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Das Schwert des Normannen: Roman (Knaur TB) (German Edition)

Das Schwert des Normannen: Roman (Knaur TB) (German Edition)

Titel: Das Schwert des Normannen: Roman (Knaur TB) (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Ulf Schiewe
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Kaiser?«
    Drogo funkelte ihn an. »Wenn ihr so weitermacht, wird er bald nicht mehr unser Freund sein. Besonders die Überfälle auf Kirchen und Klöster bringen die Lombarden gegen uns auf. Seit langem flehen sie Papst Leo an, etwas gegen uns zu unternehmen. In Benevento, wo Robert gewildert hat, sind sie schon so weit, den Fürsten zu verjagen, weil er nicht imstande ist, das Volk zu schützen. Sie wollen, dass der Papst dort nach dem Rechten sieht. Und die Äbte von Monte Cassino und von San Vincenzo sind gegenwärtig in Rom, um ihn zu bitten, endlich ein Heer gegen uns aufzustellen.«
    »Dass ich nicht lache«, sagte Pierron. »Ein Kerl in Weiberröcken will gegen uns Krieg führen?«
    »Das Lachen wird dir vergehen, wenn auch der Kaiser Truppen schickt, um für Ordnung zu sorgen. Oder wenn Leo sich mit den Byzantinern verbündet, um uns von beiden Seiten den Garaus zu machen.«
    »Griechen und Lateiner«, warf Tristan geringschätzig in die Runde, »die sind sich doch spinnefeind. Nennen sich alle Christen, aber bezichtigen sich gegenseitig des falschen Glaubens. Die werden sich nie verbünden.«
    »O doch, das werden sie. Wenn wir es zu bunt treiben. Deshalb sage ich, haltet euch verdammt noch mal zurück. Byzanz ist unser Feind. Sonst niemand.«
    »Und Pandulf?«, bemerkte Pierron. »Der war doch schon immer ein Gefolgsmann der Griechen. Genau wie der Verräter Argyros, der uns damals nicht bezahlen wollte.«
    »Ganz recht«, erwiderte Drogo. »Pandulf ist unser Feind. Aber nicht das Volk von Capua und auch nicht ihre Kirchen und Klöster.«
    Fast schien es, als hätte die Runde Robert vergessen, da tauchten die Wachen mit unseren Packtaschen auf und leerten sie scheppernd vor Drogo auf dem Boden aus.
    Im Schein des großen Feuers in der Halle und der Wandfackeln glänzte und glitzerte es vor goldenen Kelchen und Gefäßen, silbernen Leuchtern und Kreuzen, vor Perlen und Edelsteinen, Ketten und Diademen. Dazu prallgefüllte Beutel mit Münzen in allen Prägungen der Länder des Mittelmeeres. Asclettin pfiff durch die Zähne, diesmal vor Erstaunen. Und selbst die edle Gaitelgrima bekam gierige Augen.
    »Da wart ihr aber fleißig«, murmelte Pierron.
    Noch erstaunter waren sie, als eine der Wachen die goldene Statue aus ihrer Umhüllung befreite.
    »Was zum Teufel ist das?«, entfuhr es Drogo.
    »San Michele di Sant’Angelo«, sagte Robert gleichmütig.
    »Das Heiligtum?« Asclettin zog die Brauen hoch. »Aber das ist doch eine richtige Festung da oben. Wie bei Odin seid ihr da reingekommen?«
    »Soll ich dir etwa meine Tricks verraten?«
    Während sie so redeten, sah ich, wie Gaitelgrima sich an die Kehle gefasst und dann erschrocken bekreuzigt hatte. Auch Drogo machte ein Gesicht, als hätte er ein Gespenst erblickt.
    »Hol mich der Henker«, hörte ich ihn murmeln. Fassungslos schüttelte er den Kopf, als könnte er nicht glauben, was da vor ihm stand. Welche Unverfrorenheit, ein solches Heiligtum zu rauben. Er gab sich einen Ruck.
    »Wir werden es zurückgeben«, sagte er mit fester Stimme. »Diesmal werden wir alles zurückgeben.«
    Nun war es Robert, der nach Luft schnappte. »Bist du verrückt geworden?«
    Da lief Drogo so rot an, dass man fürchten musste, die Adern an seinen Schläfen würden platzen.
    »Ich sage dir, wer verrückt ist!«, schrie er. »Dieses Heiligtum ist der ganze Stolz der Lombarden, und du raubst es aus? Hast du vor gar nichts Ehrfurcht?« Er drehte sich zu den Wachen um. »Packt alles zusammen und werft die verdammten Kerle in den Turm.«
    Und so geschah es.
    Die Waffen nahmen sie uns ab, das heißt Robert, Rainulf und mir. Und dann schlossen sie uns in ein Verlies im Turm. Einen Krug mit Wasser stellten sie uns hin, einen Laib Brot, ein paar Hühnerkeulen und einen Eimer für unsere Notdurft. Auf Betten und Licht mussten wir verzichten. Und so fanden wir uns auf dem kalten, steinigen Boden im Dunkeln sitzend wieder, noch viel zu überrascht, um einen klaren Gedanken zu fassen.
    *
    Tagelang saßen wir im Turm fest, ohne dass sich ein bekanntes Gesicht gezeigt hätte. Die Wachen brachten gerade genug zu essen, um uns nicht verhungern zu lassen, mehr aber auch nicht. Sie waren nicht unfreundlich, aber man hatte ihnen verboten, mit uns zu reden. Nicht einmal Stroh zum Liegen gab es. In der Nacht hockten wir mit dem Rücken an der Wand auf dem kalten Boden und versuchten, ein Auge zu schließen. Tagsüber fiel etwas Licht durch eine schmale Schießscharte, die einen begrenzten Blick

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