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Das Schwert des Sehers

Das Schwert des Sehers

Titel: Das Schwert des Sehers Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Daniel Loy
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ein reines Segelschiff, und der Wind blies aus wechselnden Richtungen. So wurde der Zweimaster schließlich von einem Ruderboot zum Liegeplatz geschleppt.
    Carelian von Kranzbogen wartete neben dem Kapitän auf den Schreiber des Hafenmeisters, der das Schiff registrieren sollte. Es dauerte lange, bis der Schreiber eintraf   – ein kleiner Mann mit einer braunen Pluderhose, die oberhalb der dünnen Waden geschnürt war. Er trug ein blaues Hemd mit Rüschen und gebauschten Ärmeln, einen kurzen roten Mantel mit weiten Falten um die Schultern. Alles zusammengenommen sah er aus wie ein Storch, den man aufgeblasen und durch ein paar Farbtöpfe gezogen hatte.
    Carelian konnte bei dem Anblick ein Lächeln nicht unterdrücken. Er fragte sich, ob das die normale Aufmachung des Mannes war, oder ob es bereits zum Fest des Lebens gehörte, das in Meerbergen wie nirgendwo sonst als das »Maskenfest« bekannt war.
    Der Schreiber sah sich um. Er klappte ein kleines hölzernes Kästchen auf, in dem Feder, Tintenfass und Papier waren.
    »Aus dem Städtebund, hat der Lotse vermeldet?«, fragte er.
    Carelian trat vor und zog seinen Hut. »In der Tat«, sagte er. »Wenn ich mich vorstellen darf: Carelian ist mein Name. Ich habe das Schiff gemietet.«
    Er verzichtete darauf, den Namen seiner Familie zu nennen. Er hatte einen guten Vorwand dafür: Geschäft und Handel waren keine ritterlichen Tätigkeiten. Oft genug kam es vor, dass ein Mann von Stand sich diesem einträglichen Gewerbe zuwandte   – doch vor allem in den alten Familien ließ man den ererbten Namen dabei meist außen vor.
    »Ein sehr schnelles Schiff für so eine kurze Fahrt«, stellte der Schreiber fest.
    »Die Feuerläufer hat gewagtere Reisen hinter sich, habe ich mir sagen lassen«, erwiderte Carelian. »Aber mir kam sie gerade recht. Ich lasse heikle Ware befördern, und schon ein paar Tage Verspätung können mir das Geschäft verhageln.«
    Er beugte sich vor und senkte verschwörerisch die Stimme: »Ich bringe Waffen aus dem Städtebund. Schwerter in bester Qualität. Langspieße aus Eschenholz und Hartriegel, die halten jeden Reiter auf   …«
    »Ja, ja.« Der Schreiber runzelte die Stirn. »Ihr müsst mir nichts verkaufen. Für wen sind die Güter bestimmt?«
    »Ich wollte sie auf eigene Rechnung anbieten«, sagte Carelian. »Es sollte nicht schwer sein, einen Käufer zu finden. Es wird bald Krieg geben, und Euer Rat wird dankbar sein für meine Lieferung.«
    Der Schreiber sah ihn mit offenem Missfallen an. »Ihr seid in der falschen Stadt. Die Flotte sitzt in Südlandhaven.«
    »Aber der Krieg wird als Erstes hierherkommen, meint Ihr nicht?«, entgegnete Carelian. »Wenn es so weit ist, werdet Ihr nicht auf Hilfe warten wollen. Die Bürger von Meerbergen müssen sich bewaffnen   – und in den wenigen Tagen, die dafür bleiben, dürfte das eine Goldgrube sein.« Er zwinkerte dem Schreiber zu.
    Der Mann schürzte die Lippen. »Wir sind gut gerüstet. Und Ihr habt den Zeitpunkt schlecht gewählt. Das Maskenfest steht vor der Tür. Da denken die Leute an etwas anderes als an Geschäfte.«
    »Schlecht gewählt?« Carelian hob die Brauen. »Manch einer würde sagen, Meerbergen zur Zeit des Maskenfestes ist an sich schon eine Reise wert. Ich sage, in angenehmer Gesellschaft und bei Wein und Speisen ist die beste Gelegenheit, um mit einem Geschäftsfreund ins Gespräch zu kommen und einen Handel abzuschließen.«
    Der Schreiber schüttelte den Kopf. Er schrieb eilig die Angaben zu Schiff und Fracht nieder und klappte den Holzdeckel wieder zu.
    »Ihr solltet die Ladung erst einmal versiegeln«, sagte er. »In der Dekade vor dem Fest läuft der Hafenbetrieb nur mit einer Notbesetzung.
    »Ich würde mich wohler fühlen, wenn ich meine Güter in einem Lagerhaus hätte. In einer gut gesicherten Halle zur Stadt hin. Könnt Ihr mir einen passenden Ort vermitteln?«
    »Ich schicke jemanden, der Euch mit den Vermietern zusammenbringt«, sagte der Schreiber. »Aber das wird ein wenig dauern. Wir sind unterbesetzt.« Schon stolzierte er über die Landungsbrücke davon.
    Am Zugang der Mole lungerten einige zwielichtige Gestalten herum und spähten zu dem neu angekommenen Schiff herüber   – die üblichen Herumtreiber in einer Hafengegend: Tagelöhner, gestrandete Matrosen und vermutlich auch der eine oder andere Kundschafter der örtlichen Diebesgemeinschaften, der sehen wollte, ob es etwas zu holen gab.
    Der Kapitän der Feuerläufer nahm seinen Hut ab und wischte sich

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