine ungewöhnlich lange Parierstange, die auf jeder Seite drei merkwürdige Vertiefungen aufwies. Der Handgriff war verziert und mit einem roten Rubin bestückt. Myrtha wich automatisch einen Schritt zurück.
«Woher habt Ihr dieses Schwert?», fragte sie entgeistert.
«Ihr kennt es?»
«Ein gefährliches Schwert, Eure Hoheit. Ein sehr gefährliches Schwert.»
«Ich weiß», sagte Drakar. Er nahm das Schwert, rammte es in den Fußboden und trat davon weg.
Er hasste dieses Schwert, und er hasste den noch mehr, dem es gehörte. Die Stadtbarone hatten ihm geraten, es zu zerstören, und auch er selbst fühlte sich nicht mehr wohl, seit das Schwert in seiner Burg war. Immerhin war es die Waffe seines größten Feindes. Vielleicht war es das, was ihn so nervös machte, jedes Mal, wenn er sich dem Schwert auch nur schon näherte. Es kam ihm vor wie ein nicht zu unterschätzender Feind, und deswegen hatte er auch versucht, es zu vernichten. Ohne Erfolg. Er sah es noch jetzt auf dem Amboss in der königlichen Schmiede liegen, das Schwert, das sich nicht einschmelzen ließ. Er hatte dessen ungebändigte Kraft mit jeder Faser seines Körpers gespürt, als er es umkreiste wie eine Würgeschlange seine Beute. Und dann hatte er es hochgerissen und quer durch die Schmiede geschleudert, wo es einen an der Wand hängenden Morgenstern mitten entzwei gespalten hatte und schließlich zitternd in der steinernen Mauer stecken geblieben war.
Ja, er hasste das Schwert. Es erinnerte ihn unweigerlich daran, dass Arlo vielleicht schon näher war, als er dachte. Und genau deswegen war er hergekommen. Er hielt diese Spannung nicht mehr länger aus. Das Schwert musste weg, bevor es ihn um den Verstand brachte!
«Sagt mir, was ich damit machen soll», bat er das alte Weib. «Ich will dieses Schwert nicht mehr in meiner Nähe haben! Es verfolgt mich. Ein paar Jugendliche haben es in einer Höhle in den Bergen gefunden. Ich hab es ihnen abgenommen, als sie sich in meine Burg schlichen. Und jetzt werde ich es nicht mehr los. Als wäre es verflucht. Ich hab versucht, es zu zerstören, aber es ging nicht. Sagt mir, wie ich es vernichten kann!»
Die Alte ging um das Schwert herum und musterte es mit zusammengekniffenen Augen. Dann
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