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Das Schwert des Normannen: Roman (Knaur TB) (German Edition)

Das Schwert des Normannen: Roman (Knaur TB) (German Edition)

Titel: Das Schwert des Normannen: Roman (Knaur TB) (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Ulf Schiewe
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gestarrt hatte. »Ich erkenne keines dieser Wappen, und für Lombarden sind sie viel zu diszipliniert.«
    Während der Feind sich formierte, strömten weitere Truppen über die Brücke. Dahinter, von den fernen Hügeln herunter, wand sich der gewaltige Heerwurm auf der staubigen Straße heran.
    »Die müssen noch so einiges an Mannschaften aufgelesen haben«, hörte ich Girard sagen. »Ich erkenne Banner aus der Campania und den Abruzzen.«
    Robert nickte. »Wie viele sind es? Was schätzt du?«
    Girard kniff die Augen zusammen. »Schwer zu sagen. Vielleicht vier- oder fünftausend.«
    Rainulf schüttelte den Kopf. »Eher sechs- oder siebentausend.«
    »Jedenfalls zu viele, um es mit ihnen aufzunehmen.« Robert hatte Helm und Kettenhaube abgenommen und fuhr sich mit den Fingern durch die schweißnassen Haare. »Sie sollen uns ruhig gut zu Gesicht bekommen. Verteilt die Männer über die Anhöhe, damit wir nach mehr aussehen, als wir wirklich sind. Solange die da unten uns für die Vorhut eines nahen Heeres halten, werden sie sich nicht den Hang herauf trauen. Und wir gewinnen ein paar Tage.«
    *
    Zum Glück hatten wir nur geringe Verluste zu beklagen. Zwei Tote und eine Handvoll Verletzter. Die wesentlich zahlreicheren Toten des Feindes setzten wir in einem langen Massengrab bei, ihre Verwundeten fesselten wir und behielten sie vorläufig bei uns.
    Die Nacht verbrachten wir auf der Anhöhe mit Blick auf Tausende winziger Lagerfeuer unten am Fluss, die wie Sterne zu uns herauffunkelten. Das schiere Ausmaß des feindlichen Lagers machte Angst. Wie war es ihnen nur gelungen, so viele gegen uns aufzubieten?
    An möglichst vielen Stellen auf der Anhöhe unterhielten wir eigene Wachfeuer, um eine größere Truppe vorzutäuschen. Ob es nützte, würden wir am Morgen herausfinden. Das Mahl fiel mager aus, denn die Vorräte schwanden, und trotz unseres kleinen Sieges war die Stimmung gedrückt. Robert machte die Runde unter den Männern, um ihnen Mut zuzusprechen. Hier und da trank er einen Schluck Wein mit ihnen, schlug jemandem auf die Schulter oder lachte über einen Scherz. Auch an unser Feuer kam er und setzte sich zu mir.
    »War dein erstes Mal, oder?«, fragte er mich.
    Ich nickte beklommen.
    Ragnar machte sich über mich lustig. »Ist wie bei der ersten Vögelei, Gilbert. Wenn du erst mal herausgekriegt hast, wo du ihn reinstecken sollst, geht der Rest wie von selber.«
    Ich schoss ihm einen wütenden Blick zu.
    Robert lachte. »Ihr habt eure Sache gut gemacht, Jungs. Auch du, Gilbert.«
    »Ist es eigentlich immer so?«, fragte ich. »Dieses Durcheinander. Man kann im Gemenge kaum Freund von Feind unterscheiden.«
    Er grinste. »Du wirst dich daran gewöhnen.«
    »Aber wie behältst du die Übersicht?«
    »Man muss vorher entscheiden, wo anzugreifen ist. Mitten im Kampfgewühl ist es schwierig. Da kann man nur hoffen, dass einem die Kerle folgen und sich nicht einschüchtern lassen.«
    Ob er wohl wusste, dass ich ihm heute vielleicht das Leben gerettet hatte? Aber ich beschloss, nichts davon zu sagen. Schließlich war das ja meine Aufgabe und nicht nur, morgens seinen Gaul zu satteln. Außerdem gehörte es zu jedermanns Pflicht, den Kameraden neben einem zu schützen, wie Reynard mir eingebleut hatte. Das war also nichts Besonderes.
    »Übrigens, Gilbert, vergiss meinen Ärger über dein Verschwinden«, sagte er noch, bevor er sich wieder erhob. »Onfroi hat mir berichtet, wie du Drogos Mörder getötet und Gaitelgrima beschützt hast. Du hast es dir redlich verdient, die Farben der Familie zu tragen. Das wollte ich dir sagen.«
    Am nächsten Nachmittag, der Feind unten im Tal rührte sich noch immer nicht, tauchte Lando auf. Dank seiner Klugheit hatte er uns gefunden. Er und seine Gefährten waren so scharf geritten, dass ihre Pferde schweißbedeckt und der völligen Erschöpfung nahe waren. Leider brachte er keine gute Kunde.
    »Onfroi wird vielleicht nicht kommen«, hörte ich ihn sagen, nachdem er sich einen tiefen Schluck aus dem Weinschlauch gegönnt hatte. »Argyros ist ausgezogen, um sich mit ihm eine Schlacht zu liefern. Irgendwo südlich von Bari.«
    »Was zum Teufel hat Onfroi im Süden zu suchen?«, rief Robert. »Hier waren wir doch verabredet.«
    »Ich habe nur gehört, was geredet wird. Angeblich hat Tristan di Montepeloso eigenmächtig einen Trupp Byzantiner überfallen, der von Taranto unterwegs war. Er konnte wohl nicht widerstehen.«
    »Der Mann ist ein Dummkopf.«
    Insgeheim konnte ich Robert nur

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