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Das Schwert des Normannen: Roman (Knaur TB) (German Edition)

Das Schwert des Normannen: Roman (Knaur TB) (German Edition)

Titel: Das Schwert des Normannen: Roman (Knaur TB) (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Ulf Schiewe
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Kalabrien. Fraglich, wie gut sie sich in der Schlacht bewähren würden. Aber ähnliche Zweifel hegte ich auch, was mich selbst betraf. Dass ich als Roberts Schildträger zusammen mit Ragnar und Rollo zur Leibwache zählte und immer unter seinem prüfenden Blick sein würde, stimmte mich nicht zuversichtlicher.
    Der Rest der Truppe bestand aus Mannschaften, die vorher zu Drogos Männern gehört hatten und nun von Onfroi unter den beiden Brüdern aufgeteilt worden waren. Ihr Anführer war ein bärbeißiger Veteran, der sich Bertran Le-Chauve nannte, ein Spitzname, den er dem spärlichen Haarkranz verdankte, der seinen breiten Schädel zierte. Auch die gebrochene Nase in seinem grimmigen Kriegergesicht machte ihn nicht hübscher.
    Neben den Albanern gab es auch noch Abenteurer aus anderen Teilen des Frankenreichs, einige Lombarden und sogar ein paar fahnenflüchtige byzantinische Söldner, die ihr Heil bei den Hautevilles gesucht hatten. Wahrscheinlich weil ihnen die Aussicht auf Beute mehr zusagte als ein karger Sold bei den Griechen. Dazu eine ganze Schar von Knechten aus der Gegend um Melfi, die unsere mit Waffen, Gerät und Proviant beladenen Maultiere führten. Die Verständigung in dieser gemischten Truppe war nicht immer leicht.
    Als wir durch die Tore ritten, winkten uns viele zu und riefen Ermutigungen. Dabei konnte ich kaum an etwas anderes denken als an Gerlaine und unsere gemeinsame Nacht. Der Duft unserer Liebe war noch allzu gegenwärtig, und am Hals spürte ich ihren seidenen Schal.
    Ich fragte mich, wie viele andere ihre Liebsten an diesem Morgen zurückgelassen hatten und sich vor dem fürchteten, was vor uns lag, auch wenn sie es sich kaum eingestehen würden. Diesmal hatte Gerlaine nichts über unsere Zukunft gesagt und ob ich leben oder sterben würde. In Wahrheit wollte ich es auch gar nicht wissen, denn mir bangte vor der Antwort.
    Mein Freund Herman dagegen hatte es gut. Der war in Scribla bei seinem Mädchen aus Cassano geblieben und befehligte dort die kleine Burgbesatzung. Aber beneidete ich ihn wirklich? Wenn ich ehrlich war, so reizte mich das Abenteuer viel zu sehr, als dass ich mich auf einer einsamen Burg wie Scribla hätte vergraben wollen. Nein, ich gehörte an Roberts Seite und hätte um nichts in der Welt diesen Feldzug verpassen wollen. Außerdem, einer wie ich konnte es nur als Krieger zu etwas bringen. Auch Gerlaine verstand das. Zumindest hatte ich das beim Abschied trotz aller Besorgnis aus ihrem Blick gelesen.
    Roberts Aufgabe war es, Fühlung mit den Truppen des Papstes aufzunehmen und wenn möglich deren Vormarsch zu verlangsamen, bevor das Hauptheer unter Onfroi nachrücken konnte. Auf allzu leichtsinnige Kampfhandlungen sollten wir uns jedoch nicht einlassen.
    Im Weiteren hatten wir einen geeigneten Lagerplatz vorzubereiten, wo sich der Rest des Normannenheeres sammeln konnte, denn die Barone würden noch Tage, wenn nicht Wochen brauchen, um alle kampffähigen Männer von ihren Burgen und Ländereien zu rufen und nach Norden zu schicken. Nicht zu vergessen die Verstärkungen aus Salerno und vor allem Richard Drengots Truppen, die von Aversa aus den längsten Weg vor sich hatten.
    Am ersten Nachmittag erreichten wir die nordapulische Ebene, und in den folgenden drei Tagen bewegten wir uns vorsichtig entlang der Berge in Richtung Norden. Ständig ritten Späher in alle Richtungen voraus, denn wir wollten uns weder von den Päpstlichen noch von den Griechen überraschen lassen. Lando hatte dabei die wichtigste Aufgabe. Er verließ uns, um mit ein paar ausgesuchten Gefährten weit nach Osten zu reiten, wenn nötig bis nach Bari, um uns zu warnen, sobald sich das byzantinische Heer in Bewegung setzte.
    Die Festung Troia ließen wir linker Hand liegen. Einnehmen konnten wir sie nicht, aber wir ließen zwei Dutzend Krieger in der Gegend zurück, um Boten abzufangen und zu verhindern, dass sie Argyros über unseren Vormarsch warnen konnten.
    Schließlich kamen wir weiter nördlich an einen einsamen Ort mit Namen Lucera. Eine einst blühende römische Stadt, die vor Jahrhunderten von Lombarden erobert und bald darauf von den Byzantinern zerstört worden war. Jetzt gab es hier nur von Gras und Büschen überwucherte Ruinen, umgestürzte Säulen und die Reste eines Amphitheaters. Aber zu unserer Freude auch eine Herde Schafe, die von den plötzlich auftauchenden Reitern so erschrocken waren, dass der Schäferhund Mühe hatte, sie zusammenzuhalten. Leider machten wir den armen Schäfer

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