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Das Schwert des Königs - Dark City ; 3

Das Schwert des Königs - Dark City ; 3

Titel: Das Schwert des Königs - Dark City ; 3 Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Brunnen Verlag
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schüttelte sie den Kopf.
    «Ihr könnt es nicht vernichten. Niemand kann dieses Schwert vernichten.»
    «Was soll ich dann damit tun?», rief Drakar aufgebracht. «Soll ich es im Wald vergraben? Soll ich es im Toten Fluss versenken? Was soll ich damit tun?»
    Myrtha streckte ihre Hand aus und berührte die Waffe an der Klinge. Sofort zuckte sie zurück, als wäre sie von einem Blitz getroffen worden. Der Rabe krächzte und flatterte aufgeregt mit den Flügeln. Mit starrem Blick blieb die Alte stehen, den Mund leicht geöffnet, die Augen wie gebannt auf das Schwert gerichtet, ohne es wirklich anzusehen. Sie zuckte mit keiner Wimper, vergaß sogar für einen Moment zu atmen.
    «Was seht Ihr?», fragte Drakar. Die Alte antwortete nicht. «Sagt mir, was Ihr seht!», forderte Drakar sie ein zweites Mal auf, diesmal sehr energisch.
    Wie aus einer Trance erwacht, sah Myrtha zum König auf. Sie schien um mindestens zwanzig Jahre gealtert zu sein.
    «Behaltet es», murmelte sie dann.
    Drakar runzelte verwirrt die Stirn. «Ich soll es behalten?!»
    «Ihr werdet es brauchen», flüsterte das Weib. «Behaltet es. Es darf niemals von Eurer Seite weichen.» Ihre knochige Hand schnellte vor wie die Kralle eines Greifvogels, und ehe Drakar seine Hand zurückziehen konnte, hatte Myrtha sie gepackt und sie auf den Schwertknauf gelegt. Der Knauf schien zu glühen wie brennende Kohlen. Drakar wollte den Arm wegziehen, doch die Hand der Alten hielt seinen Handschuh umklammert und zwang ihn, den Knauf weiter zu umfassen. Seine Hand vibrierte. Es kam ihm vor, als würde ein Feuer in ihm explodieren, während er das Schwert festhielt und sich anhörte, was Myrtha ihm zu sagen hatte.
    «Das Schicksal hat dieses Schwert zu Euch gebracht», sagte sie in beschwörendem Ton und sah Drakar dabei direkt in die Augen. «Gebraucht es. Nützt die Kraft Eures Gegners, indem ihr sie gegen ihn verwendet. Mit dem Schwert des Feindes in Eurer Hand werdet Ihr unbesiegbar sein! Ihr seid stark. Und solange Ihr das Schwert habt, habt Ihr den Sieg! Doch bedenkt das eine: Der Tag, an dem es Eurem Feind in die Hände fällt, ist der Tag, an dem Euer Königreich endet.»
    Sie öffnete ihre Krallenfinger und durchbohrte den König ein letztes Mal mit ihren scharfen Augen. «Behaltet das Schwert», beschwor sie ihn. «Gebt es niemals aus den Händen, oder Ihr seid verloren!»
    Drakar stand da wie vom Donner gerührt. Seine Hand lag noch immer auf dem Knauf, doch das Brennen, das sich zu Beginn von seinen Fingern den Arm hochgezogen und sich wie Lava in seinem ganzen Körper ausgebreitet hatte, war verschwunden. Stattdessen hatte etwas anderes von ihm Besitz ergriffen: ein Gefühl von Stolz, Heldenmut und glühendem Ehrgeiz. Krallen-Myrtha hatte Recht. Er war stark, und das Schwert des Feindes würde ihn noch stärker machen. Der Sieg gehörte ihm!
    Er zog das Schwert aus dem Boden, betrachtete es, und seine Augen funkelten siegessicher.
    «Ich danke Euch, Myrtha», sagte er und steckte das Schwert in die Scheide zurück. «Ihr habt mir sehr geholfen.»
    «Kommt in zehn Tagen wieder», sagte die Alte, «dann werde ich Euch sagen, was als Nächstes zu tun ist. Und jetzt geht und bereitet Eure Truppen auf den Krieg vor!»
    Der schwarze Rabe krähte wie zur Bestätigung. Er hob sich von der Schulter des Weibes, flatterte zum offenen Fenster und flog von dort hinaus. Drakar verabschiedete sich von der Alten, verließ eilends ihre Hütte, schwang sich auf sein Pferd und ritt furchtlos und mit einem triumphierenden Lächeln auf den Lippen in den finsteren Wald hinein.

34
    «Es hat geschneit!», rief Sihana begeistert durch den Schlafraum. «Leute, es hat über Nacht geschneit!»
    Sie riss das Fenster auf, und kalte Luft strömte in das stickige Zimmer. Die Freunde räkelten sich, und müde Köpfe tauchten unter den Umhängen auf. Sihana nahm etwas Schnee vom Fensterbrett, formte es zu einem Schneeball und warf ihn zielsicher in Miros Richtung. Der Schneeball traf ihn mitten ins Gesicht, und augenblicklich saß Miro kerzengerade in seinem Bett und schaute mit saurer Miene zu Sihana hinüber, die schadenfroh kicherte.
    «Na warte, das wirst du mir büßen!», rief er, sprang von der Matratze und eilte auf das Mädchen zu, das sich eilends mit einem zweiten Schneeball bewaffnete, der ebenfalls treffsicher in Miros Gesicht landete. Sihana quietschte vergnügt, und Miro stürzte sich auf sie, packte sie mit einer Hand und benutzte die andere, um ebenfalls etwas Schnee vom

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