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Das Schwert des Königs: Roman (German Edition)

Das Schwert des Königs: Roman (German Edition)

Titel: Das Schwert des Königs: Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Alex Bledsoe
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hingen diese Worte hier immer noch in der Luft.

NEUNZEHN
    S eid gegrüßt, Epona Grau, Herrin des kleinen Hauses im großen Wald«, hatte ich in scherzhafter Nachahmung ihrer Grußworte erwidert.
    »Komm herein, bevor du dir draußen noch den Tod holst«, sagte sie und trat zur Seite. Ihre Bewegungen waren träge, wirkten aber trotzdem auf gewisse Weise bezaubernd. Dass ich mich nicht von der Stelle rührte, lag nicht an Angst, sondern daran, dass ich den Blick nicht von ihr wenden konnte.
    »Erzähl mir bloß nicht, dass die alte Dorfhexe den zynischen jungen Soldaten betört hat.« Ihre Stimme war rau, der Ton jedoch so sanft, dass ich die spöttische Bemerkung nicht als verletzend empfand. Ich sah, dass sie barfuß war und eine Weinflasche in ihrer Hand hielt. »Nenn mich einfach Eppi, falls du dich dann besser fühlst. Eddie und Eppi  – das klingt doch schön melodisch, findest du nicht?«
    »Für mich klingt das leicht respektlos.« Ich stand immer noch wie angewurzelt da. »Ich dachte, du wärst eine Göttin.«
    Als sie lachte, hatte ich Gelegenheit, ihr vom Feuer beschienenes wunderbares Profil zu mustern. »Alle Frauen sind doch Göttinnen, wusstest du das nicht? Schau einer
mal irgendwann in die Augen und sieh richtig hin!« Sie wandte sich mir wieder zu. »Oder, da du derzeit wohl nicht die rechte Lust dazu hast, denk an das, was du in Janettes Augen sahst. Nicht auf dem Porträt im Palast, nein, ich meine die lebendigen Augen, die in jener Nacht nach dem Erntefest zu dir aufblickten.«
    Bei dieser Bemerkung wurde mir so eiskalt wie unmittelbar vor irgendeinem Gefecht. Von dem unbeholfenen Gefummel zweier Jugendlicher in einem leer stehenden Gästezimmer – es war für uns beide das erste Mal gewesen – hatte ich nie einer Menschenseele erzählt. Und ich konnte mir auch nicht vorstellen, dass Janette darüber getratscht hatte. Ich machte einen großen Schritt vorwärts, packte Epona Grau am Handgelenk und zerrte sie nach draußen. »Du gottverdammtes Miststück, was erlaubst du dir?«, knurrte ich. Dabei konnte ich ihr zum ersten Mal ins vor Schweiß glänzende Gesicht sehen. Die fein geschnittenen Gesichtszüge waren zwar nicht so vollkommen, dass sie einen einschüchterten, aber dennoch so schön, dass man darüber alle anderen Gesichter für den Augenblick vergaß. Ihr Alter war schwer zu bestimmen: Einerseits schien sie eine Frau in den Dreißigern zu sein, andererseits wirkte sie wie ein junges Mädchen. Sie hatte große dunkle Augen und braunes Haar, das ihr in die Stirn fiel. Ihr Lächeln erinnerte an ein Raubtier auf Beutezug und war zugleich zärtlich. »Ruhig Blut, Eddie«, sagte sie sanft.
    Von den Baumwipfeln drang das aufgeregte Gezwitscher der geheimnisvollen Nachtvögel herüber, und im nahen Wald raschelten irgendwelche Lebewesen, die nur als große Schatten auszumachen waren. »Alles in Ordnung«,
murmelte Epona, und sofort herrschte wieder Stille.
    »Wer zum Teufel bist du?«, herrschte ich sie an. Ihr Atem roch nach Wein und noch nach etwas anderem, das ich nicht einordnen konnte. »Warum wolltest du mich sehen?«
    Mit der freien Hand rieb sie sich so über die Augen, als hätte sie plötzlich Kopfweh. »Du lieber Himmel«, flüsterte sie, »können wir dieses Theater vielleicht drinnen fortsetzen? Ich muss mich setzen.« Ohne meine Antwort abzuwarten löste sie sich aus meinem Griff und ging ins Haus.
    Ich blieb am Eingang stehen und blickte mich in der Kate um. Es sah hier aus wie in irgendeiner Schenke nach einem langen Wochenende. Überall lagen Flaschen herum, die Stühle standen kreuz und quer, und im ganzen Zimmer war Schmutzwäsche verteilt. Das Feuer loderte so heftig, dass es hier so heiß wie in einem Schwitzbad war. Das erklärte wohl auch, warum Epona ein hauchdünnes Gewand trug.
    Sie stellte einen umgekippten Schaukelstuhl wieder aufrecht hin, rückte ihn vor die Feuerstelle und ließ sich schwerfällig darauf nieder. Nachdem sie einen großen Schluck getrunken hatte, bot sie mir die Weinflasche an.
    »Nein danke«, sagte ich, während ich mir wegen der Hitze die Jacke auszog. »Ich bin nicht würdig, den Rest aus einer Flasche zu trinken, die eine Göttin schon fast geleert hat.«
    Sie blickte auf die Flasche. »Pech für dich. Wegen des Weines, meine ich. Ich hebe ihn für besondere Anlässe auf. Er ist wirklich gut.«
    Hinter einem Vorhang, der nicht ganz zugezogen war, entdeckte ich ein großes Bett, dessen Decken und Kissen zerwühlt waren. Auch die

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