Das Schwert des Normannen: Roman (Knaur TB) (German Edition)
Sprache lernen. Padre, madre, figlio. Ist doch nicht so schwer. Und die Frau ist meine cognata. Alles klar?«
Rainulf legte den Kopf schräg und zwinkerte ihm belustigt zu. »Ich würde sagen, mein lieber cognato, auf dieses Feld solltest du sehr vorsichtig treten. Schließlich steckst du ohnehin schon bis zum Hals in der Scheiße.«
Robert lachte. »Da könntest du recht haben.«
*
Noch am gleichen Tag kamen die Wachleute und sagten zu Rainulf und mir, wir wären frei und könnten gehen. Rainulf aber weigerte sich, obwohl Robert es ihm ausdrücklich nahelegte.
»Ich habe mich dir verschworen«, sagte er, »und werde dich jetzt nicht im Stich lassen. Dass du hier im Kerker sitzen musst, ist schlimm genug. So bist du wenigstens nicht allein.«
Darauf bekam Robert feuchte Augen und dankte ihm. Doch als auch ich vorschlug zu bleiben, wollte er nichts davon hören.
»Du sollst da draußen für mich Auge und Ohr sein. So bist du mir nützlicher als hier drinnen.« Er fuhr mir mit einer freundlichen Geste durchs Haar und fügte hinzu: »Halt dich an Lando. Er wird dir helfen. Und sag den anderen, sie sollen guten Mutes sein und sich zur Abwechslung mal anständig benehmen.«
»Ohne Silber kein Besäufnis. Was sollen sie schon anstellen?«, erwiderte ich betrübt.
»Auch wieder wahr.« Er lächelte. »Und nun geh.«
Schweren Herzens ließ ich sie zurück. Bevor ich ging, sah ich noch, wie die Wachen Strohlager, Tisch und Stühle für die beiden brachten. Wenigstens würden sie die Gefangenschaft so besser ertragen können.
Nachdem ich mir meine Waffen geholt und im Stall der Burg nach Alba gesehen hatte, ging ich auf die Suche nach den Kameraden. In unserer Scheune hausten jetzt andere. Erst nach langem Herumfragen fand ich sie auf freiem Feld außerhalb der Stadt, wo sie ein Lager errichtet hatten. Mit bedrückten Mienen umringten sie mich.
»Habt ihr nichts Besseres als diese Wiese gefunden?«
»Drogos Leute zeigen uns die kalte Schulter«, meinte Fulko. »Zum Glück sind die Nächte jetzt wärmer. Und Verpflegung kriegen wir auch.«
Dann erkundigte er sich nach Robert und Rainulf und schüttelte niedergeschlagen den Kopf, als ich erzählte, wie wir behandelt worden waren. Vielleicht sei es Gottes Strafe für unsere Taten, meinte er. Auch dass uns alle Beute genommen worden war.
»Ach. Ist Drogo etwa ein Heiliger, dass dein Gott ihn mit unserem Gold überhäuft?«, bemerkte ich giftig. »Sag mir lieber, wo Gerlaine ist. Ich kann sie nirgends sehen.«
»Girard di Buonalbergo hat sie geholt. Sie soll seiner Tante Alberada zur Hand gehen.«
»Und sonst sind alle vollzählig?«
»Außer Thore«, krähte Hamo. »Der hat ein warmes Nest gefunden. Man sieht ihn kaum noch.«
»Und wo?«
»Du erinnerst dich an die zwei Weiber, mit denen er damals im Stroh gelegen hat?« Herman kicherte und rollte bedeutungsvoll die Augen. »Stellt sich raus, die sind Schwestern. Die Eltern sind gestorben, und die beiden haben ein hübsches Häuschen am Stadtrand geerbt.«
»Wo findet der so was nur immer«, knurrte Ragnar mit unverhohlenem Neid. »Gleich zwei auf einmal und muss noch nicht mal bezahlen.«
»Irgendwann erwischt ihn ein gehörnter Ehemann«, feixte Hamo. »Dann setzt es was.«
Ich erzählte ihnen, dass Robert und Rainulf jetzt besser behandelt würden und dass sie frohen Mutes wären, bald freizukommen. Natürlich war das gelogen, aber ich wollte den Jungs ein wenig Hoffnung machen. Und als ich ihnen ausrichtete, sie sollten sich gefälligst benehmen, grinsten sie und rissen ein paar Witze, besonders über Rollos wüste Raufereien, aber die übliche Ausgelassenheit war nicht zu spüren. Am Ende herrschte betretenes Schweigen.
»Ist scheiße gelaufen, Mann«, fasste Herman die Gefühle zusammen. »Jetzt geh und küss deine Braut. Wir kommen schon zurecht.«
Ich fragte mich zu Buonalbergos Haus durch und fand es in einer versteckten Gasse. Es war groß und geräumig, hatte gar ein zweites Stockwerk und Ställe im Hinterhof, aber es war hastig errichtet worden und nicht besonders schön. Eine Mauer umgab das Anwesen, vor dem Tor standen Wachen. Girard sei nicht anwesend, hieß es. Ich erklärte ihnen, ich hätte eine Botschaft für die Baronessa von Robert Guiscard. Daraufhin ließen sie mich ein.
Alberada erschien sofort. Selbst in verweintem Zustand war sie noch wunderschön. Kein Wunder, dass Robert ihr mit Leib und Leben verfallen war.
Sie fasste mich am Arm. »Wie geht es ihm?«, hauchte sie.
Hinter ihr
Weitere Kostenlose Bücher