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Das Schwert des Normannen: Roman (Knaur TB) (German Edition)

Das Schwert des Normannen: Roman (Knaur TB) (German Edition)

Titel: Das Schwert des Normannen: Roman (Knaur TB) (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Ulf Schiewe
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zum Bettler, indem wir seine Tiere schlachteten, aber unsere Wegzehrung war aufgebraucht, die Männer waren hungrig.
    An der Westseite dieser Ruinen stieg das Gelände zu einem leicht zu verteidigenden Hügel an, dahinter der Zusammenfluss zweier Bäche, genug, um ein größeres Heer reichlich mit Wasser zu versorgen. Auch an saftigem Gras für die Pferde mangelte es nicht.
    Wenn Papst Leo tatsächlich auf dem Weg nach Siponto war, um seine Streitkräfte mit denen von Argyros zu vereinen, dann waren wir an diesem Ort gut plaziert, um ihn abzufangen. Zwischen Lucera, Civitate und Siponto gab es wenig Wälder und meist nur flaches Land, bestens geeignet für normannische Reiterei. Also entschied Robert, hier das Sammellager zu errichten, und sandte Reiter nach Melfi, um Onfroi und den anderen Baronen den Weg zu weisen.
    Da wir noch keine Kunde von Papst Leos Anmarsch hatten, blieb uns nichts anderes übrig, als zu warten. Doch Untätigkeit passte nicht zu Roberts Wesen. Er gönnte sie auch nicht seinen Männern. Also ließ er in einem nahen Wäldchen Holz schlagen und zwischen Bach und Hügel einen Graben und eine einfache Palisade anlegen. Späher waren ständig unterwegs, um nach dem Feind Ausschau zu halten, und kleine Trupps durchstreiften auf der Suche nach Nahrung die weite Landschaft. Die Ausbeute war selten ergiebig, denn es war noch vor der Erntezeit, und die Speicher der weit verteilten Gehöfte waren zum größten Teil leer. Das Bauernvolk zeigte sich mehr als mürrisch. Natürlich hassten sie uns dafür, dass wir ihnen das wenige, das sie besaßen, stahlen. Und obwohl die Männer angewiesen waren, ihre Übergriffe im Zaum zu halten, kam es nicht selten zu Gewalttätigkeiten, Schändungen und sogar Totschlag. Gelegentlich zeigten Rauchsäulen am Horizont, wo unsere Jungs aus Wut, nichts gefunden zu haben, einen Hof in Brand gesteckt hatten. Einmal ließ Robert einen Kerl hängen, der es zu bunt getrieben hatte, aber ganz unterbinden konnte er ihr Treiben nicht.
    Trotz der mageren Ausbeute fand sich immer noch genug Geflügel und Vieh, so dass vorerst niemand Hunger leiden musste. Schwieriger würde es werden, wenn das Hauptheer eintraf.
    Doch Tag um Tag verging, ohne dass Onfroi oder Richard Drengot sich zeigten. Auch Guaimars Lombarden ließen sich nicht blicken. Hatten unsere Boten sie nicht erreicht? Roberts Miene verfinsterte sich zusehends. Wo war das päpstliche Heer, wo Onfroi? Und auch von den Byzantinern wussten wir nicht, ob sie noch in Bari weilten oder schon ganz in der Nähe waren. Oder hatten sie etwa Melfi angegriffen? Waren wir überhaupt am falschen Ort, und der Krieg tobte woanders?
    »Regt euch nicht auf, Jungs«, versuchte Reynard Le-Vieux die ungeduldigen Gemüter der jüngeren Kameraden zu beschwichtigen. »Das ist das Soldatenleben. Man sucht nach dem Feind, tappt aber meist im Dunkeln. Und zum richtigen Kampf kommt es selten. Die meiste Zeit muss man marschieren, Befestigungen bauen, die am Ende nutzlos sind, oder tatenlos herumsitzen. Das Essen ist karg, und Weiber gibt’s auch nicht im Feldlager. Aber was soll’s? Solange wir zu saufen haben, geht’s uns doch gut.«
    »Bist du deshalb so alt geworden, weil du dich vorm Kämpfen gedrückt hast?«, rief einer, der Reynard nicht kannte.
    Der sprang auf und zog sein Schwert. »Ich bin weder alt, noch drücke ich mich vor einem Kampf, du Grünschnabel.«
    Es bedurfte dreier von uns, um ihn zurückzuhalten und zu beruhigen. Prügeleien waren in diesen bangen Tagen nicht selten. Die Gemüter erhitzten sich rasch, auch des Wetters wegen. Seit Tagen hatte es nicht mehr geregnet. Die Sonne brannte von einem knallblauen Himmel herab. Jede Bewegung trieb einem den Schweiß in die Poren, weshalb die meisten sich ihrer Rüstungen und Tuniken entledigten und im nahen Bach planschten. Doch davon bekam man Sonnenbrand, besonders wir Nordleute mit unserer hellen Haut.
    In diese gereizte Stimmung brach eines Abends die Nachricht, dass das päpstliche Heer gesichtet worden war. Es würde bald den Fluss Fortore bei Civitate erreichen. Einmal am anderen Ufer, stünde ihnen der Weg nach Siponto offen.
    »Wir müssen etwas unternehmen«, sagte Robert, der sich am Lagerfeuer mit seinen Unterführern beriet. »Wir können sie nicht einfach durchziehen lassen.«
    Ich hörte mit, denn als Schildträger und Leibwache war es meine Aufgabe, immer an seiner Seite zu bleiben.
    »Wo zum Teufel ist Onfroi?«, fluchte Girard. »Wir sind zu wenige, um viel

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