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Das Schwert des Normannen: Roman (Knaur TB) (German Edition)

Das Schwert des Normannen: Roman (Knaur TB) (German Edition)

Titel: Das Schwert des Normannen: Roman (Knaur TB) (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Ulf Schiewe
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Und hol mich der Teufel, wenn da nicht ein paar hellhaarige Kinder herumgelaufen wären. Ich wette, keiner von meinen Kameraden hat eine Ahnung davon. Man kann eben nie wissen, wo es den Nornen in den Sinn kommt, unseren Schicksalsfaden mit denen anderer zu verweben.
    Jedenfalls erreichten wir Melfi ohne weitere Zwischenfälle.
    Diesmal sah die Burg aus der Ferne nicht mehr so bedrohlich aus wie noch im November. Es war Frühling, alles grünte und blühte, Vögel schwirrten umher und bauten ihre Nester. In den Wäldern hämmerten die Spechte. Es war, als läge Musik im Wind, als könnte man sanfte Hirtenweisen in der Ferne hören. Aber das Beste überhaupt: Wir waren jetzt reich. Zumindest sobald Robert Gelegenheit haben würde, die Beute zu teilen.
    »Es ist alles gutgegangen«, sagte ich zu Gerlaine. »Deine Befürchtungen haben sich nicht bewahrheitet. Der Christengott konnte uns nichts anhaben.«
    Sie zuckte mit den Schultern. »Ich habe mich wohl getäuscht«, erwiderte sie. »Umso besser.«
    Sie lenkte ihr Pferd dichter heran, um mich zu küssen. Doch meine gute Alba schien etwas gegen ihren Gaul zu haben und biss ihm in den Hals, woraufhin das arme Tier einen Satz zur Seite machte und Gerlaine beinahe abgeworfen hätte.
    »Ich hab einfach kein Glück mit dir«, scherzte ich, als sie ihr Pferd wieder im Griff hatte. »Nicht mal in Ruhe küssen kann man dich.«
    »Du hättest dir eines dieser Bauerntrampel in Foggia nehmen sollen. Die waren billig zu haben.«
    »Nur damit du das arme Ding wieder verprügelt hättest?«
    So scherzten wir noch eine Weile und ritten gut gelaunt in Melfi ein, wo man uns erkannte und zuwinkte. Es wurde immer noch fleißig gebaut, und hier und da ließen sich Fortschritte erkennen. Robert bat Fulko, sich um Unterkünfte für die Truppe zu kümmern. Mir befahl er, ihm und Rainulf mit den Maultieren, die unsere Schätze trugen, zur Burg zu folgen.
    Wir grüßten die Wachen am Tor und stiegen im Burghof von den Pferden. Gleich waren wir von Knechten umringt, die unser Gepäck abladen wollten. Aber Robert ließ niemand an unsere Sachen heran. Wir nahmen die Beute von den Maultieren und verstauten alles in seiner Kammer. Zurück im Hof erfrischten wir uns an einem Brunnen die Gesichter und gingen frohgemut zur großen Halle, um unsere Rückkehr zu feiern. Ich war sicher, man würde Robert endlich den gebührenden Respekt zollen, auch wenn wir nicht nach Scribla gezogen waren.
    Es war bereits die vorgerückte Stunde des späten Nachmittags, wenn sich für gewöhnlich die Barone, die in der Stadt weilten, mit ihren Vertrauten einfanden, um zu tratschen und die ersten Bierkrüge zu leeren, bevor das Mahl aufgetragen wurde.
    Als wir eintraten, blieb Robert einen Augenblick lang stehen und sah sich um. Bei seinem Anblick verstummten die Gespräche schlagartig, alle Blicke flogen in seine Richtung. Obwohl er zu jenen seltenen Menschen gehörte, die stets die Aufmerksamkeit auf sich ziehen, wo immer sie auftauchen, heute musste die plötzliche Stille noch etwas anderes bedeuten. Niemand schien überrascht, uns zu sehen. Es herrschte eine seltsame Stimmung. Der ganze Saal schien den Atem anzuhalten, sogar die Schankweiber standen still und starrten zu uns herüber.
    »Seid allerseits gegrüßt«, rief Robert unbekümmert und schlenderte auf einen freien Platz zu, wo er sich niederließ und die Magd Maria anwies, uns Wein zu bringen. Zu meiner Erleichterung war Elda nirgends zu sehen.
    Rainulf und ich nahmen ebenfalls Platz. Von den Baronen waren weder Girard di Buonalbergo noch Onfroi zugegen. Dafür aber Pierron di Trani, Asclettin, Tristan und einige andere mir bekannte Gesichter. Drogo thronte am gewohnten Ehrenplatz und neben ihm seine neue Gemahlin Gaitelgrima. Sie nahm uns, das heißt eher Robert, mit unverhohlener Neugierde in Augenschein. Aber nicht ohne ein spöttisches Lächeln in Richtung ihres Gemahls, als würde sie gespannt darauf warten, was er zu unserem Erscheinen zu sagen hätte.
    Drogos Miene war düster geworden und sein unschönes Gesicht so dunkel angelaufen, dass sich die Narbe über dem Auge noch stärker als sonst bemerkbar machte. Die Zeichen standen auf Sturm, nur mit Mühe schien er sich zu beherrschen.
    Doch Robert kümmerte es wenig. »Wie du siehst, sind wir wohlbehalten zurück, Bruderherz«, sagte er mit einem gewinnenden Lächeln, hob seinen Becher und trank ihm zu.
    Aber nun war es Drogo wohl zu viel.
    »Verdammt noch mal, Robert«, brüllte er und schlug mit

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