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Das Schwert des Normannen: Roman (Knaur TB) (German Edition)

Das Schwert des Normannen: Roman (Knaur TB) (German Edition)

Titel: Das Schwert des Normannen: Roman (Knaur TB) (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Ulf Schiewe
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ausrichten zu können.«
    »Vielleicht sollten wir die Brücke blockieren und sie daran hindern, den Fluss zu überqueren.«
    Bei Civitate gab es eine alte Römerbrücke. Das wussten wir noch von unserem Ausflug dorthin im letzten Jahr. Diesseits des Flusses stieg das Gelände in einer kurzen, steilen Böschung zu einem Hochplateau auf, auf dem sich das Örtchen selbst befand.
    »Würde wenig nutzen.« Girard warf die Schweinerippe ins Feuer, an der er genagt hatte. »Der Fortore ist nicht tief. Man kann ihn zur Not auch ohne Brücke überqueren.«
    »Vielleicht an der Straße, die den Hang hinaufführt?«
    »Diese Stellung lässt sich leicht umgehen. Außerdem ist das kein Gelände für Pferde.«
    »Das weiß ich auch«, erwiderte Robert gereizt. »Aber ich will verflucht sein, hier nutzlos herumzusitzen.« Sein Gesicht zeigte Entschlossenheit. »Bei Morgengrauen brechen wir auf.«
    Und so geschah es. Wir ließen einige Wachen zurück und machten uns auf den Weg. Schon am Nachmittag erreichten wir Civitate. Als die Bewohner uns kommen sahen, verschlossen sie eiligst die Tore. Eine Meile weiter überraschten wir feindliche Ritter, etwa zweihundert Mann, die an der Stelle gerastet hatten, wo es hinunter zum Flusstal ging. Wahrscheinlich handelte es sich um die päpstliche Vorhut. Bei unserem Anblick bestiegen sie hastig die Pferde und versuchten, ihre Reihen zu ordnen.
    Robert wollte ihnen nicht die Zeit dazu lassen, und obwohl Mann und Tier von der langen Wegstrecke müde waren, ließ er sofort zum Angriff blasen. Mit gesenkten Lanzen flogen wir auf den Feind zu. Allen voran Robert selbst, den es wenig zu kümmern schien, ob seine Leibwache mithalten konnte. In meiner Panik, nicht den Anschluss zu verlieren, blieb kaum Zeit für Furcht. Ich achtete nur darauf, Roberts rechte Seite zu decken, wie es meine Aufgabe war.
    Und dann krachten Schilde zusammen, Männer verhakten sich im Zweikampf, Speere durchstießen Lederpanzer, Verwundete brüllten auf, Pferde wieherten schrill. Staub, von Hunderten von Hufen aufgewirbelt, stieg in der Sommerhitze auf und vernebelte die Sicht. Robert hatte den Speer verloren und hackte jetzt mit dem Schwert um sich. Er wurde nach links abgedrängt, was ein feindlicher Ritter nutzte, um sich zwischen uns zu schieben. Doch bevor dessen Schwert Robert in den Rücken treffen konnte, durchbohrte meine Speerspitze dem Kerl das Auge. Er wankte kurz und stürzte dann vom Gaul. Robert selbst bemerkte davon nichts, stürmte nur weiter vor. Ich gab Alba die Sporen, um ihn im Gedränge nicht zu verlieren.
    Plötzlich, so schnell der Kampf begonnen hatte, war er schon vorbei. In heilloser Flucht verließen die gegnerischen Reiter die Anhöhe und stürzten sich den Hang hinunter. Ihre Kameraden, die den Anschluss verpasst hatten, wurden kurzerhand niedergemacht. Mit einem Mal, nach all dem wilden Getöse, war es seltsam still. Nur das Stöhnen der Verwundeten war zu hören, das Keuchen der heftig atmenden Gäule und die sich rasch entfernenden Hufschläge des fliehenden Feindes. Aber es stank nach Blut und Pferdeschweiß und Angst. Ein unbedeutendes Scharmützel vielleicht. Und doch mein erstes Schlachterlebnis. Benommen streifte ich einen Kampfhandschuh ab und wischte mir den Schweiß vom Gesicht.
    »Scheiße, Mann. Was für ein Anblick«, sagte Ragnar und deutete ins Tal.
    In etwas mehr als einer Meile Entfernung ließ sich der Fluss ausmachen, der sich auf seinem Weg zum Meer in weiten Schlaufen durch den flachen Talgrund wand. Direkt vor uns die von hier oben aus winzig anmutende Brücke. Durch dieses Nadelöhr fädelte sich eine endlos lange Heerschlange. Vielleicht fünfzehnhundert oder auch zweitausend Mann hatten den Fluss schon überquert, hauptsächlich Fußkämpfer, soweit man das aus der Entfernung erkennen konnte.
    Beim Anblick der fliehenden Reiter begann die Hälfte von ihnen, eine breite Schildwand aufzubauen, da sie einen Angriff fürchteten. Das geschah in guter Ordnung. Vielleicht zweihundert Mann oder mehr in einer Reihe, die Schilde eng an eng und mehrere Reihen tief. Helme und Speerspitzen blitzten in der Sonne, ebenso Wimpel und Banner in den unterschiedlichsten Farben. An ihren Flanken sammelten sich andere, und auch die Reiter, die wir vertrieben hatten, reihten sich am äußersten Rand ein.
    »Sind das die Alemannen?«, fragte ich und deutete auf die Mitte der gegnerischen Schlachtreihe.
    »Kann schon sein«, erwiderte einer von Girards Männern, nachdem er lange ins Tal

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