Das Schwert des Königs - Dark City ; 3
weg.
«Bei Shaíria», brachte Sihana leise hervor. «Du hast wahrhaftig Recht, Joash. Es ist nicht da.»
«Ich hab’s gewusst», murmelte Aliyah. «Er ist es nicht.»
«Wovon redet ihr denn?», fragte Ephrion erneut. Er wollte aufstehen, aber Joash warf ihn unwirsch auf den Bauch, drehte ihm den rechten Arm auf den Rücken und presste ihn mit dem Knie auf den Boden.
«Was geht hier vor? Wer bist du?»
«Autsch!», machte der dicke Junge. «Lass mich los, Joash. Du tust mir weh!»
«Wer bist du?», wiederholte Joash seine Frage.
«Ich bin Ephrion! Was soll das?»
«Du kannst nicht Ephrion sein», sagte Joash. «Unser Ephrion trägt das Zeichen der Propheten auf seiner rechten Handfläche. Miro, Sihana und ich haben mit eigenen Augen gesehen, als es sich in seine Hand einbrannte. Du siehst ihm zwar täuschend ähnlich, Mann, das kann ich nicht leugnen, aber du bist nicht Ephrion. Das fehlende Zeichen hat dich soeben verraten, Sportsfreund. Also, spuck’s schon aus: Wer bist du wirklich? Und was tust du hier?» Er drehte ihm den Arm schmerzhaft Richtung Schulter, und der fremde Junge schrie auf.
«Na schön! Ihr habt gewonnen!», rief er. «Ich bin nicht Ephrion. Zufrieden?»
«Wer bist du dann?», fragte ihn Miro.
Der Junge lachte hinterhältig. «Wer immer ich sein will.» Kaum ausgesprochen, ging es wie eine lautlose Welle durch seinen Körper, und anstelle von Ephrion hielt Joash auf einmal Katara am Boden fest. Erschrocken wich der Bursche zurück und ließ sie los. Die falsche Katara erhob sich lächelnd und verwandelte sich dann in ein etwa gleichaltriges schlankes Mädchen mit dunkelrotem, frech geschnittenem Haar, einem ebenso dunkelroten Band um den Hals und geschlitzten gelben Reptilienaugen. Die Freunde starrten es fassungslos an.
«Tja», meinte die Rothaarige, «tut mir schrecklich leid, dass ich euch im Glauben ließ, Ephrion wäre noch am Leben. Aber irgendwie musste ich ja euer Vertrauen gewinnen.»
«Du hinterhältiges Biest!» Joash wollte sich auf sie stürzen, aber Katara hielt ihn zurück. Sie wollte das Mädchen erst zu Ende reden lassen. Entkommen würde es ihnen ohnehin nicht.
«Wir hätten euch eigentlich erst überwältigen sollen, nachdem ihr uns zu Arlo geführt habt», fuhr die Fremde fort, und Katara fiel auf, dass sie unglaublich selbstsicher auftrat. «Aber jetzt, wo meine Tarnung wegen dieses dämlichen Zeichens aufgeflogen ist, müssen wir die Spielregeln wohl etwas ändern.»
«Wer ist wir?», fragte Katara mit zusammengekniffenen Augen. Eine dunkle Vorahnung beschlich sie, und im selben Moment beantwortete sich ihre Frage von selbst:
Ein extrem durchdringender Ton erklang. Er war so penetrant und schmerzhaft, dass sich die Jugendlichen die Ohren zuhielten, weil sie glaubten, ihr Trommelfell müsste zerplatzen. Gleichzeitig zersprangen sämtliche Fensterscheiben in der Hütte, und durch die Fenster und zur Tür herein glitten vier Gestalten. Sie trugen Kutten wie Eolithen, und alle waren jung, kaum älter als zwanzig Jahre alt. Es waren drei Burschen und ein Mädchen. Das Mädchen war mittelgroß und hatte glattes, langes schwarzes Haar. Es fixierte Aliyah mit seinen schmalen Augen und öffnete seinen Mund. Wieder erschallte dieser furchtbare Ton, doch diesmal war er nicht nur zu hören, sondern auch zu sehen. Ja, er kam wie eine Welle aus dem Mund der Eolithin geschossen und hatte eine derartige Wucht, dass Aliyah davon gegen den Herd geschleudert wurde.
Die Gefährten warfen sich bestürzte Blicke zu. Die Angreifer nützten den Überraschungseffekt und attackierten simultan von mehreren Seiten. Einer der Eolithen – er war klein und hatte braunes Haar und blaue Augen – zog seine Hand unter der Kutte hervor, und als er sie öffnete, schwebte darin eine glühende Kugel. Mit einer ruckartigen Bewegung schleuderte er die brennende Substanz in Miros Richtung. Es ging alles so schnell, dass Miro keine Zeit mehr hatte, um zu reagieren. Die tödliche Feuerkugel wirbelte Funken sprühend auf ihn zu, und gerade bevor sie ihn erreichte, spürte Miro, wie ihn jemand an der Schulter packte und zu Boden riss. Die Kugel sauste über ihn hinweg und verschwand hinter ihm durch das offene Fenster. Miro sah sich mit pochendem Herzen um, um zu sehen, wer ihm gerade das Leben gerettet hatte. Es war Katara.
Im selben Moment stürmte der dritte Eolith, ein kräftiger Bursche mit leuchtend grünem, abstehendem Haar, auf Joash los und versetzte ihm einen derart gewaltigen Fußtritt,
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