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Das Schwert des Sehers

Das Schwert des Sehers

Titel: Das Schwert des Sehers Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Daniel Loy
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Hilfe gefunden hätten bei dem, was wir vorhaben? Wohl kaum. Ich hatte keine Freunde an diesem Ort, die mich auf einer so gefahrvollen Reise begleitet hätten. Und es ist auch schon fünfundzwanzig Jahre her, dass ich zuletzt da war.«
    »Dann ist es gut, dass wir nicht haltgemacht haben«, befand Meris. »Wenn dich jemand erkannt hätte, würde sich bald herumsprechen, dass du noch lebst und wohin wir unterwegs sind. Wahrscheinlich sollten wir Sir-en-Kreigen mehr meiden als jeden anderen Ort.«
    »Du hast recht.« Dauras starrte in die Richtung, wo hinter Hügeln und Bäumen und Flussschleifen irgendwo die Stadt liegen musste. »Ich wollte immer als Sieger zurückkehren. Doch jetzt ist nicht der richtige Zeitpunkt dafür.«
    Am zweiten Tag der Bootsfahrt drehte der Wind. Er blies nun von Süden her und brachte Regen mit. Die Wasserfäden hingen über dem großen Strom wie ein grauer Nebel und ließen die Ufer verschwimmen. Das Schiff fuhr mit der Strömung und machte weiterhin Fahrt.
    Der Kapitän wollte seine Ladung in Marmedon feilbieten.Meris drängte ihn, nach Efteldorf weiterzufahren   – einem kleineren Ort, der näher bei den Schaumpfaden lag, den Stromschnellen, die den Fluss nach Süden hin abschnitten und die als Grenze für die Schifffahrt galten.
    Zwischen Efteldorf und der Hammerschlagfurt gab es einen Transportweg. Auf hölzernen Schienen und mit Rollen konnten Schiffe über Land gebracht werden. Aber das lohnte sich selten. Üblicherweise wurden die Waren einfach umgeladen, und die Flussschiffer beschränkten sich darauf, entweder den Süden vom Meer bis Hammerheim oder den Norden von den Schaumpfaden bis zu den Nebelfällen zu bedienen. Meris war nicht einmal überzeugt davon, dass die Anlage noch etwas taugte. Fühlte sich jemand dafür verantwortlich, jetzt, da das Reich zerfiel? Wann war zuletzt ein Schiff darüber befördert worden?
    Für sie und Dauras endete die Fahrt hier. Ihr Kapitän suchte einen Abnehmer, der die Ladung in den Süden brachte. Seine beiden Passagiere setzte er auf dem linken, weniger belebten Flussufer ab. Meris besorgte zwei schnelle Pferde, und von da an ritten sie.
    Die Straße war nass, glitschig und tückisch. Die Sicht war schlecht. Doch Dauras bemerkte es kaum. Er verließ sich ohnehin lieber auf sein Pferd und folgte Meris. Mehr denn je bedauerte er, dass er so schlecht reiten konnte, und mittlerweile fehlten ihm die scharfen Sinne, um das auszugleichen.
    Meris trieb sie an und scherte sich nicht um die Sicherheit, Dauras klammerte sich an der Mähne seines Rosses fest. Er hoffte das Beste und kam sich wie ein Feigling vor. Aber es machte ihm zu schaffen, dass er keine Kontrolle hatte, dass er weder wusste, was sie erwartete, noch wie viel Einfluss er darauf hatte.
    Als der Fluss einen Bogen nach Westen beschrieb, wählte Meris einen Abzweig und hielt sich weiter Richtung Süden.Die Straßen wurden schlechter, und sie mühten sich über die Dörfer im Hinterland.
    »Ist das klug?«, fragte Dauras bei einer Rast, als sie in einem abgelegenen Dorfgasthaus beisammensaßen und die Köpfe zusammensteckten, während ihre Pferde draußen versorgt wurden.
    »Was meinst du?«, fragte Meris zurück.
    »Die Straße am Fluss ist besser. Ich denke, wir kämen dort schneller voran.«
    »Ich bin nicht abgebogen, um eine Abkürzung zu reiten«, erklärte sie. Misstrauisch ließ sie den Blick durch die Gaststube schweifen, die jetzt, zur Mittagszeit, an diesem vierten Tag ihrer Reise so gut wie leer war. Dennoch senkte sie die Stimme. »Wenn wir über die Flussstraße reiten, sieht jeder, dass wir aus dem Norden kommen. Ginge es mir nur um die Schnelligkeit, hätte ich in Hammerheim wieder ein Schiff genommen.
    Ich würde gern von Osten her vor Meerbergen erscheinen. Denk daran, wir wollen als Reisende aus dem Städtebund auftreten. Wenn wir aus neutralem Gebiet kommen, wird man uns mit weniger Misstrauen begegnen.«
    »Damit wir die Straße vom Städtebund erreichen, müssen wir einen sehr großen Bogen nach Südosten schlagen«, wandte Dauras ein. »Können wir uns so einen Umweg leisten?«
    »Gemach«, erwiderte Meris. »Unsere Tarnung muss nicht perfekt sein. Ich kann immer sagen, wir hätten unterwegs eine Verwandte in der Gegend besucht. Ich kenne mich gut genug aus hier, um die Nebenstraßen zu nehmen. Zwei Tage Umweg können wir uns erlauben.«

2 5.3.963   – Meerbergen
    An der Hafeneinfahrt von Meerbergen nahm die Feuerläufer den Lotsen an Bord. Es war eine Karavelle,

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