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Das Schwert des Königs: Roman (German Edition)

Das Schwert des Königs: Roman (German Edition)

Titel: Das Schwert des Königs: Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Alex Bledsoe
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recht. Wer nicht fragt, bekommt auch keine dumme Antwort. Na ja, pass gut auf dich auf. Bist schon hässlich genug, auch ohne neue Narben.«
    »Und du sei netter zu Kalli. Schließlich kehren viele deiner Gäste nur hier ein, um ihr in den Ausschnitt zu glotzen, wenn sie sich beim Geschirrabräumen vorbeugt.«

ZWEI
    I n den Straßen von Neceda wimmelte es vor fleißigen Leuten. Frauen und Kinder säuberten die Hausfassaden, während die Männer den Schlamm auf den Straßen glätteten, damit er schneller trocknete. Einige Fuhrwerke hatten sich hinausgetraut, doch die meisten blieben im Matsch stecken, und den Pferden war eindeutig klar, dass es keinen Zweck hatte, sich allzu sehr ins Zeug zu legen.
    Ich überquerte die Straße auf einem Holzbalken und war gerade auf der anderen Seite angekommen, als eine Stimme in meinem Rücken sagte: »Verzeihung, Herr, aber wärt Ihr so gut, einem armen gestrandeten Pilger des Eludo-Ordens zu helfen?«
    Ich wandte mich um. Unter der Traufe einer Apotheke stand ein Bettler, der die Hand nach mir ausstreckte. Er war mittleren Alters und hatte langes graues Haar, zu zwei Zöpfen geflochten, die bis zu seinen Schultern reichten. Seine rasierten Wangen wirkten genauso gepflegt wie der gestutzte Spitzbart. Doch er trug einen alten, an den Rändern ausgefransten Umhang, und die Füße waren in Lumpen gehüllt. An der Halskette, die bis auf die Brust reichte, hing eine zweiköpfige Eule – das Symbol des Eludo-Ordens.
    »Du bist weder arm noch hier gestrandet«, erwiderte ich. »Und auch kein Pilger des Eludo-Ordens.«
    Verblüfft sah er mich mit zusammengekniffenen Augen an und zögerte einen Augenblick mit der Antwort. »Herr, ich kann Euch versichern, dass …«
    Ich streckte abwehrend die Hände hoch. »Und ich kann dir versichern, dass ich rasierte Wangen erkenne. Du hast heute Morgen eine Rasur bekommen. Das kann in einem Dorf, das sich in dieser schlimmen Lage befindet, gewiss nicht billig gewesen sein. Alle Barbiere sind derzeit damit beschäftigt, sich um die Kranken zu kümmern und in ihren Läden aufzuwischen. Wenn du Geld auf deine Körperpflege verschwenden kannst, wirst du dir wohl auch eine Schiffspassage leisten können. Du bist hier nur gestrandet, weil derzeit kein Mensch von hier wegkommt. Außerdem scheren sich Pilger des Eludo-Ordens in der Regel weder um Barbierbesuche noch um Schiffspassagen. Die glauben nämlich, dass ihre alles sehende Eule sie schon versorgen wird. Und deshalb frage ich dich jetzt: Wieso sollte ein wohlhabender Mann wie du wohl auf der Straße betteln gehen?«
    Bei diesen Worten verlor sein Gesicht jegliche Farbe. »Hab keine Ahnung, was Ihr meint«, stammelte er.
    »Ich werd dir erzählen, wovon du keine Ahnung hast!« Ich packte ihn am Umhang, zerrte ihn zu mir heran und knurrte ihn böse an. Vor Zeiten hatte ich das mal bei einem jungen Armbrustschützen ausprobiert. Der hatte sich daraufhin die Hosen vollgepinkelt. »Das Geld für die teure Rasur hast du dir dadurch besorgt, dass du ausgeschnüffelt hast, welche gutwilligen Menschen hier im Dorf einem Pilger etwas spenden. Und danach haben
deine Kumpanen am Ende der Straße oder um die Ecke auf dein Zeichen hin diese gutwilligen Menschen zu noch größeren Spenden gezwungen, vermutlich mit vorgehaltenem Messer. Das ist dein Gewerbe, Kumpel, und ich verstehe was davon. Und egal wie hoch der Schlamm liegt: Du verschwindest besser aus dem Dorf, ehe wir uns noch mal begegnen. Verstanden?«
    Er nickte heftig. Zwar hatte er sich bei meiner Tirade nicht in die Hosen gepinkelt, aber offenbar hatte ich ihn schwer beeindruckt. Also ließ ich ihn ziehen.
    Bald darauf löste irgendetwas ein Prickeln in meinem Rücken aus. Als ich einen Blick über die Schulter warf, sah ich gerade noch, wie sich ein Mann hastig in eine Metzgerei verzog. Meinem Eindruck nach war es ein junger, gut gekleideter Mann – was in Neceda so fehl am Platz wirkte wie eine Spinne auf einer Hochzeitstorte. Als Erstes kam mir in den Sinn, er müsse wohl ein Kumpan des falschen Pilgers sein; allerdings hatte er nicht so zwielichtig wie der andere gewirkt. Ich überlegte, ob ich der Sache nachgehen sollte. Aber das würde einige Zeit in Anspruch nehmen, und möglicherweise hatte ich mir ja auch nur eingebildet, dass er mir nachspionierte. Vielleicht hatte er sich nur gefragt, warum ich einen Pilger so grob behandelte.
    Also ging ich weiter, die Gasse hinunter, die zur Hafenstraße führte. Bei jedem Schritt durch den Schlamm

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