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Das Schwert des Normannen: Roman (Knaur TB) (German Edition)

Das Schwert des Normannen: Roman (Knaur TB) (German Edition)

Titel: Das Schwert des Normannen: Roman (Knaur TB) (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Ulf Schiewe
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die Becher, ließen Drogo und Gaitelgrima hochleben und tranken ihnen zu. Ein paar anzügliche Bemerkungen flogen durch den Raum, Gelächter flackerte auf.
    Ich hörte gar nicht richtig zu, denn auf der gegenüberliegenden Seite der Tafelrunde sah ich Gerlaine, die sich vorbeugte, um eine Fleischplatte abzustellen. Auch bei ihr waren in dieser Haltung die Rundungen ihrer Brüste deutlich erkennbar. Als könnte sie meine Blicke spüren, sah sie auf und starrte mich herausfordernd an, mit einer Miene wie eine Kampfansage. Doch schon drehte sie sich weg, warf den Kopf mit hochmütigem Schwung in den Nacken und verschwand durch die Tür zur Küche. Na warte nur, dieses Spiel kann man auch zu zweit spielen, dachte ich ärgerlich.
    »Durch diesen Bund mit der edlen Fürstenfamilie von Salerno«, hörte ich Drogo seine Ansprache fortsetzen, »wird unsere Bruderschaft für die Zukunft gestärkt. Und so ist heute auch ein guter Tag, in dieser Runde zu bestätigen, worüber wir uns schon geeinigt hatten. Mein Bruder Onfroi soll ab heute Herr über die verwaiste Baronie von Lavello werden.«
    Onfroi kam auf die Füße, und breit grinsend umarmten sich die Brüder. Guaimar gratulierte beiden, die Lombarden klatschten höflich, am meisten aber zeigten die Normannen ihre Begeisterung, denn Onfroi schien beliebt zu sein. Nur Pierron di Tranis Lächeln blieb steinern und unaufrichtig, als er den Becher hob und zusammen mit den anderen auf Onfrois Wohl trank.
    »Ich hoffe, ihr erwartet keine Rede von mir«, sagte Onfroi, der schon einiges getrunken haben musste, denn er wankte ein wenig. »Besonders nicht auf Lombardisch.« Er zwinkerte Guaimar zu, der ihm ein breites Lächeln schenkte.
    »Verschon uns mit Reden, Bruder«, rief Tristan di Montepeloso, der mir genauso angeheitert vorkam wie Onfroi. »Setz dich lieber auf deinen Hintern und trink.«
    Auch ich nahm einen guten Schluck aus meinem Becher. Da entdeckte ich Elda, die sich mit einem vollen Krug in der Hand näherte. Sie hatte mich diesmal erspäht, obwohl die Ecke, in der ich mich befand, nur spärlich beleuchtet war. Allerliebst sah sie aus, mit geröteten Wangen, blitzenden Augen und diesem immer fröhlichen Lächeln. Ich erhob mich und verstellte ihr den Weg. Sie trat dicht an mich heran, neigte den Kopf zur Seite und sah mir mit einem schelmischen Grinsen in die Augen.
    »Hat gefallen Kuss?«, fragte sie und kicherte verlegen.
    Bis dahin hatten wir erst wenige Worte gewechselt. Ich wusste nicht einmal, wie viel sie von unserem Fränkisch verstand. Doch es gibt eine Sprache, die versteht jeder.
    »Und ob«, sagte ich, nahm ihr den Krug aus der Hand und stellte ihn neben mich auf den Boden. Vielleicht war es der Wein oder Gerlaines herausfordernder Blick, aber plötzlich ritt mich der Teufel. Ich umfasste Eldas Gesicht mit beiden Händen und küsste sie auf den überraschten Mund. Es schien ihr zu gefallen, denn als ich sie auf meinen Schoß zog, schlang sie die Arme um meinen Hals und vergalt mir den Kuss mit Hingabe. Um uns herum hörte ich lüsterne Bemerkungen über unser Treiben. Doch in diesem Augenblick war mir alles gleich.
    »Und was ist mit dem da?«, hörte ich plötzlich Pierrons schneidende Stimme. Erschrocken blickte ich auf. Doch der Mann meinte nicht mich, sondern deutete auf Robert. »Noch so ein Bruder von dir, Drogo. Was gedenkst du dem zu schenken? Dafür, dass er nichts geleistet hat. Soll hier alles bald den Bastarden deines Vaters gehören?«
    Der Saal wurde still. Irgendeiner gluckste, als hätte er einen guten Witz gehört, verstummte jedoch gleich wieder. Aller Augen waren auf Pierron, Drogo und Robert gerichtet. Die Spannung im Raum war zum Greifen. Elda schien dies nicht zu merken, denn sie schmiegte sich noch enger an mich. Doch ich achtete kaum auf sie, denn eine solche Beleidigung würde Robert nicht auf sich sitzen lassen.
    Sein Gesicht hatte sich verdunkelt. Langsam stand er auf. Im Zorn wirkte er noch größer als sonst. Dieser Pierron hatte es gewagt, ihn vor Alberada zu schmähen. Die Wut in ihm war greifbar. Dennoch blieb er beherrscht.
    »Wer hat dich überhaupt gefragt, Bretone«, sagte er gefährlich ruhig in Pierrons Richtung. »Du bist nicht einmal ein richtiger Normanne. Wenn du noch mal so unverschämt von meiner Familie redest, reiß ich dir auch dein einzig verbliebenes Auge raus. Hast du mich verstanden?«
    Pierron wollte aufspringen, doch Asclettin an seiner Seite hielt ihn zurück. Robert aber achtete nicht mehr auf ihn, als

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