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Das Schwert des Normannen: Roman (Knaur TB) (German Edition)

Das Schwert des Normannen: Roman (Knaur TB) (German Edition)

Titel: Das Schwert des Normannen: Roman (Knaur TB) (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Ulf Schiewe
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sei der Wurm keiner weiteren Würdigung wert. Stattdessen hielt er den Blick auf Drogo gerichtet.
    »Aber die Frage ist berechtigt, Drogo«, bellte er in den Saal. »Auch ich hätte gern eine Antwort darauf.«
    Elda flüsterte etwas und suchte erneut meine Lippen. Ich schob sie sanft beiseite, denn wie ich wusste, hatte sich bei Robert so einiges aufgestaut. Der Streit mit Drogo und das untätige Warten. Außerdem hatte mich mein weinseliger Mut wieder verlassen. Bei dem Gedanken, Gerlaine könnte uns sehen, wurde mir heiß unter dem Kragen. Aber Elda ließ nicht ab, kicherte nur und küsste mich von neuem.
    »Meine Männer und ich sind gekommen, um zu kämpfen«, hörte ich Robert sagen und legte Elda die Hand auf den Mund, denn ich wollte kein Wort von dem verlieren, was er zu sagen hatte.
    »Um zu kämpfen, hörst du? Nicht, um Feste zu feiern oder uns den Wanst mit fetten Speisen vollzuschlagen. Auch nicht, um in irgendeiner verdammten Kirche zu beten, und vor allem nicht, um deinen lombardischen Freunden in den Arsch zu kriechen.«
    Der Erzbischof sah aus, als müsste er ersticken. Guaimar runzelte die Stirn, zeigte ansonsten keine Regung. Gaitelgrima dagegen blickte mit einem belustigten, geradezu neugierigen Lächeln von einem zum anderen, als frage sie sich, wer von beiden sich als der Stärkere erweisen würde. Pierron war für den Augenblick vergessen.
    Drogos Gesicht war aufgedunsen vom Wein und nun rot vor Zorn geworden, die Augen zu Schlitzen verengt. Die beiden maßen sich mit wütenden Blicken. Da hat sich Robert zu einer Dummheit hinreißen lassen, schoss es mir durch den Kopf. Sein Bruder würde es nicht ungestraft hinnehmen, so öffentlich herausgefordert zu werden.
    »Du willst also kämpfen?«, fragte Drogo scharf. Dann lachte er gehässig und ließ seine Augen über die versammelten Gäste schweifen. »Mein kleiner Bruder will kämpfen, sagt er. Was haltet ihr davon? Vielleicht sollten wir ihm den Gefallen tun.«
    Seine Züge wurden hart, als er sich wieder Robert zuwandte, und seine Stimme triefte vor Spott. »Ich werde dir ein ertragreiches Lehen geben. Mit einer schönen Burg dazu. Und viel Land zum Kämpfen und Erobern. Du kannst dir dort die Taschen füllen. Darauf bist du doch aus, oder?«
    »Und wo soll das sein?«
    »Burg Scribla natürlich. In Kalabrien.«
    Wenn Pierron zornig gewesen war, bei diesen Worten verging selbst ihm der Ärger auf der Stelle. Er prustete förmlich vor Vergnügen.
    »Scribla«, lachte er. »Willkommen in der Einöde, Kamerad. Mehr als Schlangen und Skorpione wirst du da nicht zu fassen kriegen.«
    Auch die anderen Normannen grölten jetzt vor Lachen.
    »Nein, nein! Ganz so schlimm ist es nicht«, johlte Asclettin. »Ein paar schöne Strände gibt es auch noch. Und einen Fluss. Gib ihm doch einen Dreizack mit, Drogo, damit er sich einen Fisch fangen kann.«
    Das brachte eine neue Lachsalve mit sich. Robert war rot vor Zorn und Scham geworden. Und doch stand er weiter trotzig aufrecht und ließ es über sich ergehen. Inzwischen hatte auch Elda begriffen, dass Wichtigeres vor sich ging, und warf einen Blick auf die beiden Streithähne.
    »Ich sage, Scribla für dich, Robert, oder gar nichts«, dröhnte Drogo, als der Saal sich wieder beruhigt hatte. »Entweder du ziehst nach Kalabrien, oder du kannst mit deinen verlausten Kerlen wieder nach Hause gehen. Hast du mich verstanden?«
    Robert hielt Drogos herausforderndem Blick mit grimmer Miene stand. Ich selbst konnte vor Anspannung kaum atmen und hoffte, dass er jetzt nicht die Beherrschung verlieren würde.
    Ich sah ihn noch den Mund zu einer Erwiderung öffnen, als plötzlich Gerlaine wie ein Racheengel über uns ragte. Ohne ein Wort packte sie Elda bei den Haaren, riss sie von meinem Schoß und schleuderte sie gegen den Rücken eines der Tafelnden. Gellend schrie Elda auf, dass es von den Wänden hallte. Sie strauchelte, kam wieder auf die Füße und starrte ungläubig auf Gerlaine, die heftig atmend und mit geballten Fäusten vor ihr stand. Ich war so überrascht, dass ich wie erstarrt auf meiner Bank hocken blieb.
    Im Saal war es schlagartig still geworden. Aller Augen waren auf die beiden Mädchen gerichtet, die sich kampflustig anfunkelten. Von ihrem Schrecken erholt, wollte Elda sich auf ihre Gegnerin stürzen, da wurde sie von Gerlaines gewaltigem Faustschlag getroffen. Die Wucht ließ sie rückwärts gegen die Tafel krachen, die dabei von den Böcken stürzte und alles mit sich riss.
    »Gerlaine!«, schrie

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