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Das Schwert des Königs: Roman (German Edition)

Das Schwert des Königs: Roman (German Edition)

Titel: Das Schwert des Königs: Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Alex Bledsoe
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Kästchen? Ach so, du meinst wohl das Schmuckstück, das Kathi mir zugestellt hat.« Sie suchte mit den Augen den Fußboden ab, bis sie es entdeckt hatte. »Ich wusste, dass es kommen würde, obwohl ich es eigentlich nicht haben wollte, aber das ist nun mal der Lauf der Welt.«
    Sie reichte es mir. Es war ein kleines Hufeisen, wie man es an jedem Pony sehen kann. Nur war dieses schon abgenutzt und mit Dreck und Rost überzogen. »Du lieber Himmel«, sagte ich. »All dieser Aufwand für ein derart gewöhnliches Ding.«
    »Stimmt, Eddie«, erwiderte sie gedankenverloren. Ihre Stimme klang traurig. »Andras Reese hat mich schließlich doch noch gefunden. Weißt du, wer er ist?«
    Ich schüttelte den Kopf. »Sie machte ihn kaputt, den starken Tunichtgut. Denn er war wirklich böse, der alte Andras Reese« , trällerte sie und wiederholte es mehrmals, sodass sich mir der Reim und der Name des Mannes für alle Zeiten einprägten. Vermutlich singen das auch alle Teufel der Hölle im Chor.
    Dann blinzelte sie plötzlich, schüttelte verwirrt den Kopf und hob den Blick. »Wovon haben wir gerade gesprochen?«
    Ich machte den obersten Knopf meines schweißgetränkten Hemdes auf. Mit dem Feuer im Rücken und Epona vor mir war mir so, als würde ich demnächst zu Asche verschmoren. »Von Andras Reese. Wer ist dieser Mann?«
    Die Flasche in einer Hand, die Pfeife in der anderen, beugte sie sich vor und stützte die Ellenbogen auf die Knie. »Der Grund, weshalb ich dich sehen wollte. Ich möchte dir eine kleine Geschichte erzählen. Es ist nämlich nicht das erste Mal, dass ich unter euch Menschen wandle. Allerdings war es seinerzeit anders als jetzt, ich war keine von euch. Es ging mir nur darum, als menschliches Wesen wahrgenommen und gehört zu werden. Also schuf ich eine Insel, weit genug von den Handelsrouten
entfernt, aber doch so nah, dass man mich dort besuchen konnte. Ich machte sie zu einem kleinen, gänzlich unbewohnten Paradies, in dem es jedoch jede Menge zu essen und zu trinken gab. Und dann wartete ich einfach ab. Ich hatte ja alle Zeit der Welt, verstehst du?«
    »Ja, das kann ich mir vorstellen.«
    »Und irgendwann kam mein erster Besucher an, Andras Reese, ein gut aussehender junger Seemann, den ein Sturm über Bord gespült hatte. Es gelang ihm, so lange zu überleben, bis er meine Insel erreicht hatte. Ehe ich mich ihm zeigte, ließ ich ihn erst eine Weile auf der Insel umherziehen, damit er sich eingewöhnte. Für unsere Begegnung wählte ich eine Gestalt, die ihm, wie ich wusste, gefallen würde: die einer jungen und nach seinen Maßstäben schönen Frau.«
    Sie grinste spitzbübisch. »Du hättest mich sehen sollen, Eddie. Ich war hochgewachsen und gertenschlank, sah entzückend zerbrechlich aus, ließ meine Stärke jedoch durchschimmern. Und da er Blondinen mochte, war ich natürlich blond. Meine Vögel gaben auf mich acht und hielten sich stets in meiner Nähe auf, ohne jedoch auf der Insel zu landen; meine Pferde warteten nur auf meine Befehle. Aber all diese wunderbaren Dinge sind ihm, glaube ich, überhaupt nicht aufgefallen.« Sie zog an der Pfeife. »Er hatte nur Augen für mich.«
    »Und was ist passiert?«
    »Ich brachte ihn zu einer Hütte, die dieser hier sehr ähnlich war, und servierte ihm sogar ein üppiges Abendessen, samt diesem süffigen Getränk«, sie streckte die Weinflasche hoch. »Doch das erwies sich als Fehler.«
    »Ach ja? Kann denn eine Göttin auch Fehler machen?«
Offensichtlich hatte ich sie endlich bei einem Widerspruch ertappt.
    Allerdings war sie zu beschwipst, meinen spöttischen Ton zu bemerken. »Na ja, eigentlich war es kein richtiger Fehler. Ich hatte mich nämlich dazu entschlossen, meine Einsichten in Menschen und Situationen nicht vollständig zu nutzen und mich überraschen zu lassen, um wirklich zu verstehen, wie es ist, als unwissender Mensch zu leben. Und deshalb tat ich etwas, das ich nicht getan hätte, wäre ich eins mit allem in dieser Welt gewesen. Ich schenkte einem Mann Wein ein, der so etwas niemals hätte trinken dürfen.«
    »Und dann?«
    Sie schnaubte. »Ein betrunkener Seemann, ein hübsches Mädchen, was glaubst du, was passiert ist? Er hat mich zwar nicht im wörtlichen Sinne zu vergewaltigen versucht, war aber auch nicht in der Stimmung, ein Nein hinzunehmen. Schließlich musste ich ihn außer Gefecht setzen – und den pochenden Schmerz in seinem Kopf schob er später auf einen Kater wegen des starken Weins. Es lag jenseits seiner Vorstellungskraft,

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