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Das Schwert des Normannen: Roman (Knaur TB) (German Edition)

Das Schwert des Normannen: Roman (Knaur TB) (German Edition)

Titel: Das Schwert des Normannen: Roman (Knaur TB) (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Ulf Schiewe
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jedoch, das mir von meinem Besuch in Capua vertraut war. Eine Schwadron Reiter am linken Flügel des Feindes hatte sich gelöst und trabte langsam in Richtung unserer Flanke vor.
    »Pandulfs Reiter!«, rief ich.
    Robert blickte, wohin ich gedeutet hatte, und sein Gesicht wurde hart. »Umso besser«, sagte er. »Dann haben wir hoffentlich bald Gelegenheit, den Bastard zu erwischen.«
    Auf seinen Befehl hin wendeten wir die Pferde und entfernten uns in leichtem Galopp.
    Während der nächsten Tage brachten wir sie noch ein paarmal dazu, in der glühenden Junihitze aufs Feld zu ziehen, ohne ihnen jedoch Gelegenheit zur Schlacht zu geben. Wir wollten sie nur beschäftigen und hofften, dass es an ihren Nerven zerrte. Jedenfalls versuchten sie nicht, uns zu folgen, was für das Fußvolk, egal, wie stark die Schwaben waren, auch sinnlos gewesen wäre. Die lombardische Reiterei hätte uns schon eher gefährlich werden können, doch auch die hielten sich zurück. Dafür töteten wir mehrere von ihren Spähern, und einmal gelang es uns sogar, eine Maultierkarawane unter ihren Augen zu stehlen, die bereits die Brücke über den Fortore passiert hatte. Was sie in Folge bewog, den Brückenzugang besser zu bewachen.
    An jenem Abend, wir lagerten in der Nähe eines Wäldchens, bekamen wir zum ersten Mal wieder etwas Vernünftiges zu essen, obwohl auch das nicht lange reichen würde. Wir beendeten gerade unser Mahl, als unerwartet und zu unserer großen Erleichterung Onfrois Späher ins Lager ritten. Und später, noch in der gleichen Nacht, tauchten auch seine Männer auf. Sie hatten unsere Nachrichten in Lucera empfangen und waren ohne Rast weitermarschiert.
    Nun waren sie sterbensmüde, hungrig und staubbedeckt vom langen Weg. Unter ihnen befanden sich Verwundete mit schmutzigen Verbänden. Sie tränkten die erschöpften Pferde am Bach, an dem wir lagerten, und warfen sich selbst ins Wasser, um neben ihren Gäulen zu saufen. Nach und nach trafen alle Barone ein, und Girard schlug ihnen Lagerplätze für ihre Männer vor. Es gab Begrüßungen und Schulterklopfen. Asclettin war froh, seinen Sohn Richard wiederzusehen.
    Die Begegnung zwischen Robert und Onfroi fiel jedoch eher frostig aus. »Wo zum Teufel bist du gewesen?«, fragte Robert.
    Sein Bruder antwortete nicht. Er ließ sich am Feuer nieder und bediente sich an Roberts Essnapf, der noch halb mit gekochten Bohnen gefüllt war.
    »Sei froh, dass wir es geschafft haben«, knurrte Tristan. »Oder hättest du lieber Argyros auf dem Pelz gehabt?«
    »Von deinem beschissenen Alleingang haben wir schon gehört. Hattest du vor, alles zunichtezumachen?«
    »Halt die Klappe, Robert«, ließ Onfroi sich vernehmen, während er auf den Bohnen kaute. »Erst mal müssen die Männer versorgt werden. Dann können wir reden.«
    »Ihr könnt nehmen, was wir haben, aber das wird euch kaum den Magen füllen. Das Land hier ist leer, die Bauern sind geflohen.«
    »Und was fressen die Päpstlichen?«
    »Die halten die Straße über den Fluss besetzt. Von dort und aus dem Norden bekommen sie Nachschub. Auch in Civitate scheint es genug zu geben.«
    »Dann sollten wir sie angreifen«, sagte Pierron, der für Robert nur einen verächtlichen Blick übrighatte. »Am besten noch vor dem Morgengrauen, wenn sie es am wenigsten erwarten. Wir jagen sie schreiend aus ihren Zelten und machen sie nieder. Wie wir es immer getan haben.«
    Solches Gerede fand bei vielen Anklang. Auch Richard Drengot war dafür, wollte wohl sein Schwert in Blut tauchen.
    »Was seid ihr doch für Hitzköpfe?« Onfroi kratzte sich den Bart und gähnte. »Dabei sind wir alle hundemüde. Die Männer brauchen Ruhe und die Pferde ebenso. Legt euch aufs Ohr. Morgen sehen wir weiter.«
    »Was ist mit Argyros?«, wollte Robert wissen. »Habt ihr ihn geschlagen, oder seid ihr nur davongelaufen?«
    »Wenn du’s wissen willst, wir haben ihm den Arsch versohlt. Aber vernichtet haben wir ihn nicht. Leider. Er wird seine Lücken füllen und uns nacheilen. Ich wette, in ein oder zwei Wochen ist er hier.«
    »Es ist also nichts gewonnen.«
    »Nicht wirklich.«
    Damit ließ Onfroi sich zurücksinken und schloss stöhnend die Augen. »Und jetzt gib endlich Ruhe, Bruder. Ich will schlafen und nichts anderes.«
    *
    Onfrois Krieger hatten seit Tagen wenig zwischen die Zähne bekommen. Während der Kämpfe gegen die Griechen und vor allem auf dem eiligen Marsch nach Norden war keine Zeit geblieben, Futter oder Nahrung zu sammeln. Umso größer war ihre

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