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Das Schwert des Normannen: Roman (Knaur TB) (German Edition)

Das Schwert des Normannen: Roman (Knaur TB) (German Edition)

Titel: Das Schwert des Normannen: Roman (Knaur TB) (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Ulf Schiewe
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Robert reden. Du siehst ihn doch jeden Tag.«
    »Ist es eigentlich wahr, dass in der Gegend schon viel geplündert wurde? Ich hörte jemanden so was in Drogos Halle sagen. Vielleicht ist schon alles abgegrast.«
    »Bei den reichen Küstenstädten ist es schwierig. Die sind fest im Griff der Byzantiner und auch zu stark befestigt. Aber zwischen Melfi und der Küste gibt’s eine Menge Land und kleine Städtchen, die keiner so recht beherrscht, verstehst du? Da lässt sich einiges holen. Man muss nur wissen, wo.«
    »Aber Drogo ist dagegen.«
    »So, ist er das? Das ist mir neu.«
    »Und christenfromm ist er auch.«
    »In diesem Land ist jeder fromm«, lachte er. »Da wird gebetet ohne Unterlass. Aber das hindert sie nicht, sich ständig zu bekriegen. Pandulf, zum Beispiel, der räubert jetzt viel auf Guaimars Gebiet, wie ich höre. Und unsere Leute tun das bei den Byzantinern bis vor die Tore von Bari. Also rede mal mit Robert.«
    Ich nickte.
    »Sag ihm«, raunte er im Verschwörerton, »ich kenne da so ein paar Gelegenheiten … na, du weißt schon.«
    »Eben nicht. Du musst schon deutlicher werden.«
    »Klöster und Kirchen. San Vincenzo zum Beispiel, am Fluss Volturno. Oder noch besser Monte Sant’Angelo.«
    »Das Heiligtum auf Gargano? Es bringt vielleicht Unglück, eine Pilgerstätte auszurauben. Noch dazu eine, wo auch Normannen beten.«
    »Was kümmert dich ein Christenheiligtum? Es soll sich da ein Vermögen angesammelt haben. Gerade wegen der vielen Pilger.«
    »Ich glaube kaum, dass Robert auf mich hört, aber ich kann es ja mal erwähnen.«
    »Gut, Junge.« Er wandte sich zum Gehen. »Übrigens, noch was. Ich glaube, du tust Gerlaine unrecht.«
    »Hat sie dich geschickt, mir das zu sagen?«
    »Eher würde sie sich die Zunge abbeißen.«
    »Na also. Was soll dann dein Gerede?«
    »Ich mein’s ja nur gut.«
    »Vergiss es, Mann.«
    An einem Nachmittag, zwei Tage später, hielten Prinz Guaimar und sein Gefolge Einzug in Melfi. Von den Zinnen aus konnte man schon in der Ferne die bunte Reiterschar erkennen. Banner und Wimpel flogen im Wind, Rüstungen und Helme schimmerten in der Sonne, und Hornstöße verkündeten ihre Ankunft. Ebenso fröhlich schallte die Antwort von den Wachtürmen der Burg.
    Da ruhte alle Arbeit, und ganz Melfi säumte die Hauptgasse, als der Zug mitten durch die Stadt den Weg hinauf zur Festung ritt. Voran der Prinz, in Eisen gekleidet und auf einem prächtig gezäumten Rappen. Er trug keinen Helm, und man sah, dass er ein gutaussehender Mann war, nicht viel älter als Robert, mit sorgfältig gestutztem Bart und braunen Locken, die lose bis auf die Schultern fielen.
    Ihm folgten Leibwachen und Bannerträger. Dahinter eine Dame auf einem feinen Zelter, gegen die winterliche Kälte in kostbare Pelze gehüllt. Das musste Gaitelgrima sein. Sie trug einen breitkrempigen Reisehut und war tief verschleiert, denn bei den Lombarden, so ließ ich mir sagen, brachte es Unglück, wenn ein Mann die Braut schon vor der Trauung zu sehen bekam. Auch Christenmönche waren dabei, und nach einem Tross von Packtieren bildete eine Schar bewaffneter Reiter den Abschluss, gut gerüstet mit Schild und Lanze.
    Alle normannischen Barone, so auch Robert und Onfroi, hatten sich eingefunden und erwarteten den Fürsten im Burghof. Drogo trat vor und hielt ehrerbietig die Zügel seines Pferdes, während Guaimar aus dem Sattel stieg. Obwohl Drogo nun nicht mehr Salernos Vasall war, so beugte er doch das Knie. Guaimar bedeutete ihm aufzustehen und umarmte ihn in aller Herzlichkeit. Dann stellte er seine Schwester vor, die immer noch auf ihrem Pferd saß und in stummer Begrüßung mit dem Knopf nickte. Bedienstete schleppten eilig einen Holzschemel für sie herbei, und der Prinz selbst half ihr vom Pferd. Dann führte der maior domus der Burg, ein älterer Lombarde, die Herrschaften in die vorbereiteten Gemächer.
    *
    Gleich am nächsten Nachmittag, nach der Christmette, sollte die Trauung stattfinden. Ausgerechnet in diesem kleinen Ort in den Bergen, weit ab von den betriebsamen Städten der Küste.
    Jahrhundertelang, wie man mir später erzählte, hatte Melfi einsam und unbedeutend vor sich hin gedämmert, bis wir Normannen gekommen waren, um aus ihm eine Festungsstadt zu machen, den Mittelpunkt unserer nicht von allen erwünschten Gegenwart im Mezzogiorno. Und in diesem Nest, inmitten einfacher Häuser, offener Baugruben, Felsbrocken und Mörtel sollte eine edle Lombardenprinzessin heiraten, Spross aus stolzem

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