Das Schwert des Normannen: Roman (Knaur TB) (German Edition)
meinte Girard, wohl um uns aufzumuntern.
»Nun werd mir mal nicht gleich übermütig«, knurrte Robert und befahl dem Mann aus Aversa, nach Lucera zurückzureiten.
»Bitte deinen Herrn, sich uns anzuschließen, denn der Feind ist hier in der Nähe.«
Am Abend des nächsten Tages trafen sie ein. An ihren zerkratzten Schilden und wohlgenutzten Waffen, mehr noch an den harten Gesichtern der meisten unter ihnen konnte man erkennen, dass dies keine unerfahrenen Jünglinge, sondern kampferprobte Krieger waren, die in der Schlacht nicht wanken würden. Ein Anblick, der unser Herz erfreute.
Robert und Richard Drengot fanden gleich Gefallen aneinander, obwohl sie sich vorher noch nie begegnet waren und ein Altersunterschied von zehn Jahren zwischen ihnen lag. Beide waren beliebt bei den Männern, mutige Draufgänger und geborene Anführer. Und doch auch fähig, bei allem Feuer einen kühlen Kopf zu bewahren. Drengot genoss hohes Ansehen bei seinen Gefolgsleuten, wie wir bald herausfinden sollten. Und er war jetzt auch nicht mehr nur Regent, sondern selbst zum Grafen von Aversa aufgestiegen, denn der kleine Erbe Herman war verstorben. Ob eines natürlichen Todes, darüber wollte sich niemand auslassen, denn es war besser, einen Mann wie Richard an der Spitze der Grafschaft zu haben als einen Säugling in Windeln.
Gemeinsam wandten wir uns wieder gen Norden. Späher hatten berichtet, dass die Päpstlichen nicht weitergezogen waren, sondern immer noch bei Civitate lagerten. Wahrscheinlich fühlten sie sich unsicher mit normannischer Reiterei in der Nachbarschaft, die ihnen auf einem Marsch jederzeit in die Flanken fallen und schmerzhafte Nadelstiche zufügen konnte, wie Robert es genannt hatte.
Es war Nachmittag und mal wieder besonders heiß. Ein leichter Windhauch, der kaum Linderung brachte, wehte über die weite Ebene vor uns, die, mit Wiesen und Weizenfeldern bedeckt, ganz sanft bis zum Städtchen Civitate anstieg, vor dem wir in der flimmernden Hitze die Zelte des Feindes erkennen konnten. Am unteren Ende der Ebene, wo wir uns befanden, gab es offenes Weideland und brache Flächen mit niedrigem Gestrüpp. Eigentlich ein idealer Kampfplatz für Reiterscharen. Die einzige Abwechslung in dieser Landschaft war ein flacher Hügel linker Hand, der mit Sträuchern und einigen Bäumen bedeckt war.
Robert hatte vorgeschlagen, den Gegner herauszufordern, seine Stärke zu erproben, und Drengot hatte zugestimmt. Ein gewagtes Spiel, dachte ich, und zog meinen Helmgurt enger. Schade auch um den jungen Weizen, den wir dabei niedertrampeln würden, denn wir näherten uns dem feindlichen Lager in breiter Front. Sie mussten die langgezogene Doppelreihe von Reitern entdeckt haben, die langsam auf sie zumarschierte, denn plötzlich war Bewegung zwischen den Zelten. Hornrufe klangen zu uns herüber, Pferde wurden hastig gesattelt, Männer griffen zu den Waffen.
Wir beschleunigten zum Trab, als wollten wir sie angreifen. Ihre Bogenschützen waren die Ersten auf dem Feld. Sie stellten sich in einer losen, langen Reihe auf, um uns mit einem Sturm von Pfeilen zu schwächen.
Als Nächstes sahen wir die Schwaben vorstürmen und hinter den Schützen hastig eine Schildwand aufbauen. Sie waren an der guten Panzerung, an ihren Schilden und Bannern zu erkennen. Die römischen und lombardischen Fußtruppen brauchten um einiges länger. Deren Schlachtlinie war unregelmäßig und enthielt viele Lücken, in die unsere Reiter leicht hätten hineinstoßen können. Sie stellten jedoch den größten Teil des Heeres und waren aufgrund ihrer Masse ebenfalls nicht zu unterschätzen. An den Flanken, aber etwas weiter zurück, bezog die lombardische Reiterei ihre Stellung.
Knapp außer Reichweite der Bogenschützen ließ Robert uns anhalten. Meine Alba warf den Kopf hoch und schnaubte, ungeduldig, endlich loszupreschen und anzugreifen. Auch Roberts Grauschimmel tänzelte unruhig. Die Anspannung der Reiter übertrug sich auf die Tiere.
»Siehst du den Papst irgendwo?«, fragte Robert.
Lando hob die Hand, um seine Augen gegen das gleißende Sonnenlicht abzuschirmen. Er ließ den Blick über die gegnerischen Reihen schweifen. »Ich sehe die Farben von Benevento, Gaeta, Amalfi, Aquino und andere.« Plötzlich deutete er auf die breite Front der Alemannen direkt vor uns. »Da, hinter den Schwaben ist das päpstliche Banner. Daneben eine Gruppe von Reitern. Ob Leo selbst darunter ist, lässt sich nicht sagen.«
Auch ich hatte ein Banner erkannt, ein anderes
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