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Das Schwert des Normannen: Roman (Knaur TB) (German Edition)

Das Schwert des Normannen: Roman (Knaur TB) (German Edition)

Titel: Das Schwert des Normannen: Roman (Knaur TB) (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Ulf Schiewe
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Tunika.
    Robert legte seinen Arm um Fulkos Schultern. »Ich danke dir für deinen Einsatz und deine Treue, Fulko«, hörte ich ihn sagen. »Ich weiß, es war nicht leicht für dich. Ich werde es dir jedenfalls nicht vergessen.«
    Fulko nickte. »Was soll’s? Wir haben ja nur Gold genommen. Und Gott wohnt nicht im Gold.«
    Bald darauf hörten wir Hufgetrappel, das sich vom Berg herab näherte, und waren erleichtert, als wir unter den Ersten Thores helles Haar erkannten.
    »Wie ist es gegangen?«, fragte Robert ihn.
    Thore war außer Atem. »Wie geplant.« Er holte tief Luft. »Vier von ihnen haben wir erwischt. Die anderen sind geflohen.«
    »Die werden bald noch mehr schicken. Wahrscheinlich holen sie Verstärkung aus Siponto. Aber erst am Morgen. Bis dahin sind wir lange weg.«
    »Einen haben wir verloren«, sagte Thore.
    »Wen?«
    »Den kleinen Richard. Den hat einer mit der Lanze erwischt. Mitten durch die Brust. War nicht mehr zu retten.«
    Ein stiller Bursche. Ich kannte ihn kaum. Und doch stimmte uns der Verlust traurig.
    Als Herve wieder zur Besinnung kam und reiten konnte, brachen wir auf und folgten dem Pfad durchs Tal, während die Nacht uns schützend umhüllte.

Drogos Zorn
    Z wei Nächte lang ritten wir nach Süden. Niemand verfolgte uns. Und selbst wenn. Das Wetter war trocken, und auf den tagsüber recht belebten Straßen waren unsere Spuren gewiss schon lange von Hunderten von Füßen, Hufen und Karrenrädern unkenntlich gemacht worden.
    Seltsam war, dass Arichis sich plötzlich und von allen unbemerkt davongemacht hatte. Schon in der ersten Nacht. In einem Augenblick war er noch da, im nächsten hatte ihn der Erdboden verschluckt. Doch Robert schien es nicht zu kümmern. Arichis hatte seinen Zweck erfüllt.
    »Seltsamer Knabe«, raunte Reynard. »Irgendwas sagt mir, mit dem sind wir noch nicht fertig.«
    Am dritten Tag trauten wir uns auch tagsüber auf die Straßen, und als wir einen kleinen Ort erreichten, der kein befestigtes castello besaß außer einem alten, unbemannten Turm, beschloss Robert, uns einen Tag Rast zu gönnen. Um vor Überraschungen sicher zu sein, schickten wir Wachen auf den Turm, von wo aus man einen freien Ausblick in alle Himmelsrichtungen hatte. Foggia hieß das Städtchen und lag mitten in einer weiten Ebene, Teile davon feucht und sumpfig.
    Die Bewohner waren furchtsam und taten alles, um uns gefällig zu sein. Zum ersten Mal seit Wochen bekamen wir etwas Vernünftiges zu essen. Schinken, Würste, besten Käse und gutes Brot. Auch ihr Wein war nicht zu verachten. Robert zeigte sich großzügig und bezahlte aus unserem Hort für alles, was sie uns brachten. Dann ließ er einige der Pferde neu beschlagen. Und dabei entdeckte er in der Schmiedewerkstatt zwei Kettenhemden, an denen der Schmied bis vor kurzem gearbeitet hatte. Der wollte sie ihm erst nicht überlassen, denn sie waren für einen Edelmann aus der Gegend. Aber Roberts Gold überzeugte ihn schließlich, denn in einer solchen Panzerung steckten viele Monate Arbeit. Ein sicherer Käufer war daher mehr wert als das vage Versprechen eines Landedelmannes.
    Eines der Kettenhemden schenkte Robert mir.
    »Du hast dich bewährt, Junge«, sagte er, als ich große Augen machte. »Wenn wir in Melfi sind, will ich, dass Fulko und Ragnar dich noch besser mit dem Schwert und im Reiterkampf unterweisen. Dann sollst du immer an meiner Seite sein. Ich brauche einen verlässlichen Schildträger. Und du gehörst schließlich zur Familie.«
    Ich weiß nicht, über was ich mich mehr freute, über den Kettenpanzer oder dass ich sein Schildträger werden sollte. Bei Odin und allen Göttern. Da konnte einem schon der Kamm schwellen.
    Sobald die Leute im Ort gemerkt hatten, dass wir für Dienste und Waren mit Silber bezahlten, begannen sie, uns alles Mögliche zum Kauf anzubieten. Und so kamen unsere Jungs endlich zu brauchbaren Kleidern, Stiefeln, neuen Umhängen und was sie sonst noch gebrauchen konnten. In der Dunkelheit der Nacht und hinter den Hütten boten einige sogar ihre Töchter und Schwestern an. Das ließ sich so mancher, besonders natürlich Thore, nicht entgehen.
    Wir blieben noch ein paar Tage. Und als wir endlich wieder die Pferde bestiegen, brachten sie uns gebratene Hühner, Lammkeulen und einiges mehr an Wegzehrung. Danach standen sie noch lange am Ortsrand und schauten uns nach. Und wir freuten uns, dass wir diesmal nicht hatten stehlen müssen.
    Einige Jahre später sollte ich per Zufall wieder durch diesen Ort kommen.

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