Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Das Schwert des Normannen: Roman (Knaur TB) (German Edition)

Das Schwert des Normannen: Roman (Knaur TB) (German Edition)

Titel: Das Schwert des Normannen: Roman (Knaur TB) (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Ulf Schiewe
Vom Netzwerk:
sei vorsichtig. Und unser Erfolg hängt allein von dir ab.«
    Es füllte mich mit unbändigem Stolz, dass er mir diese Aufgabe anvertraut hatte. Trotzdem flatterten mir tausend Schmetterlinge im Magen, wenn ich ehrlich war.
    »Musstest du dich unbedingt vordrängeln?«, fragte Gerlaine etwas später wenig begeistert.
    »Hast du Angst um mich?«
    »Mir ist nicht wohl dabei.« Sie schlang ihre Arme um mich und legte ihren Kopf an meine Brust. »Ich habe das Gefühl, jemand, den ich kenne, wird sterben.«
    »Mir geschieht nichts«, sagte ich mutiger, als ich mich fühlte, wiegte sie in meinen Armen und küsste ihre Stirn. »Außerdem, was du getan hast, war doch auch gefährlich.«
    »Überhaupt nicht. Lando hat ganz höflich die Leute im Dorf gegrüßt und sich nach dem Heiligen erkundigt. Es kommen regelmäßig Pilger an diesen Ort, so dass wir kaum beachtet wurden. In der Kirche hat sogar ein junger Priester mit mir geredet.«
    »Aber du kannst doch kein Lombardisch«, rief ich erschrocken.
    »Ich war gerade dabei, mir das Kruzifix anzusehen, während Lando so tat, als wäre er im Gebet versunken. Auf einmal stand dieser Priester neben mir und sprach mich an.«
    »Bei Odin! Was hast du gemacht?«
    Gerlaine kicherte. »Ich musste ihn recht dämlich angestarrt haben, denn er redete plötzlich Fränkisch mit mir und fragte, ob ich eine normanna sei. Natürlich war ich sprachlos vor Schreck, aber schon kam Lando mir zu Hilfe und stellte mich als seine Frau vor. Wir kämen aus Aversa und wären auf dem Weg zum Heiligtum auf dem Monte Gargano.«
    »Und er hat es geglaubt?«
    »Er war sehr freundlich. Er hat uns gesegnet und gemeint, er würde für unsere sichere Weiterreise beten.«
    Das war geistesgegenwärtig von Lando gewesen, denn das kleine Aversa in der Nähe von Napoli war die erste normannische Grafschaft gewesen, lange Zeit mit Capua und Benevento verbündet, bis sie sich erst vor kurzem von Pandulf losgesagt hatte.
    Wir saßen etwas abseits an einen Baum gelehnt. Die letzten Strahlen der Abendsonne erhellten unsere Gesichter.
    »Ich weiß nicht, was ich getan hätte, wenn dir etwas zugestoßen wäre«, murmelte ich und hielt sie fester umschlungen.
    Gerlaine schenkte mir einen zärtlichen Blick und strich mir durch die zerzausten Strähnen. »Hat dir jemand schon gesagt, dass du ein hübscher Kerl bist, mit deinen gelben Haaren?«
    »Nur die alte Fressenda«, grinste ich.
    »Und die sollte es wissen«, lachte sie. »Bei zwölf Söhnen.«
    Reynard zeigte mir später, wie man mit dem vierzackigen Wurfhaken umging, und Ivain, Thore und ich übten abwechselnd an einem hohen Baum, bis wir es im Schlaf beherrschten.
    Ich schätze, es muss gegen Mitternacht gewesen sein, als wir aufbrachen und unter Vollmond den Weg zum Dorf einschlugen. Auch Gerlaine war dabei. Sie hatte nicht im Lager bei Gepäck und Pferden bleiben wollen, die wir unter Bewachung von fünf Mann zurückgelassen hatten. Weder Wiehern noch das Getrappel von Hufen sollte uns verraten. Auch Arichis und seine beiden Gefährten würden im Lager auf uns warten, denn sie wollten bei dem Überfall nicht gesehen werden, um nicht ihren Wert als Spione zu beeinträchtigen.
    Wir stiegen von der Anhöhe hinab. Der verdammte Vollmond würde die ganze Nacht hindurch leuchten und uns für scharfe Augen leichter sichtbar machen. Aber wenigstens hatten wir nicht zu befürchten, über die eigenen Füße zu stolpern.
    Der Weg führte durch ein kleines Tal und dann wieder bergauf, denn das Kloster saß auf einem Buckel auf halber Höhe eines langen Berghangs, von wo aus sich die ganze Gegend überblicken ließ. Im Mezzogiorno thronten viele Siedlungen in luftigen Höhen. Wahrscheinlich weil sie so besser zu verteidigen waren.
    Das Dorf lag wie ausgestorben im Mondschein, kein Licht, kein Laut, das Tor gut verschlossen. Lautlos schlichen wir näher. Von unten wirkte die Mauer höher, als sie war. Darüber konnten wir den Dachfirst der Kirche und den frei stehenden Kampanile erkennen. Ein paar Katzen machten sich bemerkbar, ein Hund heulte den Mond an, dann war es wieder still.
    Der Hauptteil unserer Truppe, unter Roberts Führung, legte sich in den Schatten einiger Sträucher in der Nähe des Tors, während Lando uns durch niedriges Gestrüpp so leise wie möglich zu der Stelle führte, wo wir die Mauer erklimmen sollten. Auch Rainulf war gekommen, um sich den Mauerabschnitt genauestens anzusehen. Ohne ein Wort deutete er auf Ritzen und Vorsprünge, wo man die Füße

Weitere Kostenlose Bücher